T rotz Einschränkung der Demonstrationsfreiheit durch sog. “Sicherheitszonen” konnte heute in Dresden etwas abseits des Tagungshotels eine Protestkundgebung eines Bündnisses der Friedensbewegung gegen die diesjährige Bilderberg-Konferenz durchgeführt werden. Seit dem frühen Vormittag und noch bis zum Nachmittag informieren sich auf dem Dresdner Theaterplatz politisch interessierte Bürger über den Charakter der undemokratischen Veranstaltung imperialistischer Funktionsträger.
Demokraten, Antifaschisten, Antiimperialisten und Kriegsgegner protestieren gemeinsam und setzen ein Zeichen für Frieden und Souveränität, gegen Imperialismus und Krieg.
„Raus aus der NATO!“ und „Kein Krieg mit Russland!“ gehören immer wieder zu den populärsten Forderungen, die heute nahe dem Tagungshotel Taschenbergpalais Kempinski artikuliert werden und auf Fahnen und Spruchbändern zu lesen sind.
Die Bilderberg-Konferenz ist für die Themen transatlantische Netzwerke, Souveränität, NATO, Faschismus, Imperialismus und Krieg eine richtige Adresse. Kampagne und Protest trugen erfolgreich dazu bei, Presse und Öffentlichkeit mit diesen zentralen Herausforderungen unserer Epoche intensiver als während vergangener Bilderberg-Konferenzen zu konfrontieren.
Obwohl das Medienecho dank unserer umfangreichen Pressearbeit dieses Jahr weit stärker ausfiel, so blieben die Proteste, was die Teilnehmerzahl betrifft, doch deutlich unter den Erwartungen. Einmal mehr zeigte sich, dass die im gesellschaftlichen Diskurs oftmals eingeforderte Partizipation, Eigeninitiative und Gestaltungsmöglichkeit von unten, in der Realität wenn es drauf ankommt, nur von relativ wenigen wahrgenommen wird. An diesem menschlichen Sozialverhalten hat auch die viel gepriesene Vernetzung durch neue Medien nicht grundsätzlich etwas zu ändern vermocht.
Für die Zukunft wird man aus dieser gesellschaftlichen Realität Konsequenzen für die politische Arbeit ziehen müssen.
Dennoch ist die heutige Kooperation von Demokraten unterschiedlicher Weltanschauungen auch ein wichtiger Impuls zum Aufbau einer breiten, realpolitisch handlungsfähigen Friedens- und Widerstandsbewegung.
→ FAZ + Reuters-Video zur Protestkundgebung
Proteste gehen in den nächsten Tagen weiter (Update)
Die Proteste gehen auch am morgigen Freitag weiter, ab 12.00 Uhr steht die Mahnwache für Frieden Dresden mit weiteren Friedensaktivisten wieder auf dem Theaterplatz.
Am Samstag beginnt um 13.30 Uhr eine Demonstration auf dem Dresdner Postplatz.
Was ist die Bilderberg-Konferenz?
Rund um das Thema Bilderberg-Konferenz, die erstmals 1954 in den Niederlanden tagte und dann jährlich in verschiedenen Ländern stattfand, existieren unterschiedliche Einschätzungen und Debatten zum Charakter dieser Veranstaltung.
Grund hierfür ist nicht zuletzt der Umstand, dass die Inhalte der Konferenzen geheim sind und keine Informationen nach aussen dringen, obwohl neben privaten Vertretern aus Wirtschaft und Medien auch aus Steuermitteln finanzierte Funktionsträger aus der offiziellen Politik, dem Militär und Geheimdiensten unter den Teilnehmern zu finden sind.
Ähnlich der Atlantikbrücke, dem Weltwirtschaftsforum oder der NATO-Sicherheitskonferenz (Münchner Sicherheitskonferenz) handelt es sich auch bei Bilderberg um formell private Veranstaltungen, die jenseits demokratisch-republikanischer Legitimation stattfinden, deren Durchführungen gleichwohl aber aus öffentlichen Geldern finanziert werden.
Es lässt sich objektiv bilanzieren, dass auf den Konferenzen Politik im Weltmaßstab besprochen wird, ohne dass der demokratische Souverän dazu einen Auftrag erteilt hat, das ganze gleicht eher mafiöser und antidemokratischer Konspiration.
Die Bilderberg-Konferenz reiht sich nahtlos in die Strukturen transatlantischer Netzwerke ein, so wurde bei der Gründung definiert; „dem steigenden Antiamerikanismus in Europa entgegenzuwirken und den Zusammenhalt zwischen den Machteliten auf beiden Seiten des Atlantiks sowie die Europäisierungsbewegung zu stärken, um ein geschlossenes Bündnis des Westens gegen den Kommunismus zu gewährleisten.“
Der ersten Bilderberg-Konferenz im Mai 1954 folgte im Oktober 1954 die Ankündigung des NATO-Beitritts der BRD, der 1955 vollzogen wurde.
Der französische Publizist Thierry Meyssan kommt nach intensiven Recherchen zu dem Schluss: „Bilderberg ist eine Schöpfung der NATO. Er zielt darauf ab, die Leader zu überzeugen und durch sie die öffentliche Meinung zu manipulieren, damit sie die Bilderberg-Konzepte annimmt und die Aktionen der Allianz teilt.“ [1]
- Was Sie nicht von der Bilderberg Gruppe wissen, Thierry Meyssan, Voltairenet 07.09.2011 ↩