A m 28. Februar wird die klassische Beijing-Oper Farewell My Concubine auf der Bühne des Barock-Stil-Theaters Reignwood Theatre in der Chang’an Avenue in Beijing präsentiert.
Die Story ist schon unzählige Male aufgeführt worden, aber diese Produktion ist eine erfrischende moderne Version der klassischen Geschichte mit einem internationalen Team: Der chinesisch-amerikanische Regisseur Chen Shizheng leitet die Produktion, und Kostüm, Video und Bühnenlicht kommen von deutschen, englischen beziehungsweise US-amerikanischen Künstlern.
Das Publikum und die Kritiker sind gespannt, mit welchen neuen Elementen das Team in der klassischen Oper aufwarten wird.
Farewell My Concubine erzählt die Story des Eroberers von Chu, Xiang Yu (232 – 202 v.u.Z.), der von seinem Feind besiegt wird und seiner geliebten Konkubine, Yu, Lebewohl sagt, die später Selbstmord begeht. Die berührende Geschichte ist ein immer wiederkehrendes Thema vieler chinesischer literarischer Werke und Opern, und die Beijing-Oper-Version ist besonders populär.
„Das Publikum sollte die Oper nicht unter dem Gesichtspunkt ästhetischer Standards der traditionellen Beijing-Oper ansehen“, meint Chen, der für seine meisterhafte Produktion der Kun-Oper Peony Pavilion bereits grosses Lob in Europa und den USA geerntet hat, die ihr Debüt 1999 im Lincoln Center in New York City hatte.
„Warum gehen Leute im 21. Jahrhundert ins Theater, um eine Beijing-Oper zu sehen? Weil der Geist der Beijing-Oper noch heute relevant ist, und auf dieser Basis versuchen wir, die Oper auf die Weise zu präsentieren, wie die heutige Gesellschaft Schönheit wertschätzt“, erklärt Chen. „Wir gehen tief in die innere Welt von Xiang Yu und der Konkubine Yu.“
In der Tat bricht diese Version die Tradition. Beispielsweise mag das Publikum überrascht über die Erscheinung der Darsteller sein, wenn Xiang Yu und seine Konkubine die Bühne betreten. In der traditionellen Oper ist Xiang Yu’s Gesicht normalerweise hauptsächlich schwarz geschminkt.
In Chen’s Produktion dagegen sieht sein Gesicht “roter als Datteln” aus, eine Farbe, die oft mit der Gesichtsfarbe von Guan Yu assoziiert wird, einer berühmten Figur in anderen Opern wie Dan Dao Hui.
Hinzu kommt, dass er ein Gewand anhat, dessen hauptsächliche Farben Rot und Schwarz sind, ein Kostümthema, dass noch nie zuvor in irgendeiner Porträtierung von Xiang Yu verwendet wurde.
Auch das Kostüm der Konkubine Yu weicht von dem der Original-Figur ab, während ihr Kopfschmuck Elemente der traditionellen Beijing-Oper beibehält. In dieser Produktion erscheint Yu in einer grossartigen Phoenix-Robe, ein Kleid, dass ausschliesslich von der Kaiserin getragen wurde.
Die Robe ist mit Federn dekoriert und sieht eher wie ein Kostüm in einer westlichen Oper aus. Diese mutige Wahl vereint den europäischen Opern-Hintergrund der deutschen Kostümdesigner mit der Beijing-Oper.
Und im letzten Akt kommt sogar Xiang Yu’s Pferd, Wu Zhui, lebendig auf die Bühne und dreht eine Runde, nachdem es sich von Xiang verabschiedet. Das reinrassige Pferd stammt aus einem Jockey-Club und soll acht Millionen Yuan, oder 955.290 Euro, wert sein.
Chen’s Einsatz eines lebendigen Pferdes in dieser Produktion ist ein weiterer Bruch mit der Tradition.
Der Produzent der Aufführung, Wang Xiang, erklärt, das Team habe viele Änderungen gemacht, um ein vielschichtiges Publikum anzusprechen, und betont, dass die Oper als Fest der kulturellen Erfahrung für ein chinesisches wie auch ausländisches Publikum angesehen werden könne.
„Es wird ausserdem in einem Theater in westlichem Stil aufgeführt und sollte insofern nicht auf völlig traditionelle Weise aufgeführt werden“, so Wang gegenüber Beijing Daily. „Daher haben wir mehr Kreativität zu den visuellen Aspekten der Produktion zugefügt, indem wir Elemente der westlichen Oper und moderner Musical haben einfliessen lassen.“
Auf die Frage, ob das ausländische Team der Aufführung die Essenz der Beijing-Oper verstehen könne, antwortete Wang: „Natürlich kann das Team nicht die Beijing-Oper verstehen, aber es kann den Geist der Oper verstehen.
Wir haben beschlossen, keine Künstler zu nehmen, die einen vordergründig chinesischen Hintergrund haben, um sicherzustellen, dass die Produktion innovativer wird.“