A uf den gewaltsamen Sturm folgt in Athen der Protest. Die griechische Polizei hat das durch die Mitarbeiter besetzte Gebäude des staatlichen Senders ERT in einem Vorort von Athen in der Nacht zum Donnerstag geräumt. Seit der durch das griechische EU-Regime angeordneten Schliessung des Senders im Juni, hatte ein Teil der Belegschaft ein Programm im Internet ausgestrahlt.
Nach der Räumung protestierten tausende Menschen gegen diesen Angriff auf die Pressefreiheit.
„Während des Angriffs war ich gerade live auf Sendung“, sagt Nikos Tsimpidas, ein ERT-Journalist. „Eine ganze Einheit hat das Studio gestürmt, eine weitere stand vor der Tür. Einer von denen war maskiert, er hat alles gefilmt. Der Kommandant hat mir befohlen, das Mikrofon auszuschalten.“
„Mein Leben hat sich verändert, weil ich beschlossen habe, dass ich etwas tun muss, nicht weil ich meinen Arbeitsplatz verloren habe“, meint Marilena Katsimi, Mitarbeiterin des Senders. „Man kann nicht einfach ein öffentlich-rechtliches Programm von einem Tag auf den anderen schliessen.“
Unterdessen droht auch weiteres politisches Ungemach. Die linke Oppositionspartei Syriza hat am Abend ein Misstrauensvotum gegen die Regierung angestrengt. Vor dem ehemaligen ERT-Sendezentrum patrouillieren derweil weiterhin Sicherheitskräfte.
„Seitdem das Gebäude gestürmt wurde, hält die Polizei die Stellung, alle Eingänge sind abgeriegelt. Die ERT-Angestellten wollen nicht aufgeben und fordern alle ihre Kollegen auf, dasselbe zu tun“, sagt euronews-Reporterin Fay Doulgkeri am Ort des Geschehens.
Am Morgen kam es zu dem überraschenden Polizeieinsatz in Athen. Dabei wurde das seit fünf Monaten besetzte Gebäude des Staatsfernsehens ERT unter grossem Polizeiaufgebot geräumt. Die Beamten hielten ein Dutzend Demonstranten dazu an das Gebäude zu verlassen. Während der Aktion, bei der unter anderem Tränengas eingesetzt wurde, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Beamten und Arbeitern.
Mehrere Personen wurden festgenommen, die später wieder frei kamen. Zu ihnen gehört auch der Gewerkschaftsführer Panagiotis Kalfagianni. Für ihn ist klar, warum die griechische Regierung gerade heute gehandelt hat:
„Heute mussten sie etwas unternehmen, weil Mitglieder der EU-Troika in Griechenland sind. Die Regierung will neue Maßnahmen einleiten. Sie mussten sich was einfallen lassen, um das durchzuziehen.
Die Regierung handelt in einer faschistischen Art und Weise. Sie will allen das Maul stopfen und teilweise hat sie das auch geschafft, indem sie den Menschen Angst macht und diversen anderen Mitteln. Es gibt nur noch wenige, die aufrecht stehen.“
Der Journalist Nikos Ioannidis gibt an, dass die ehemaligen Angestellten des Senders ERT weiterhin versuchen werden auf Sendung zu bleiben. Dies sei ihr unmittelbares Ziel.
Ein Vertreter der KKE (Kommunistische Partei Griechenlands), Thansis Pafilis, forderte alle Arbeiter dazu auf, sich zu äussern. Die Botschaft sei, dass nicht ohne weiteres alles hingenommen werde, was momentan in Griechenland vor sich gehe.
Zoe Konstantopoulou von der Vereinten Sozialen Front Syriza sprach gar von einem schwarzen Kapitel in der Geschichte des Landes.
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