D er Tod ist das grosse Tabu unserer Gesellschaft. Das ist gewollt. Die kapitalistische Warengesellschaft reduziert den Menschen auf seine Qualität als reaktive Zelle im Produktions- und Konsumprozess. Seine Existenz erschöpft sich in jener eines blossen Funktionsträgers der kapitalistischen Akkumulations- und Profitmaschine.
Das Bewusstsein seiner eigenen Endlichkeit jedoch schafft Schicksal, Bewusstsein der radikalen Singularität, der Einzigartigkeit des eigenen Lebens. Kein Moment kehrt je zurück. Keiner gleicht einem anderen. Der Tod macht uns zu verantwortlichen Subjekten unserer eigenen Existenz.
Um die Angst vor dem eigenen Tode wenigstens teilweise zu mindern, gibt es nur einen Weg: jeden Tag – durch Gedanken, Taten und Träume – so viel Glück für sich und die anderen, so viel Sinn zu erschaffen, dass, am Ende des Lebens, dieses Leben seiner eigenen Negation so viel Sinn wie möglich entgegenzustellen vermag.
Jean Ziegler, Bürger der Republik Genf, Soziologe, ist emeritierter Professor der Universitäten von Genf und Paris. Er war bis 1999 Nationalrat (Abgeordneter) im Eidgenössischen Parlament, dann Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung. Seit 2008 ist er Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrats. Er ist Träger verschiedener Ehrendoktorate und internationaler Auszeichnungen wie z.B. des CARE-Milleniumspreises (2009) und des Internationalen Literaturpreises für Menschenrechte (2008).
Jean Ziegler ist Autor zahlreicher Bestseller, darunter “Der Hass auf den Westen”, “Das Imperium der Schande”, “Die neuen Herrscher der Welt” sowie “Die Schweiz, das Gold und die Toten” und “Die Schweiz wäscht weisser”.
Die Lebenden und der Tod
von Jean Ziegler
Ecowin Verlag
312 Seiten, 15 x 21,5, gebunden mit Schutzumschlag
EUR 19,95 – CHF 30,50
ISBN 978-3-7110-0018-7
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