G rünes Licht fürs Neue“, so beschreibt ein Taxifahrer in Havana die Entwicklung des privaten Immobilienmarkts in Cuba.
Sein Plan ist simpel: Die Wohnung verkaufen, eine kleinere anmieten und das restliche Geld für eine bessere Rente zurücklegen.
„Meine Wohnung ist sehr gross und liegt im Zentrum. Ich will ausziehen, näher bei meinen Kindern und Enkelkindern sein und an einem ruhigeren Ort leben“, erklärt Nuredine Ribero.
Um dies zu erreichen, besucht Nuredine einen sog. Immobilienmarkt im Freien, um nach Käufern für seine Wohnung zu suchen.
Der Boulevard Prado liegt im Zentrum Havanas und ist eine traditionelle Flaniermeile. Mittlerweile dient die breite Strasse mit ihrem Mittelteil für Spaziergänger auch als Tausch- und Handelsmarkt für private Wohnimmobilien.
Das private Handeln von Wohnimmobilien war in Cuba über 50 Jahre lang verboten. Im November 2011 wurde der Wohnungshandel legalisiert, im Rahmen verschiedener Gesetze zur Flexibilisierung der cubanischen Wirtschaft.
80 Prozent der Cubaner sind Eigentümer ihrer Wohnung oder ihres Hauses, die sie günstig aus der staatlichen Wohnungsförderung erhalten haben.
„Das ist eine Gelegenheit, auf die wir seit vielen Jahren gewartet haben. Ein entbürokratisierter Wohnungsmarkt ist sehr wichtig für die Leute. Wir sind sehr froh, dass die Gesetze endlich geändert wurden“, sagt Marcial Zamoga, ein Bewohner der cubanischen Hauptstadt Havana.
Die neue Rechtslage führte zu einem Boom im privaten Immobilienhandel in Cuba. Ein Problem dabei ist, dass Cubas Bürger offiziell umgerechnet nur rund 20 US-Dollar im Monat verdienen, während eine Wohnung in Havana durchaus 10.000 US-Dollar kosten kann.
Somit sind jene privilegiert, die Zugang zu ausländischer Währung haben. Das sind vor allem Funktionäre der staatlichen Bürokratie und Angestellte im Tourismussektor.
Die neue Handelserlaubnis gilt ausschliesslich für Cubaner und als dauerhafte Bewohner registrierte Personen.
„Es ist unwahrscheinlich, dass ein Mann, der ein bisschen Geld gespart hat, Immobilien oder ein Auto kaufen könnte, weil sein Gehalt ihm das nicht erlaubt.
Deshalb reden wir hier nur über Leute, deren Einkommen weit höher sind, als die offiziellen Gehälter“, erklärt Dr. Omar Everlenì Pèrez Villanueva, Wirtschaftsexperte und Leiter des Cubanischen Zentrums für Wirtschaftsforschung.
„Es gibt viele Leute, die verkaufen wollen, aber nur wenige, die kaufen. Bevor es legalisiert wurde, war es viel einfacher auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, aber das war eben illegal.
Jetzt ist es legal und es gibt sehr viele Verkäufer und eine grosse Auswahl an Objekten. Und nun stellt sich heraus, dass das Angebot privater Objekte weit grösser ist als die Nachfrage“, sagt Sergio Fernandez Puik, der seine Wohnung anbietet.
Kritiker weisen darauf hin, dass nur ausländische Unternehmen mit Vertretungen in Cuba und diejenigen, die in ausländischer Währung bezahlt werden oder Geld von Verwandten aus dem Ausland erhalten, es sich leisten können, Immobilien in Cuba zu kaufen.
Der Mehrheit der Cubaner bleibt lediglich eine Möglichkeit, am privatkapitalistischen Immobilienmarkt zu partizipieren: ihre derzeitige Wohnung zu verkaufen.
Ob eine solche Rechnung langfristig aufgeht, wird die Zukunft zeigen müssen. Denn mit dem Verlust des staatlich geförderten Wohnraums, geht auch der Verlust an Wohnsicherheit einher.