Ein Jude an die Zionisten
Freut euch erstens, daß eure Toten so tot sind,
denn sonst könnten sie euch laut sagen, was sie von euch halten
ihr zu Mörder gewordenen Söhne der Opfer unserer Mörder
die ihr euch verbündet mit Mördern gegen eurer Mordopfer Kinder
Und freut euch, daß die Mörder unserer Eltern
die Herzen der Welt so gewöhnt haben an das Morden
daß die Herren der halben Welt heute eueren Morden und Lügen
wohlwollend zusehen können und kaum zum Schein protestieren
Und freut euch, daß euer eigener Martin Buber schon tot ist
denn der hat noch knapp vor seinem Tode gesagt
daß ihr nicht die Jünger der alten jüdischen Weisheit
nein, nur die Schüler von Hitler geworden seid
Und freut euch auch, daß es keinen Bert Brecht mehr gibt
denn was der euch gesungen hätte zu eurem Unrecht
das würde der Welt und euch noch lang in den Ohren klingen
ja, länger als eure Unrechtherrschaft noch währt
Aber freut euch rasch, denn eure Freude wird kurzlebig sein
wie die Freuden anderer Tyrannen und Mörder
und dann werden Palästinenser und Juden in Frieden zusammenleben
und werden Gott danken, daß es keinen Zionismus mehr gibt
Erich Fried
Ein Jude an die zionistischen Kämpfer
Was wollt ihr eigentlich?
Wollt ihr wirklich die übertreffen
die euch niedergetreten haben
vor einem Menschenalter
in euer eigenes Blut
und in euren eigenen Kot?
Wollt ihr die alten Foltern
jetzt an die anderen weitergeben
mit allen blutigen
dreckigen Einzelheiten
mit allem brutalen Genuss
der Folterknechte
wie unsere Väter sie damals
erlitten haben?
Wollt jetzt wirklich ihr
die neue Gestapo sein
die neue Wehrmacht
die neue SA und S.S.
und aus den Palästinensern
die neuen Juden machen?
Aber dann will auch ich
weil ich damals vor fünfzig Jahren
selbst als ein Judenkind
gepeinigt wurde
von euren Peinigern
ein neuer Jude sein
mit diesen neuen Juden
zu denen ihr die Palästinenser macht
Und ich will sie zurückführen helfen
als freie Menschen
in ihr eigenes Land Palästina
aus dem ihr sie vertrieben habt
Ihr Hakenkreuzlehrlinge
ihr Narren und Wechselbälge
der Weltgeschichte
oder in dem ihr sie quält
denen der Davidstern
auf euren Fahnen
sich immer schneller verwandelt
in das verfluchte Zeichen
mit den vier Füßen das
ihr nun nicht sehen wollt
aber dessen Weg ihr heut geht!
Erich Fried
Erich Fried, am 06. Mai 1921 in Wien geboren und am 22. November 1988 in Baden-Baden gestorben, ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Lyriker und Essayisten des 20. Jahrhunderts.
Vor allem mit seinen Liebesgedichten, am bekanntesten darunter das Gedicht „Was es ist“, erlangte er Weltruhm.
Fried war in der Nachkriegszeit (des 2. Weltkriegs) ein Hauptvertreter der politischen Lyrik in Deutschland. Ebenso gilt er als bedeutendster Shakespeare-Übersetzer, dem es als erstem gelungen ist, die Sprachspiele des englischen Dramatikers wirkungsvoll ins Deutsche zu übertragen.
Er übersetzte ausserdem u.a. T.S. Eliot, Dylan Thomas, Graham Greene, Sylvia Plath und John Synge. Zudem verfasste Fried einen Roman (Ein Soldat und ein Mädchen, 1960) und Kurzprosa.
Erich Fried beteiligte sich am politischen Diskurs seiner Zeit, hielt Vorträge, nahm an Demonstrationen teil und vertrat öffentlich Positionen der Ausserparla-mentarischen Opposition (APO) Ende der 1960er Jahre, so dass er sich in reaktionären Kreisen einen Ruf als “Störenfried” erwarb.
Allerdings war er ein unabhängiger Geist, der sich nicht für eine festgelegte Ideologie vereinnahmen lassen wollte.
Seine 1979 veröffentlichten Liebesgedichte fanden ein breiteres Publikum.
Als Intellektueller jüdischer Abstammung bezog Erich Fried eine konsequente Position gegen die Ideologie des Zionismus und die Verbrechen des zionistischen Projekts “Israel”.
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