D a immer mehr junge Bauern in die Städte abwandern, gibt es in China mittlerweile 7,6 Millionen Hektar brachliegendes Ackerland, das bewirtschaftet oder als Bauland verwendet werden könnte, ergab eine Studie.
„Ein Viertel bis ein Drittel des Landes in traditionellen landwirtschaftlichen Regionen liegen heute brach, sind durch verlassene Wohnhäuser und aufgegebene Ackerflächen blockiert“, sagte Liu Yansui, der Autor des Berichts und ein Forscher beim Institut für Geographische Wissenschaften und Natürliche Ressourcen unter der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.
Der am Montag veröffentlichte Bericht kommt auch zu der Einschätzung, dass die Zahl der Landbewohner bis 2020 von heute geschätzten 300 Millionen auf 280 Millionen sinken könnte.
Jiang Daguang hat seine mehr als zehn Hektar Ackerland verpachtet, seit er nach Shenyang, Hauptstadt der nordöstlichen Provinz Liaoning gezogen ist. Er sagte, dass sei der Trend in seinem Dorf.
„Neunzig Prozent der jungen und mittelalten Leute in meinem Dorf sind schon weggegangen, weil sie sich ein besseres Leben in der Stadt erhoffen.
Und selbst wenn wir nur die Hälfte des Geldes verdienen wie in der Landwirtschaft, etwa als Kellner oder so, bevorzugen wir das Stadtleben“, sagte Jiang.
Viele Bauern überlassen ihr Land einfach sich selbst. Dem Bericht zufolge wurden den Bauern 16,5 Millionen Hektar Land als Wohngrundstücke zugewiesen, wo sie Häuser bauen können, aber sie sind nicht berechtigt, es auf andere zu übertragen, wenn sie wegziehen.
„Die meisten Dorfbewohner würde das Land abgeben, wenn sie eine Entschädigung dafür erhalten könnten“, sagte Liu Weidong, ein Forscher aus dem Institut. In einem Pilotprojekt in Chongqing können Dorfbewohner ihre Wohngrundstücke nach der Rekultivierung verkaufen, sagte Liu.
Umfrageergebnisse in der ostchinesischen Provinz Shandong zeigen, dass etwa 90 Prozent der Dorfbewohner der Meinung sind, aufgegebene Wohngrundstücke seien eine Verschwendung von Ressourcen, während fast 60 Prozent angaben, sie wären bereit, das Land zurückzugeben, sofern sie angemessen entschädigt werden.
Eine Wiederverwendung des brachliegenden Landes wird dazu beitragen, die Menge an nutzbarem Ackerland zu erhöhen. China muss angeblich über mindestens 120 Millionen Hektar nutzbares Ackerland verfügen, um seine Bevölkerung von 1,37 Milliarden Menschen zu ernähren.
Doch im August 2011 waren es bereits weniger als 121,7 Millionen Hektar, nach Angaben des Ministeriums für Land und Ressourcen.
Li Maosong, Direktor des Landwirtschaftsinformationsamts der Chinesischen Akademie der Agrarwissenschaften, befürchtet, dass der Grossteil der ungenutzten Ackerflächen in ländlichen Gebieten eher für lukrative Bauprojekte der Lokalregierungen denn als Ackerland, das die chinesische Bevölkerung ernähren soll, genutzt werden würde.
„Mehr und mehr Bauern meiden jetzt ein Leben in der Landwirtschaft, weil sie mehr Geld in den Städten zu verdienen hoffen. Daher ist es unrealistisch, dass viel von dem Brachland für die landwirtschaftliche Produktion aktiviert wird“, sagte er.
Brachland in unmittelbarer Nähe von Städten werde erfahrungsgemäß als Bauland genutzt, wie zum Beispiel für kommerziellen Wohnungsbau und Einkaufszentren, so Li.
„Die Lokalregierungen sollten den Dorfbewohnern ausreichend brachliegendes Ackerland lassen, um die äusseren Lebensbedingungen zu verbessern, zum Beispiel, um die Umwelt zu verschönern und Freizeitmöglichkeiten im Grünen anzubieten.“
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