E in junger Mann steht auf dem Bahnsteig und schaut auf seine Uhr. Nicht, weil er wissen möchte, wie spät es ist, sondern um die Lautstärke seiner Kopfhörer einzustellen, und zwar drahtlos. Später im Zugabteil verknüpft er seine Ohrstöpsel mit dem Tablet. Ebenfalls drahtlos.
Im Auto schliesslich steht sofort die drahtlose Verbindung des Headsets mit dem Radio, Bluetooth sei Dank. Ein simples, aber geniales System ermöglicht die Datenübertragung zwischen Geräten per Kurzstreckenfunk.
Als Erfinder von Bluetooth gilt der Niederländer Jaap Haartsen. Heute forscht er in seinem Labor in Emmen nach neuen Anwendungsmöglichkeiten für die Datenschnittstelle.
Die Markteinführung von Bluetooth kam einer kleinen Revolution gleich. Plötzlich war es möglich, verschiedene Geräte wie Computer, Drucker und Maus zu vernetzten ohne den lästigen Kabelsalat.
2010 wurden weltweit über zwei Milliarden mit Bluetooth ausgestattete Geräte verkauft. Der Vorteil gegenüber der ebenfalls existierenden optischen Infrarot-Übertragung ist, dass keine Sichtverbindung bestehen muss zwischen den zu verknüpfenden Geräten.
Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit direkter WLAN-Verbindungen ganz ohne Netzwerk. Bedeutet WIFI nicht eine Konkurrenz für den Funkstandard Bluetooth? „Bluetooth und WIFI benutzen denselben Funkstandard, dasselbe Spektrum, ohne sich jedoch gegenseitig zu behindern“, erklärt Jaap Haartsen. „Wir sehen heute, dass Bluetooth und WIFI in denselben Geräten eingesetzt werden, in iPhones, Laptops, iPads.
Das liegt daran, das Bluetooth und WIFI völlig unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten bieten: WIFI sorgt für den Internet-Zugang, macht das Browsen möglich, Bluetooth eignet sich eher fürs Musikhören, zur Verknüpfung von Maus oder Keyboard.“
Der Name Bluetooth geht übrigens auf den im 10. Jahrhundert lebenden Wikingerkönig Harald Blåtand zurück, der den Spitznamen Blauzahn (auf Englisch “Bluetooth”) trug. Ihm gelang es, grosse Teile Skandinaviens zu einem Königreich zu vereinen.
Genauso, wie das der Bluetooth Standard heute mit elektronischen Geräten macht, indem sie miteinander kommunizieren.
Der 49-jährige Elektroingenieur Jaap Haartsen lebt und arbeitet in der Stadt Emmen, im Herzen der Niederlande. Für seine Entwicklung der Datenschnittstelle Bluetooth wurde er für den diesjährigen Europäischen Erfinderpreis nominiert, der vom Europäischen Patentamt im Juni in Kopenhagen vergeben wird.
„Als ich begann, an Bluetooth zu arbeiten, hätte ich niemals geahnt, dass es so wichtig werden würde“, gesteht Haartsen. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man sieht, dass die Menschen die Technologie benutzen im täglichen Leben, ohne zu wissen, dass es Dank Bluetooth geschieht. Es macht ihr Leben viel einfacher.“
Das Wort Erfinder bedeutet für ihn die Freiheit, neue Dinge zu tun und mit seinem Gehirn unerforschte Bereiche zu erkunden.
Und Haartsen hat bereits neue Ideen, wie man den Funkstandard Bluetooth nutzen könnte durch eine weitere Miniaturisierung der Geräte, zum Beispiel im Fitnessbereich oder bei der medizinischen Überwachung.
Es gibt noch viele Möglichkeiten.