K urz vor der entscheidenden Abstimmung im französischen Senat machen einige Türken noch einmal mobil, mit einer Kundgebung in Paris: In Frankreich gilt bereits, dass der Tod vieler Armenier unter den Osmanen während des Ersten Weltkriegs ein Völkermord war.
Jetzt folgt Stufe zwei: Als zweite Parlamentskammer wird am Montag wohl auch der Senat beschliessen, dass so ein offiziell anerkannter Völkermord nicht geleugnet werden darf – so wie schon der Holocaust.
Viele Türken fühlen sich durch die französische Politik einseitig behandelt:
„Die Forscher müssen das in beiden Ländern untersuchen, nicht nur in einem“, sagt einer der Demonstranten.
„Die Abgeordnete, die den Gesetzentwurf eingebracht hat, war in Armenien. Gut so – aber warum war sie nie in Ankara, um die türkischen Archive einzusehen?“
Auch die türkische Regierung hat Frankreich davor gewarnt, das Gesetz zu verabschieden: Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind durch die Debatte schon länger schwer belastet.
Die Türkei als Nachfolger des Osmanischen Reichs bestreitet nicht, dass damals Verbrechen verübt wurden: Immerhin kamen Hunderttausende Menschen ums Leben, auch wenn die Opferzahlen je nach Quelle äusserst unterschiedlich ausfallen.
Die Türkei sieht die Verbrecher zu jener Zeit aber auf beiden Seiten und bestreitet vor allem, dass die damaligen Ereignisse einen Völkermord darstellen.