D ieses Jahr am 30. März werden sich Menschen aus aller Welt der palästinensischen Bevölkerung im Nahen und Mittleren Osten und in der Diaspora in einer wegweisenden Initiative anschliessen: dem Globalen Marsch nach Jerusalem, einem Tag friedlicher, gewaltfreier Demonstrationen in Palästina und in den Nachbarländern.
Jedes Jahr am 30. März gedenken Palästinenser in aller Welt dem Land Day (Tag des Bodens) anlässlich eines Generalstreiks und Marsches im Jahr 1976 gegen den israelischen Landraub: ein Schlüsselereignis, das zur Bildung der nationalen Einheit der Palästinenser geführt hat.
Dieses Jahr werden Palästinenser auf die Gefahren aufmerksam machen, denen Jerusalem, das kulturelle Erbe der drei monotheistischen Religionen – Islam, Christentum und Judentum – ausgesetzt ist.
In einer Strategie der “Judaisierung” der heiligen Stadt hat die israelische Regierung seit langem den meisten Palästinenser – ob Muslime oder Christen – den Zugang zu Jerusalem und sogar den Besuch der heiligen Stätten verboten.
Durch Methoden ethnischer Säuberung zwingt Israel allmählich die verbleibenden palästinensischen Einwohner Jerusalems, die Stadt zu verlassen. Dadurch wird der multi-religiöse und multi-ethnische Charakter der Stadt, die als Hauptstadt Palästinas vorgesehen ist, zunehmend gefährdet.
Nun verleiht ein namhafter Beraterausschuss dem Globalen Marsch nach Jerusalem mit seiner Unterstützung Nachdruck. Zum Beraterausschuss gehören politische, religiöse und kulturelle Meinungsführer sowie führende Gelehrte aus aller Welt.
In einer nachdrücklichen Erklärung konstatieren die Mitglieder des Beraterausschusses, dass die Versuche der israelischen Regierung, die arabische und kulturelle Identität der Stadt zu verändern, ein Verbrechen gegen die Menschheit darstellt. Sie bitten die gesamte Menschheit dringend, die friedliche palästinensische Widerstandsbewegung aktiv zu unterstützen.
Die palästinensische Koalition, die den Globalen Marsch nach Jerusalem organisiert, ist wohl beispiellos in ihrer Breite und umfasst fast alle politischen und religiösen Perspektiven unter der palästinensischen Bevölkerung.
Unterstützer in fünf Kontinenten werden sich ihnen in einem multikulturellen, multireligiösen und multisprachlichen Einsatz am 30. März anschliessen. Sie schicken Delegationen, die am Marsch selbst teilnehmen werden, und bereiten lokale Solidaritätsaktionen vor, wie zum Beispiel Demonstrationen vor israelischen Botschaften in einigen Städten.
Landkarawanen aus Indien, Indonesien und Malaysia sind bereits auf ihrem Weg nach Jerusalem; weitere Delegationen von Dutzenden von Ländern werden dazukommen.
Am 30. März werden die Palästinenser und ihre internationalen Unterstützer versuchen, so nahe wie möglich an Jerusalem heranzukommen: ob an den Grenzen vom Libanon und Jordanien, an den Checkpoints (Grenzübergängen) der Westbank oder am Erez-Übergang in Gaza.
Es wird auch eine Demonstration in Jerusalem selbst stattfinden. Viele der Mitglieder des Beraterausschusses werden sich am Marsch beteiligen: zum Beispiel werden die irische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire und die jüdisch-deutsche Menschenrechtsakivistin und Autorin Evelyn Hecht-Galinski die Proteste im Libanon begleiten.
Unter den Mitgliedern des Beraterausschusses, welche die Erklärung unterzeichnet haben, sind Erzbischof Desmond Tutu, südafrikanischer Friedensnobelpreisträger; Swami Agnivesh, ehemaliges Mitglied des indischen Parlaments; George Galloway, ehemaliges Mitglied des britischen Parlaments; Dr. Cornel West, Philosoph, Schriftsteller und Bürgerrechtler; Dr. Mustafa Barghouti, Generalsekretär der Palästinensischen Nationalinitiative; Rabbi Lynn Gottlieb, Autorin und Aktivistin in der Jüdischen Erneuerungsbewegung; Ronnie Kasrils, ein führendes Mitglied der südafrikanischen nationalen Befreiungsbewegung und ein ehemaliger Minister des Kabinetts; Prof. Dr. Norman Paech, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestags; Marwah Daud Ibrahim, indonesische Feministin, Schriftstellerin und Mitglied des Parlaments; Dr. Jeremiah Wright, emeritierter Pastor an der Vereinigten Kirche Christi von Trinity; Sheikh Raed Salah, Gründer der islamischen Bewegung im heutigen Israel; Neta Golan, Co-Gründerin der Internationalen Solidaritätsbewegung (ISM) und H.E. Atallah Hanna, Erzbischof von Sebastia, Patriarchat von Jerusalem.
In einer Zeit des Umbruchs im ganzen Nahen und Mittleren Osten werden die gewaltlosen Demonstrationen am palästinensischen Tag des Bodens in diesem Jahr vielleicht zu einem Wendepunkt im Kampf der Palästinenser für Befreiung und Selbstbestimmung.
Die Erklärung des Beraterausschuss zur Unterstützung des Globalen Marschs nach Jerusalem unterstreicht die wichtige Rolle, welche die internationale Gemeinschaft spielen kann und muss, um den Kampf um gerechtere und demokratische Gesellschaften überall im Nahen und Mittleren Osten und auch in Palästina zu unterstützen.
Vollständige Unterstützungserklärung und ausgewählte Unterschriftenliste
Wir, der Beraterausschuss des Globalen Marschs nach Jerusalem, sind durch die fortgesetzten Repressionen gegen Palästinenser in Jerusalem alarmiert. Wir sind zutiefst beunruhigt durch die gezielten und systematischen Versuche, die christlichen und muslimischen palästinensischen Bewohner der Stadt zu vertreiben, um damit ihren Bevölkerungsanteil zu reduzieren und zwar als Teil einer als “Judaisierung” bezeichneten Politik, die in allen Gebieten des historischen Palästina angewandt wird.
Diese Politik ist mit allen relevanten UN-Resolutionen zu Jerusalem unvereinbar und steht im Gegensatz zu den grundlegendsten Prinzipien des Völkerrechts.
Ihr klarer Zweck ist, die ethnische Säuberung Jerusalems von seiner nicht-jüdischen Bevölkerung.
Ein einst stolzes Symbol internationaler Toleranz religiöser sowie kultureller Vielfalt soll in eine ausgrenzende rassistische Enklave verwandelt werden.
Jerusalem ist unser gemeinsames universales Erbe. Es ist das Zentrum der Spiritualität und ideologischen Bedeutung für alle monotheistischen Religionen und eine Leuchte der Emanzipation und Hoffnung für die Unterdrückten.
Diese historische Stadt wird auf der ganzen Welt geehrt, weil sie das geistige Erbe der gesamten Menschheit bereichert. Sie ist ein Symbol der Einheit und Gleichheit gewesen – und zwar mit einer Botschaft der Liebe, Gnade und Barmherzigkeit.
Dennoch ist die ganze Welt nun Zeuge einer Bedrohung der Souveränität, Heiligkeit und Unantastbarkeit von Jerusalem. Der Plan ist dabei nicht nur, der Präsenz von Muslimen und Christen ein Ende zu setzen, sondern hat auch das Ziel der Verwandlung und des Abbaus der sozialen Struktur Jerusalems, um ihre ursprüngliche arabische Identität zu vernichten und den Charakter der Stadt zu verändern.
Die Menschen der Welt haben es deshalb selbst übernommen, diese abscheuliche Tat zu verhindern. In jedem Teil der Welt mobilisieren sie, alle religiösen, humanitären und kulturellen Richtungen vertretend, um in einem globalen Marsch nach Jerusalem (GMJ) die Stadt des Friedens davor zu bewahren, eine Wüste der Intoleranz zu werden.
Wir unterstützen deshalb mit unserem Namen den Sternmarsch von Menschen aller Länder und Kontinente der Welt nach Jerusalem oder zu den nächstmöglichen Punkten zu denen sie gelangen können, sowohl innerhalb Palästinas als auch an den palästinensischen Grenzen mit Jordanien, Ägypten, Syrien und dem Libanon und gleichwohl in ihren eigenen Ländern, in einem friedlichen Marsch nach Jerusalem.
Wir unterstützen deshalb diesen Einsatz mit unserem nachfolgenden Versprechen und ermutigen die ganze Menschheit, den selben Zielen zu folgen, auf welche sich die Teilnehmer des Globalen Marschs nach Jerusalem geeinigt haben:
Wir machen die politische, kulturelle und religiöse Bedeutung von Jerusalem geltend für das palästinensische Volk und die ganze Menschheit. Wir fordern den Schutz der Heiligen Stätten und aller archäologischen Orte und betrachten alle Bestrebungen, die arabische und kulturelle Identität Jerusalems zu verändern, als ein Verbrechen gegen die Menschheit.
Wir rufen alle internationalen Institutionen auf, ihre Pflichten gegenüber der Stadt zu erfüllen. Die Verteidigung und Befreiung von Jerusalem ist eine Pflicht aller freien Menschen auf der ganzen Welt; wir rufen alle Institutionen, Organisationen und Individuen auf, dieser humanitären Pflicht nachzukommen.
Wir verurteilen die zionistische Kampagne der ethnischen Säuberung in Jerusalem und im restlichen Palästina, einschliesslich der jetzigen Politik, die darauf ausgerichtet ist, die demographische und geographische Situation in der Stadt zu verändern und ihre “Judaisierung” anzustreben.
Wir verurteilen ebenso die Fortsetzung des Baus der Apartheid-Mauer durch die zionistische Besatzungsmacht, die darauf abzielt, noch mehr palästinensisches Land zu enteignen und die besetzten Gebiete in schrumpfende, voneinander getrennte Bezirke umzuwandeln.
Wir erkennen das Recht des palästinensischen Volks auf Selbstbestimmung an, ihr Land zu befreien und dort in Freiheit und Würde zu leben, wie alle anderen Menschen auf der Welt.
Wir erkennen das unverhandelbare und unveräusserliche Recht der palästinensischen Bevölkerung an, mit ihren Familien zu ihren Häusern und Ländereien, von denen sie entwurzelt wurden, zurückzukehren.
Wir lehnen alle rassistischen Gesetze ab, die aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit oder Religion zwischen Menschen unterscheiden und fordern die Streichung und Kriminalisierung solcher Gesetze.
Der Globale Marsch nach Jerusalem repräsentiert keine Fraktion oder politische Partei. Wir rufen zur Teilnahme aller sozialen Kräfte und politischen Ideologien auf.
Der Globale Marsch nach Jerusalem ist eine globale friedliche Bewegung, die zur Erreichung ihrer Ziele keine Gewalt anwendet.
Gez. Der Beraterausschuss des Globalen Marschs nach Jerusalem
Auszug aus der Liste der Unterstützer
Shaikh Dr. Abdul Ghani al-Tamimi, Dichter und Prediger, Präsident der palästinensischen Wissenschaftler im Ausland
Abdullatif Arabiyyat, Ehemaliger Sprecher des jordanischen Parlaments
Swami Agnivesh, Gründungsmitglied der Front für die Abschaffung von Zwangsarbeit (BLLF) und des Weltrats der Reformbewegung
Arya Samaj, ehemaliges Mitglied des indischen Parlaments und ehemaliger Präsident des freiwilligen UNO-Fonds zu aktuellen Formen der Sklaverei
Dr. Ahmed Mohammed Attia Bahar, Vize-Präsident der gesetzgebenden Versammlung Palästinas
Tan Sri Anthony Francis Fernandes, Unternehmer aus Malaysia, Gründer und ehemaliger CEO von Air Asia
Dr. Anton Shuhaiber, Christliche Vereinigung Gaza
Arnold Hottinger, Schweizer Journalist und Publizist, ehemaliger Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung für den Mittleren Osten
H.E. Atallah Hanna, Erzbischof von Sebastia, Patriarch von Jerusalem
Dr. Cornel West, Professor für Afrikanisch-Amerikanische Studien an der Princeton University, Philosoph und Menschenrechtsaktivist
Datuk Yasmin Yusoff, Schauspielerin und Fernsehmoderatorin aus Malaysia
David Hartsough, Direktor von Peaceworkers, San Francisco
Erzbischof Desmond Tutu, Nobelpreisträger
HE Dr. Dzukelly Ahmad, Mitglied des Parlaments von Malaysia
Evelyn Hecht-Galinski, Deutsch-jüdische Autorin, Aktivistin und Publizistin
Dr. Francis Boyle, Professor für Völkerrecht, University of Illinois
Dr. Franco Cavalli, Ehemaliger Präsident der Internationalen Krebs-Union (UICC) und ehemaliger Fraktionschef der Sozialdemokraten im Schweizer Parlament
George Galloway, Ehemaliges Mitglied des britischen Parlaments, Gründungsmitglied von Viva Palestina
Dr. Ghada Karmi, Schriftsteller und Co-Leiter des Zentrums für palästinensische Studien an der University of Exeter
Gretta Duisenberg, Gründungsmitglied und Präsidentin von «Stop the Occupation» (Holland), Mitglied Vorstand Free Gaza Movement
Hilarion Capucci, Erzbischof von Cäsarea, Griechisch-Melkitische Kirche
Ibrahim Nasrallah, Jordanisch-palästinensischer Dichter und Schriftsteller
Dr. Jeremiah Wright, Ehemaliger Pfarrer der Trinity United Church of Christ, Chicago, Illinois, USA
Prof. Judith Butler, Schriftstellerin und Philosophin, University of California, Berkeley
Laith Shubeilat, Ehemalige jordanische Parlamentarierin
Lalita Ramdas, Vorstandsvorsitzende Greenpeace International
Admiral Laxminarayan Ramdas, Träger des Magsaysay Peace Award und Atomkraftgegner
Dr. Leo Gabriel, Österreichischer Sozialantropologie, Journalist und Dokumentarfilmer, Mitglied des internationalen Rats des Weltsozialforums
Louis Vitale, Franziskaner-Mönch, Pace e Bene, gewaltloser Widerstandskämpfer
Rabbi Lynn Gottlieb, Jüdische Erneuerungsbewegung
Mairead McGuire, Nobelpreisträgerin
Marzuki Alie, Sprecher des indonesischen Repräsentantenhauses
Marwah Daud Ibrahim, Indonesische Feministin, Schriftstellerin und Parlamentsabgeordnete
Medha Patkar, Leiterin der Alliance of People’s Movements, Trägerin des Preises Right Livelihood Award, des Goldmann Environmental Prize und des Amnesty International Human Rights Defenders Award
Dr. Mustafa Barghouti, Generalsekretär der Nationalen Palästinensischen Initiative und Präsident der Union of Palestinian Medical Relief Committees
Neta Golan, Gründungsmitglied von International Solidarity Movement
Prof. Dr. Norman Paech, Ehemaliges Mitglied des Bundestags, emeritierter Professor für Völkerrecht an der Universität Hamburg
Sheikh Raed Salah, Präsident der islamischen Bewegung innerhalb der Waffenstillstandslinie von 1949
Justice Rajinder Sachar, Ehemaliger leitender Richter am Hohen Gericht von Delhi High Court, Mitglied der UNO-Unterkommission für Vorbeugung von Diskriminierung und Schutz von Minderheiten, Leitung und Beirat von People’s Union for Civil Liberties
Ronnie Kasrils, Führender Aktivist der Befreiungsbewegung in Südafrika und ehemaliger Regierungsminister
Seema Mustafa, Chronist und ehemaliger politischer Herausgeber von Asian Age
Subhi Ghosheh, Präsident des jordanischen Beitul-Maqdes-Forums
Syeda Hameed, Kolumnist bei The Indian Express und Mitglied der Nationalen indischen Planungskommission
HE Tony Pua Kiam Wee, Mitglieds des malaysischen Parlaments
Tujan Faysal, Erste Frau die ins jordanische Parlament gewählt wurde
Admiral Vishnu Bhagwat, Ehemaliger Vorsteher der indischen Marine
Mrs. Wardina Safiyyah, Malaysische Schauspielerin und Fernsehmoderatorin
Dr. Yacoub Zaiadeen, ehemaliger Vertreter des jordanischen Parlaments in Jerusalem
Sheikh Yousuf Jumaa, Ehemaliger palästinensischer Minister für Awqaf und religiöse Angelegenheiten, ehemaliger Prediger in der Al-Aqsa-Moschee
Dr. Zakaria Agha M.D., Mitglied des Exekutivkomitees der PLO, ehemaliger Präsident der Gaza Strip Medical Association
Dr. Zeenat Shaukat Ali, Schriftsteller, stellvertretender Vorsitzender und Gründer der SAGE Stiftung; Professor für islamische Studien der St. Xavier’s Universität, Mumbai
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