N ach der Kriminalisierung des Bürgerrechtlers und WikiLeaks-Informanten Bradley Manning durch ein US-Militärgericht hat der Gründer der Enthüllungsplattform Julian Assange Journalisten auf der ganzen Welt aufgerufen, sich um die Sicherheit ihrer Informanten zu kümmern.
Am Dienstag hatte das US-Militärgericht in Fort Meade den 25-jährigen US-Soldaten in 19 von 21 Anklagepunkten, darunter wegen Spionage, Geheimnisverrats, Computerbetrugs und Diebstahls, schuldig gesprochen.
Bradley Manning hatte eingeräumt, als im Irak stationierter Soldat zwischen November 2009 und Mai 2010 hunderttausende teilweise geheime Dokumente aus Armeedatenbanken an WikiLeaks weitergereicht zu haben.
Manning steht zu dieser Handlung, da er Transparenz schaffen wollte, um über die Brutalität des Krieges und US-Kriegsverbrechen aufzuklären.
Der Schauprozess gegen Bradley Manning, dem auch Folter vorausgegangen ist, ist der erste gegen einen prominenten Whistleblower in den USA und soll dem Regime als Präzedenzfall und zur Abschreckung anderer Demokraten dienen.
Die Journalisten-Organisationen in den USA meiden es gewöhnlich, an der Verteidigung ihrer Quellen vor Gericht teilzunehmen, so Assange. „Alle Journalisten sind verpflichtet, ihre Quellen zu verteidigen“, sagte der WikiLeaks-Gründer.
Dies solle nach Möglichkeit juristisch geschehen, dazu komme rechtliche und politische Unterstützung, führte Assange aus.
Das Nonprofit-Projekt WikiLeaks existiert seit 2007. Ziel des Portals ist das Aufdecken unethischen Verhaltens in Regierungen und Unternehmen. Seit Juni 2012 sitzt Julian Assange, der Gründer der Enthüllungsorganisation, in der Botschaft von Ecuador in London fest und entzieht sich so seiner Auslieferung an das US-Regime.
Assange schrieb in einem öffentlichen Statement, Mannings Enthüllungen hätten Kriegsverbrechen aufgedeckt, Revolutionen verursacht und demokratische Reformen eingeleitet. Manning sei „der typische Whistleblower“.
Die Entscheidung des US-Militärgerichts bedeute, dass „zum ersten Mal ein Whistleblower wegen Spionage verurteilt wird“. Assange bewertete dies als „gefährlichen Präzedenzfall und Beispiel für staatlichem Sicherheitsextremismus“.
Er führte an, dass US-Präsident Barack Obama mehr Verfahren gegen Whistleblower wegen Spionage initiiert habe als alle früheren Präsidenten zusammen – und das, obwohl er selbst als Präsidentschaftskandidat 2008 Whistleblowing als einen Akt von Mut und Patriotismus gelobt hatte.
Die entsprechenden Passagen aus Obamas Wahldokument sind allerdings in der vergangenen Woche von der Internetseite entfernt worden.
Assange kritisierte zudem, dass in dem gesamten Verfahren gegen Manning kein einziges Opfer der Enthüllungen Mannings benannt worden sei.
„Die Anklage präsentierte nicht einen einzigen Beweis – oder behauptete auch nur -, dass wenigstens eine einzige Person durch Bradley Mannings Enthüllungen zu Schaden gekommen sei.“
Das einzige “Opfer” sei der verwundete Stolz der US-Regierung gewesen.
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