W ikileaks-Gründer und Journalist Julian Assange zeigt Anzeichen psychologischer Folter, erklärte UN-Sonderberichterstatter Nils Melzer heute Mittag am Brandenburger Tor Berlin anlässlich der Demonstration „Journalismus ist kein Verbrechen – Freiheit für Julian Assange!”
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Nils Melzer hatte Assange im Gefängnis mit Kollegen untersucht, bezeichnet die Inhaftierung als völkerrechtswidrig und fordert Assanges Freilassung. „Ich habe ihn am 9. Mai 2019 zusammen mit Ärzten, einem Psychiater und einem Forensiker, besucht. Wir haben einen vierstündigen Besuch gemacht, eine Stunde davon war ein Gespräch und drei Stunden waren medizinische Untersuchungen. Ich kann wegen der ärztlichen Geheimhaltung jetzt nicht wirklich ins Detail gehen mit der Diagnose, aber er hat ein ganz klares Syndrom gezeigt, das typisch ist für Opfer von psychologischer Folter. Das ist extreme emotionale und mentale Destabilisierung, Angstzustände, posttraumatische Syndrome und ganz klar etwas, was typisch ist für Folteropfer”, berichtete Melzer.
Der italienische Bildhauer Davide Dormino präsentierte seine Skulptur „Anything to say?”. Das Werk ist allen Menschen gewidmet, die den Mut haben, der Totalüberwachung, Krieg, gleichgeschalteten Medien und politischer Repression Widerstand zu leisten.
Die Skulptur beinhaltet vier Stühle aus Bronze, auf drei stehen die Whistleblower Edward Snowden, Julian Assange und Chelsea Manning. Der vierte Stuhl ist leer, „auf diesem Stuhl stehen wir alle„, erläuterte der Künstler, da die Pressefreiheit uns alle angeht.
Teilnehmer der Demonstration stellten sich auf den Stuhl und bekundeten mit Plakaten ihre Solidarität mit Julian Assange.
John Shipton, Julian Assanges Vater, schilderte in eindrucksvollen Worten, wie sich der Gesundheitszustand seines Sohnes weiterhin verschlechtert und bedankte sich für die internationale Solidarität. Kristinn Hrafnsson, Wikileaks Chefredakteur, brachte es auf den Punkt: Julian Assange ist ein politischer Gefangener.
Sahra Wagenknecht betonte, dass der Fall Assange den Boden der Rechtsstaatlichkeit längst verlassen hat und appellierte für die verstärkte Fortführung der Solidarität mit Julian Assange in den kommenden Monaten. Nicht zuletzt ginge die Verteidigung der Pressefreiheit uns alle an.
In Dresden fand am Abend vor dem Haus der Presse eine weitere Solidaritätskundgebung für Julian Assange und die Verteidigung der Pressefreiheit statt.