D er russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat die Stationierung von Streitkräften in der Arktis angeordnet. Die russische Zeitung Wedomosti hält dies für einen weiteren Schritt im langjährigen Wettlauf um die riesigen Rohstoffschätze im Nordpolarmeer.
Laut Experten sind in der Arktis etwa 13 Prozent aller Öl- und 30 Prozent aller Erdgasvorräte der Welt konzentriert. Die meisten davon befinden sich in russischen und angrenzenden neutralen Gebieten.
Für Russland geht es aber nicht nur um die Vorkommen. Auf das Nordpolarmeer entfällt ein Sechstel des russischen Fischfangs. Ausserdem könnte die Nordostpassage wegen der massiven Eisschmelze für die Schifffahrt attraktiver werden.
Nach Einschätzung des russischen Ministeriums für regionale Entwicklung könnte der Gütertransport durch die Nordostpassage in den kommenden sechs Jahren von 1,26 auf 28,8 Millionen Tonnen steigen.
Dänemark und Kanada haben vor kurzem eine Erweiterung ihrer Hoheitsgewässer beansprucht, Russland hatte seinen entsprechenden Antrag bereits 2002 eingereicht. Laut dem UNO-Seerechtsübereinkommen wird den Arktis-Anrainern ein 370 Kilometer breites Meeresgebiet zugestanden.
Grössere Gebiete dürfen Länder beanspruchen, die beweisen, dass der Meeresgrund die Fortsetzung ihres Festlandsockels ist.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die Bildung von Militäreinheiten in der Arktis bereits im Februar verfügt. In der vorigen Woche kündigte er Russlands Rückkehr in die Region an.
In der Region geht es allerdings nicht nur um Politik, sondern auch um Wirtschaft bzw. die Arktis-Rohstoffe. Die Erschliessung der Arktis ist ein kostspieliges Unterfangen. Der Chef von Gazprom Neft Shelf, Alexander Mandel, verwies darauf, dass die russische Industrie keine geeigneten Ausrüstungen herstellen könne, weshalb beispielsweise das auf der Bohrinsel Priraslomnaja (Petschorasee) geförderte Öl äusserst teuer sei.
Selbst der am besten ausgerüstete Ölkonzern Shell hat für die Erschliessung von Ölvorkommen vor Alaska 4,5 Milliarden Dollar ausgegeben und keinen Erfolg gehabt. Nach mehreren Havarien Ende 2012 wurde dieses Projekt eingestellt.
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass es in der Welt keine effektiven Technologien zur Wasserreinigung im Eis gibt, so dass selbst ein einfacher Unfall schlimmere Folgen für die Umwelt hätte als die Ölpest im Golf von Mexiko im Jahr 2010.
Viele Experten fordern eine internationale Konvention über die Entmilitarisierung der Arktis und ein Erschliessungsverbot. Ein solches Abkommen gibt es in Bezug auf die Antarktis, wo die Erschliessung bis 2048 verboten ist.
Die Arktis-Anrainer sind jedoch strikt dagegen.
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