E s ist gefährlich geworden, in Deutschland seine Meinung frei zu sagen, gar öffentlich vorzutragen. Die aktuelle Hetzjagd auf den Schriftsteller Günter Grass markiert dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Der Literatur-Nobelpreisträger Grass ist sozial abgesichert und international renommiert. Für seine – unter den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen höchst mutigen – mahnenden Worte zu einem drohenden dritten Weltkrieg, gebührt ihm unser aller Hochachtung.
Die imperiale und zionistische Propaganda auf allen politischen und medialen Kanälen der NATO-Systemmedien gegen einen bürgerlich etablierten Schriftsteller, lassen erahnen, wie es erst jenen Intellektuellen ergeht, die seit jeher und konsequent im Widerstand gegen die imperiale Hegemonie publizieren und wirken.
Das offizielle kulturelle und wissenschaftliche Geistesleben in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. In Kunst, Kultur, Wissenschaft und Medien haben die Menschen Angst, frei zu sagen, was sie denken – denn sie müssen jederzeit mit Zensur und damit einhergehender sozialer Deklassierung rechnen.
Die geistige Elite des Landes findet sich heute vornehmlich im sozialen Ghetto, während das offizielle, medial reproduzierte Geistesleben im Dienste der imperialen Hegemonie zunehmend von angepassten Mitläufern der NATO und deren imperialen Krieges repräsentiert wird.
So hat sich quasi eine Regime-Industrie entwickelt, die ungebildete Jasager nach oben spült. Das einstige Land der Dichter und Denker „sucht den Superstar“, um mit diesen die geistige Leere einer verrohenden Gesellschaft zu übertünchen.
Dabei entspricht die durch den Mainstream veröffentlichte Meinung keineswegs der öffentlichen Meinung.
Günter Grass äussert sich heute zu seinem mahnenden Gedicht, der Nobelpreisträger spricht von einer Kampagne gegen seine Person und kritisiert die „Gleichschaltung der Meinung“.
„Der Tenor durchgehend ist, sich bloß nicht auf den Inhalt des Gedichtes einlassen, sondern eine Kampagne gegen mich zu führen und zu behaupten, mein Ruf sei für alle Zeit geschädigt“, sagte Grass in einem Interview des Norddeutschen Rundfunks (NDR).
Günter Grass hatte am Mittwoch den Text „Was gesagt sein muss“ als Gedicht veröffentlicht. Darin heisst es u.a.: „Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden.“
Grass dazu im NDR: „Es werden alte Klischees bemüht. Und es ist zum Teil ja auch verletzend. Es wird sofort, was ja auch zu vermuten war, mit dem Begriff “Antisemitismus” gearbeitet.
Es ist mir aufgefallen, dass in einem demokratischen Land, in dem Pressefreiheit herrscht, eine gewisse Gleichschaltung der Meinung im Vordergrund steht und eine Weigerung, auf den Inhalt, die Fragestellungen, die ich hier anführe, überhaupt einzugehen.
In einer der Springer-Zeitungen stand, der “ewige Antisemit”, das ist eine Umkehrung des “ewigen Juden”. Das ist schon verletzend und ist demokratischer Presse nicht würdig.“
Grass bekräftige am Nachmittag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa seine Kritik an Israels Atomwaffenarsenal und warnte erneut vor den Gefahren eines militärischen Erstschlags gegen Iran.
Sollte Israel Irans Atomanlagen angreifen, könnte das zum Dritten Weltkrieg führen, so der Schriftsteller. Er verwies auf die explosive Lage im Nahen Osten, die sich zu einem Flächenbrand ausweiten könne.
Weiter hiess es, Günter Grass werde das Gedicht „Was gesagt werden muss“ am Abend für die ARD-Tagesthemen vortragen und dabei einige Fragen beantworten. Auch Mitarbeiter des ZDF-Kulturmagazins aspekte werde er empfangen.
Nachtrag: Günter Grass am Abend im ARD-Interview
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