D er Gründungsgipfel der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten wurde am 02. und 03. Dezember 2011 in Caracas gefeiert – unbestreitbar ein epochales Ereignis. In diesem Fall ist eine solche Behauptung keine Übertreibung.
Die Versammlung hat die optimistischsten Erwartungen übertroffen, durch den demokratischen Geist, in dem die venezolanischen Gastgeber sie in enger Zusammenarbeit mit den anderen teilnehmenden Regierungen vorbereitet hatte, der kameradschaftliche Atmosphäre, in der sie stattgefunden hat, und wegen des wichtigen Inhalts der Gründungsdokumente, die einen emanzipatorischen, unabhängigen, lateinamerikanischen Geist und Ausdruck verströmen.
Von nun an werden Lateinamerika und die Karibik ihre eigene Stimme innerhalb der internationalen und multipolaren Gemeinschaft der Nationen geltend machen, verstärkt durch die Katastrophe des neoliberalen Kapitalismus und der gescheiterten US-amerikanischen Aggressionskriege.
Zwar sind in CELAC sowohl Nationen vertreten, die eine neoliberale Politik betreiben, als auch ihre Gegner, doch markiert dieser Gipfel den Bruch der Region mit der Monroe-Doktrin. Vergangene Erfahrungen zeigen, dass derartige Unterschiede die CELAC nicht daran hindern sollten zu funktionieren.
Es muss daran erinnert werden, dass der Weg mit vielen internen Hindernissen und natürlich vor allem externen Drohungen gepflastert ist. Die Grösse der Zielsetzungen gehört zum grossen Traum Bolívars und Martís – wirtschaftliche, kulturelle, politische Integration, einschliesslich soziale Integration, der Schutz der Natur und die Mitbestimmung der Bürger.
Dies wird auch von der Erklärung von Caracas, die Abläufe für das Funktionieren der CELAC, dem Aktionsplan von Caracas und den 20 anderen verabschiedeten Dokumenten bestätigt.
Als Bolívar dieses Ideal artikulierte, das später von Martí aktualisiert wurde, haben einige es als für nicht durchführbar gehalten, auch wenn sie es als edle und schöne Idee betrachteten; andere haben es kaum beachtet; wieder andere – die Empires und die Oligarchien, seine Erzfeinde – erhoben sich dagegen und taten ihr Bestes, um es im Keim zu ersticken, als es zum politischen Vorhaben wurde.
Dennoch haben die Menschen für dieses Ideal gekämpft, auch wenn die Umstände denkbar ungünstig waren, und sind ihm treu geblieben, wie wir es einige Tage vor dem (CELAC-)Gipfel im venezolanischen Fernsehen anlässlich der interessanten Diskussion zwischen Cristina Fernández und Hugo Chávez über die lateinamerikanische Geschichte mit Befriedigung feststellen konnten.
Obwohl, uns der Platz fehlt, alle zu nennen, müssen bei der Gründung der CELAC die Sozialaktivisten, Revolutionäre und Intellektuelle in Erinnerung gerufen werden, die im Laufe der Jahre diesen Traum am Leben erhalten, gepflegt und bereichert haben, darunter viele in Zusammenarbeit mit der Autonomen Universität Mexiko.
Sollte man mich aber bitten, nur einen Menschen zu erwähnen, der im 20. und 21. Jahrhundert an die Notwendigkeit einer Union der Karibik und der lateinamerikanischen Welt geglaubt, sie gepredigt und sich effektiv dafür eingesetzt hat, dann würde ich Fidel Castro nennen.
Um nur eine wenig bekannte Tatsache zu erwähnen: der kubanische Revolutionsführer ist das einzige Nichtmitglied der CARICOM (Gemeinschaft der karibischen Staaten), dem von seinen Führern der Ehrenorden verliehen worden ist, als „Tribut für die Begeisterung und den Opfergeist, die Fidel sein Leben lang in den Dienst seines Landes, seiner Region und der übrigen Entwicklungsländer gestellthat“.
Ohne die Arbeit der Rio-Gruppe, des ersten typisch lateinamerikanischen Mechanismus der politischen Zusammenarbeit, und die lateinamerikanisch- karibischen Gipfeltreffen für Entwicklung in Brasilien und Mexiko, hätte die CELAC nie entstehen können.
Sie gehören zu ihrem Erbe, wie es auch in den Gründungsdokumenten proklamiert wird. Auch muss betont werden, dass ab den Neunzigerjahren bis heute Hugo Chávez die wichtigste Triebfeder und Urheber der Bündnisse, der grossen Abkommen und Einigungen gewesen ist, und der grosse Schmied der solidarischen Institutionen und Inhalte der lateinamerikanisch-karibischen Beziehungen, welche die Gründung der CELAC ermöglicht haben.
Zu seinen Erfolgen zählt die äusserst bedeutsame Wiederaufnahme der venezolanisch-kolumbianischen Beziehungen, dank einem lobenswerten gegenseitigen Willen.
Vor 17 Jahren – 4 Jahre, bevor er zum Präsidenten gewählt wurde – sagte Chávez an der Universität Havana: „Das kommende Jahrhundert wird für Lateinamerika das Jahrhundert der Hoffnung, der Wiedergeburt des bolivarischen Traums, des Traums von Marti, des lateinamerikanischen Traums.“
Die Geschichte ist nun dabei, ihm Recht zu geben.