Wissenschaftler schlagen Alarm: Käfer zeigt Gen-Mais die Grenzen auf

Tatsächlich befindet sich eine Vielzahl von Gen-Mais-Sorten im Zulassungsverfahren für den Anbau in der EU

- von Presseticker  -

I n den USA stellt ein eher unscheinbarer Käfer den Anbau von Gen-Mais grundsätzlich infrage: Der Westliche Maiswurzelbohrer bedroht immer mehr Regionen und dürfte mit den Strategien der Biotech-Konzerne nicht in den Griff zu bekommen sein.
Davor warnen nun auch 22 der führenden Maisexperten Amerikas die Behörden in einem offenen Brief.

Seit 2003 begegnet man in den Staaten dem Druck durch den Maiswurzelbohrer mit Bt-Gen-Mais. Die Pflanzen produzieren ein Insektengift, welches die Larven des Käfers ausschalten soll.
Diese bringen ansonsten den Mais durch Frass an den Wurzeln zu Fall und können so für massive Ernteausfälle sorgen.

Gen-Mais

Gen-Mais

Von Anfang an war die Gefahr der Resistenzbildung beim Käfer bewusst. Die Gentechnik-Industrie glaubte aber, durch “Resistenzmanagement” wie das Pflanzen von Bt-Mais-freien Rückzugsflächen, das Risiko minimieren zu können.

Ein fataler Irrtum, wie sich bereits nach wenigen Jahren herausstellte. Der Käfer bestätigte seine hohe Variabilität und Anpassungsfähigkeit und entwickelte schneller als für möglich gehalten Resistenzen gegen das in den Bt-Mais eingebrachte Gift.
Entsprechend ausgestatteter Gen-Mais ist seither praktisch wirkungslos gegen den Käfer.

Die angebotene Lösung der Gentechnik-Konzerne Monsanto und Pioneer besteht in neuen gentechnisch veränderten Sorten mit anderen und kombinierten Insektengiften.
Wissenschaftler halten diese Strategie für zum Scheitern verurteilt: Die Bildung von weiteren Resistenzen ist keine Frage der Möglichkeit, sondern der Geschwindigkeit.

Logische Konsequenz ist das Spritzen des Maises sowie das Beizen des Saatgutes mit Insektiziden. Dies wird schon heute im Rahmen des Resistenzmanagements gemacht, und dürfte in Zukunft vielfach der letzte Ausweg sein.
Der versprochene reduzierte Pestizideinsatz im Anbau von Gen-Pflanzen erweist sich somit einmal mehr als Illusion.

Der Käfer auf dem Weg nach Europa

Die Heimat des Maiswurzelbohrers ist Amerika, eingeschleppt nach Osteuropa ist der Käfer aber mittlerweile auch in Europa auf dem Vormarsch. In Deutschland sind vor allem Bayern und Baden-Württemberg betroffen, 2011 gab es erstmals Funde in Hessen.
Seit 2008 wird dem Käfer mit Quarantänemaßnahmen begegnet, dennoch werden Forderungen nach gentechnischen Lösungen lauter.

Tatsächlich befindet sich eine Vielzahl von Gen-Mais-Sorten im Zulassungsverfahren für den Anbau in der EU. Die Situation ist einigermaßen absurd: Ein System, das sein Versagen bereits unter Beweis gestellt hat, soll nun auch in Europa Einzug halten.

Dabei gibt es ein nur allzu simples Rezept gegen den Maiswurzelbohrer: Anbauverzicht. Es reicht völlig aus, den Anbau von Mais auf 66 Prozent zu reduzieren, also “nur” in zwei von drei Jahren Mais anzubauen.
Ohne Wirtspflanze hat der Käfer keine Überlebenschance. Das Problem ist also hausgemacht.

Zudem wirft der ausufernde Maisanbau in Deutschland – vielfach auf die Verwertung in Biogasanlagen zurückzuführen – ohnehin genug Fragen auf. Unter Maisanbau in Monokulturen verarmen die Böden, es kommt zu Erosion und verarmten Agrarlandschaften.
Die vermeintliche Lösung des selbst geschaffenen Problems, Maiswurzelbohrer mit Agrogentechnik zu begegnen, verbietet sich mit Blick auf die USA ganz entschieden.

RF/Greenpeace

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