P rof. Dr. Wolfgang Harich (1923 – 1995) gehörte im Jahr 1992 als prominentes Mitglied der alten KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) zu den Initiatoren der Wiederherausgabe der Zeitung Die Rote Fahne, die durch das ZK der KPD (Initiative) beschlossen wurde.
Prof. Dr. sc. phil. Siegfried Prokop und der marxistische Philosoph Peter Feist im Gespräch mit Prof. Dr. Michael Vogt zum Thema Wolfgang Harich. Rudolf Bahro und Robert Havemann zählen heute zu den bekannteren linken Kritikern in der DDR. In der bürgerlichen Historiographie wird der Philosoph Wolfgang Harich hingegen weitestgehend ausgeblendet.
Kennern der Materie gilt Wolfgang Harich als der bedeutendste und widersprüchlichste und einer der mutigsten marxistischen Intellektuellen der DDR.
Bereits während seiner Militärzeit in der Wehrmacht wurde er wegen “unerlaubter Entfernung von der Truppe” bestraft, anschliessend desertierte er 1944 und tauchte unter. 1956 rief Harich zur Reform des Sozialismus auf, mitsamt eines Sturzes Walter Ulbrichts, Auflösung der Stasi, freie Wahlen und einer Allianz der Kommunisten mit der SPD. Am 29. November 1956 wurde Harich verhaftet und entging der Todesstrafe nur knapp. Er wurde zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, von denen er acht Jahre absitzen musste.
Dies änderte jedoch nichts an seinem kritischen Wirken. Ab den 70er Jahren beschäftigte er sich verstärkt mit ökologischen Problemen, nutzte dabei bereits von Marx publizierte Theorien, welche Ökonomie und Ökologie sinnvoll verbanden und stieß dabei mit seinem Buch “Kommunismus ohne Wachstum” und Termini wie “Öko-Faschismus” auf massive Kritik, da auch dies nicht in das ideologische Weltbild der DDR-Führung passte.
Deutschlandpolitisch erwies sich Harich stets als Querdenker, der weder für die US- und BRD-Position eines Sich-Einrichtens in der Spaltung noch der DDR-Position von einer eigenen sozialistischen deutschen Teil-Nation zu gewinnen war.
Auch nach der sog. “Wiedervereinigung” Deutschlands blieb er seiner politischen Einstellung treu und kritisierte u.a. den realpolitischen Vorgang als Annexion der DDR durch die BRD.
Prokop und Feist kannten den 1995 verstorbenen Wolfgang Harich noch persönlich. Im Gespräch mit Michael Vogt können beide daher nicht nur über die bekannten Fakten zu Harichs Leben und Wirken berichten, sondern auch über die Person selbst.
So beschreibt Prof. Prokopp (Verfasser der Autobiographie von Wolfgang Harich “Ich bin zu früh geboren: auf den Spuren Wolfgang Harichs”) ihn als einen klassischen Querdenker mit einem durchaus komplizierten und starken Charakter.
Peter Feist attestiert Harich Geradlinigkeit in seiner Arbeit und politischen Einstellung, trotz vieler Nackenschläge die er erleiden musste. Sie berichten über einen deutschen Patrioten zwischen den Fronten von Kapitalismus und Kommunismus, der es nicht verdient hat, in Vergessenheit zu geraten.
siehe auch
→ Kommunistische Parteien brauchen kein Fraktionsverbot, Prof. Dr. Wolfgang Harich, Die Rote Fahne 01.05.1993
→ Wolfgang Harich Biographie