I m Jahr 2000 war Die Rote Fahne die erste Zeitung in Deutschland, die vollständig auf Publikation im Internet umstellte. In dieser Zeit bedeutete für die übrigen Printmedien das Internet noch ein Zusatzangebot, dazu gedacht, über die neuen Medien mehr Leser an ihre Druckausgaben heran zu führen.
Man musste irgendwie auch ein Internet-Angebot vorhalten, wollte man allgemein als modern und trendy gelten.
Der Fokus der Branche lag jedoch weiterhin auf dem Kerngeschäft Druckerzeugnisse. Medienhäuser mussten sich Kompetenz in den neuen Medien erst über Jahre erarbeiten, man betrat Neuland. Dies sah man den Internet-Angeboten der Printmedien auch deutlich an.
Zum Einsatz kamen die vorhandenen CMS (Content-Management-System), bei denen es sich im Grunde um nüchterne Datenbanken handelte, angereichert mit Multimedia-Funktionen. Funktionalität und Gestaltung orientierten sich an den Bedürfnissen von Programmierern und Online-Redakteuren, weniger am Nutzungsverhalten der Leser.
Für Die Rote Fahne stellte sich die Herausforderung anders da. Da deren Internetpräsenz kein stiefmütterlich behandeltes Zusatzangebot, sondern das eigentliche Kerngeschäft selbst bedeutete, musste dies zwangsläufig auch über das Design kommuniziert werden.
So folgte die Gestaltung der Roten Fahne von Anfang an den Vorgaben durch ihren Mediendesigner Stephan Steins und nicht den Kompetenzen branchenfremder CMS-Programmierer, was einen grundlegenden konzeptionellen und qualitativen Unterschied machte.
Das umzusetzende Ziel war es, dem Leser im Internet einen vollständigen Ersatz für eine klassische, gedruckte Zeitung anbieten zu können. Das Produkt sollte ein elektronisches Faksimile der gewohnten Lektüre sein.
Heute zeichnet sich deutlich ab, dass die Medien- und Nachrichtenbranche, bedingt durch die technische Entwicklung, einen fundamentalen Umbruch erfährt. Mittlerweile verlagern die Medienhäuser zunehmend ihre Investitionen in die Entwicklung der neuen Medien, statt in Neugestaltungen ihrer Druckerzeugnisse. Jedem ist klar geworden, dass in einigen Jahren die iPad-Ausgabe einer Zeitung das Referenzprojekt eines Nachrichtenmediums repräsentieren wird.
Die Rote Fahne hat also frühzeitig auf das richtige Pferd gesetzt und sich in diesem Entwicklungsprozess führende Kompetenz erworben. Dass die sozialistische Presse durch die NATO-Mainstream-Medien (ebenso wie durch die Pseudo-Linke) politisch zensiert und totgeschwiegen wird, hindert die Mitbewerber jedoch nicht daran, sich bei der Entwicklungsarbeit der Roten Fahne zu bedienen. Die Dreistigkeit geht sogar so weit, das sich der Mainstream ganz schamlos untereinander mit Designpreisen bedenkt, die Anvantgarderolle der Roten Fahne jedoch geflissentlich ausblendet.
Nehmen wir ein Beispiel: Die Integration von Video in den Fliesstext. Als herkömmliche CMS begannen, die Einbindung von Bewegtbildern umzusetzen, geschah dies ebenfalls der Logik von Datenbanken folgend. Man programmierte neue Datenbankteile, die separiert vom redaktionellen Text und von dort verlinkt zum zusätzlichen Videoangebot führten.
Aus gestalterischer Sicht und unter Würdigung der technischen Möglichkeiten gibt es jedoch keinen plausiblen Grund, warum Video nicht an genau den selben Stellen platziert werden sollte wie Photos, so wie dies Die Rote Fahne bereits seit einer Dekade umgesetzt hat.
Beim Marktführer Spiegel-Online bspw. hat man mittlerweile zumindest die Extra-Video-Seite über den eigentlichen Artikel als Popup gelegt, davor wurde man noch auf eine neue Seite – weg vom Artikel – umgeleitet.
Die Süddeutsche Zeitung, die wie andere Nachrichtengrössen ihre Online-Gestaltung in zentralen Merkmalen dem Design der Roten Fahne angepasst hat, trennt immer noch den Video-Bereich vom eigentlichen Content. Für Leser ist das verwirrend und unbequem in der Navigation.
Richtig hingegen und ganz im Rote Fahne-Trend kommt jetzt Zeit-Online daher, ein Klick auf das Videobild startet den Bericht genau an der Stelle.
Auch lohnt ein Blick auf die Seite von RT (Russia Today), die vor zwei Wochen dem Trend folgend einen Design-Relaunch umgesetzt hat.
Und nicht zuletzt auch facebook hat den Zahn der Zeit erkannt und aktualisiert seine Software. Mark Zuckerberg und weitere facebook-Mitarbeiter stellten gestern bei einer Pressekonferenz Neuerungen des sozialen Netzwerks vor.
Im Mittelpunkt der Ankündigungen steht der überarbeitete News-Feed.
Das Beispiel Video-Integration sei lediglich exemplarisch genannt. Es ist der politischen Zensur geschuldet, dass die Leistungen der Roten Fahne in der Entwicklung des Mediendesigns im Nachrichtensektor seit nunmehr über zehn Jahren im Mainstream ausgeblendet werden.
Für professionelle und angehende Gestalter lohnt es jedoch, sich mit der Geschichte der Gestaltung von Nachrichtenmedien eingehender zu befassen.