K ommt zur Kranzniederlegung am Freitag 11. Mai 2012
17.30 Uhr, Rüttenscheider Brücke (Rüttenscheider Str. / Wittekindstr.),
nähe Gruga/Messe, Essen
Kommt zur Gedenkdemonstration für Philipp Müller am Samstag 12. Mai 2012
11.00 Uhr, Rüttenscheider Brücke (Rüttenscheider Str. / Wittekindstr.),
nähe Gruga/Messe, Essen
Philipp Müller würde dieses Jahr 81 Jahre alt werden. Doch am 11. Mai 1952 wurde er von der Polizei erschossen. Vor 60 Jahren kamen 30.000 junge Menschen aus der ganzen Bundesrepublik in Essen zu einer Jugendkarawane zusammen.
An der durch die KPD organisierten Friedenskundgebung nahmen Organisationen und Jugendverbände verschiedener politischer Richtungen teil.
Die Sozialisten, Antifaschisten und bürgerliche Demokraten demonstrierten für einen Friedensvertrag und gegen die Wiederbewaffnung und Einbindung Deutschlands in einen imperialistischen Militärblock.
Nur 7 Jahre nach dem Ende des NS-Faschismus waren ihnen die Schrecken des Krieges mehr als bewusst. Sie alle hatten den Krieg selbst erlebt, viele hatten Angehörige, Freunde und ihr Zuhause verloren.
Regierungsbehörden verboten die Friedensdemonstration unter fadenscheinigen Gründen nur wenige Stunden vor Beginn, die Jugendlichen waren schon nach Essen unterwegs.
Gegen sie wurde mit einem riesigen Polizeiaufgebot und dem Einsatz von Waffengewalt vorgegangen. Polizisten erschossen den 21jährigen Kommunisten Philipp Müller (KPD), einen Arbeiter aus München. Er war das erste Todesopfer des kalten Krieges in Deutschland.
Dutzende weitere Menschen wurden an diesem Tag, der als Essener Blutsonntag in die Geschichte einging, verletzt, zwei von ihnen erlitten schwere Schussverletzungen.
Die imperialen Medien stellten sich sofort an die Seite von Polizei und Regierung, die Demonstranten hätten zuerst geschossen, die Polizei habe in Notwehr gehandelt. Dagegen sprachen zahlreiche Zeugenaussagen, doch die Mörder Phillip Müllers wurden niemals angeklagt.
11 Demonstranten wurden hingegen zu insgesamt 6 Jahren und 4 Monaten Gefängnis verurteilt.
Wogegen der Friedensaktivist Philipp Müller demonstriert hat, ist heute traurige Realität:
Wir erleben, dass sich die BRD am imperialen Krieg der NATO beteiligt und Deutschland bis heute ein Friedensvertrag nach dem internationalen Völkerrecht vorenthalten wird.
Die Bundeswehr war beteiligt an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien und sie beteiligt sich seit 10 Jahren am Krieg gegen Afghanistan.
Über die BRD wird ein Grossteil der Kriegslogistik der USA und der imperialen NATO abgewickelt.
Rund 2 Millionen Tote allein im Irak, eine traumatisierte Bevölkerung, eine weitgehend zerstörte Infrastruktur und zerfallende Staaten: von Afghanistan bis Libyen sind dies die Ergebnisse des imperialen US/NATO-Krieges, um für die imperiale Oligarchie andere Länder beherrschen und ausbeuten zu können. Syrien, Somalia, Sudan oder Iran – wer ist als nächstes dran?
Das Deutschland beim Kriegstreiben in aller Welt mit von der Partie ist, zeigt die Kontinuität des deutschen Militarismus, heute als Teil der internationalen, imperialen Entwicklung.
Der Rüstungsetat der Bundesrepublik beträgt 2012 31,7 Mrd. Euro und ist damit der zweitgrösste Posten bei den Ausgaben der Bundesregierung.
Deutsche Rüstungsfirmen wie ThyssenKrupp, EADS, Heckler & Koch und Krauss Maffei verkauften 2011 Waffen und Kriegsgerät für 2,1 Milliarden Euro ins Ausland – 50 % mehr als 2010. Deutschland ist zum drittgrössten Waffenexporteur der Welt aufgestiegen und heizt damit weltweit Krisen und Kriege an.
Militarisierung der Gesellschaft bedeutet neben Krieg und Aggression nach Aussen auch Repression nach Innen.
Das zeigt sich u.a. bei dem brutalen Vorgehen der Polizei gegen die Teilnehmer der Friedensdemonstration gegen die sog. NATO-”Sicherheitskonferenz” die alljährlich in München stattfindet. Das zeigt sich bei der Kriminalisierung von Antifaschisten in Dortmund und Dresden und dem gewalttätigen Einsatz der Polizei gegen die Gegner von Stuttgart 21, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Die Bundeswehr hat Büros in den Arbeitsagenturen und JobCentern, wo sie Erwerbslose als Kanonenfutter für weitere Kriegsabenteuer in aller Welt anwirbt.
Auch unsere Schulen sind vor dem Militär nicht sicher: Längst ist es Alltag geworden, dass die Bundeswehr sich nicht nur auf Jugend- und Jobmessen, sondern auch in den Klassenzimmern als bombensicherer Arbeitgeber mit Zukunft zur Schau stellt.
Was die Offiziere bei ihren Vorträgen lieber nicht erwähnen ist Tod, Zerstörung und Trauma als Berufsbeschreibung.
Die Jugendkarawane von 1952 wollte ein entmilitarisiertes Deutschland und damit die Lehren aus zwei Weltkriegen ziehen.
Nie wieder Krieg – dieses Anliegen Philipp Müllers ist heute hochaktuell.
Wir fordern die Umbenennung der Rüttenscheider Brücke in Philipp Müller Brücke.
Schluss mit dem Kriegstreiben gegen den Iran!
Sofortiger Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan!
Abzug aller deutschen Truppen aus dem Ausland!
Bundeswehr raus aus Arbeitsämtern und Klassenzimmern!
Uneingeschränktes Versammlungs– und Demonstrationsrecht!
Wer war Philipp Müller?
Philipp Müller wurde am 05. April 1931 in München als Sohn einer katholischen Familie geboren, lernte Schlosser und arbeitete im Eisenbahnausbesserungswerk Neu-Aubing.
1948 wurde er in München Mitglied der damals noch nicht verbotenen Freien Deutschen Jugend (FDJ), 1950 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und engagierte sich im Sozialistischen Jungarbeiter Aktiv, einem Münchener Bündnis aus Falken, Jusos, FDJ und antifaschistischen Gruppen.
1950 fuhr er als Delegierter der Münchner FDJ zum Deutschlandtreffen der Jugend in die DDR und nahm auch 1951 an den III. Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Ost-Berlin teil.
Dort heiratete er die Ost-Berlinerin Ortrud Voß. Im Dezember 1951 wurde der gemeinsame Sohn Joachim geboren. Müller stellte einen Übersiedlungsantrag in die DDR und verlor daraufhin seine Anstellung.
Bis zu seinem Tod engagierte er sich im Kampf gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland.