M it hochgehaltenen Schuhen haben in Berlin vor dem Schloss Bellevue rund 500 empörte Bürger gegen Bundespräsident Christian Wulff (CDU) demonstriert. Die Aktion trug das Motto „Wulff den Schuh zeigen – Herr Präsident!“
Auf Plakaten forderten mehrere Teilnehmer den wegen der Kredit- und Medienaffäre unter Druck stehenden Bundespräsidenten auf dem Gehweg am Schloss Bellevue in Berlin-Tiergarten zum Rücktritt auf. „Wulff in die Produktion“ hiess es da.
Als Nachfolge-Kandidat wurde u.a. der Kabarettist Georg Schramm empfohlen. Für Lärm wurde ausserdem mit zahlreichen Trillerpfeifen gesorgt.
In der arabischen Kultur werden mit dieser Geste Menschen verhöhnt, aber auch Ärger und Verachtung werden so zum Ausdruck gebracht. „Wir wollen die Schuhe aber nur hochhalten, nicht schmeissen“, betonte Jürgen Jänen, ein Sprecher der Veranstaltung.
Die Polizei zeigte deutliche Präsenz. Die Demonstranten durften nicht auf den Gehweg direkt vor dem Schloss, sondern mussten auf der anderen Strassenseite am Tiergarten protestieren.
Auf dem Schlossgiebel wehte die Fahne mit dem Bundesadler. Diese zeigt gewöhnlich die Anwesenheit des Hausherrn an. Bei Reisen oder Terminen ausser Haus ist sie eingezogen. Wulff zeigte sich den ungebetenen Besuchern aber zunächst nicht.
Einen Tag zuvor hatte er mit den Sternsingern willkommene Gäste persönlich an der Haustür begrüsst und empfangen.
Eine ähnliche Aktion hatten hunderte Demonstranten bereits Ende Februar 2011 organisiert, um „dem Lügenbaron den Schuh“ zu zeigen – eine Anspielung auf die fehlenden Fussnoten in der Doktorarbeit von Theodor Guttenberg.
Am Zaun des Ministeriums befestigten sie Schuhe und Schilder mit Schmähworten, unter anderem Anspielungen auf ein französisches Revolutionslied aus dem 18. Jahrhundert.
Wulff steht seit Mitte Dezember wegen seiner Kredite für den Kauf eines Eigenheimes in seiner Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen in der Kritik.
Eine neue Dimension erhielt der Fall, als bekannt wurde, dass er mit einem Anruf bei “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann versuchte, einen Bericht zu seinem Skandal zu verhindern.
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