F ür die zahlreichen Wanderarbeiter, die nicht wissen, wie man Computer benutzt, ist es dadurch noch schwerer geworden, ein Bahnticket zu bekommen. Der 37-jährige Wanderarbeiter Huang Qinghong, der in der ostchinesischen Stadt Wenzhou lebt, schrieb den Bahnbehörden einen Beschwerdebrief, in dem er sich über die Schwierigkeiten beklagte, während des Frühlingsfestes Fahrkarten zu erwerben.
Das Problem: Die Tickets können über das Internet und über das telefonische Buchungssystem schon zwei Tage früher gekauft werden als an den Bahnhofsschaltern oder bei den autorisierten Verkäufern. Während viele Wanderarbeiter im kalten Winter stundenlang Schlange stehen, gehen die Fahrkarten für die begehrtesten Züge innerhalb von Minuten über das Computersystem an die Internetnutzer.
Früher hatten die anstehenden Wanderarbeiter noch eine Chance, eine Fahrkarte zu kaufen. Doch dies ist nun nicht mehr so, da sie keinen Zugang zum Internet haben und nicht wissen, wie man die Tickets telefonisch bucht, schrieb Huang.
Viele der rund neun Millionen Wanderarbeiter in Shanghai haben Probleme, während des Frühlingsfests in die Heimat zurückzukehren. Liu Shuowen ist einer von ihnen. Er sagte, dass er erfolglos versucht hatte, eine Fahrkarte nach Dazhou in der südwestchinesischen Provinz Sichuan online und per Telefon zu buchen.
Als er schließlich sein Glück bei einer offiziellen Verkaufsstelle versuchte, hieß es, dass alle Plätze bereits seit zwei Tagen vergeben seien.
Am 01. Januar waren in Shanghai etwa 60.000 Tickets online verkauft worden. Dies ist sechs Mal mehr als an einem durchschnittlichen Tagen. Trotz der Schwierigkeiten eine Fahrkarte zu bekommen, ist der Zug für viele Wanderarbeiter das Transportmittel der Wahl, da sie sich keine Langstreckenbusse oder Flüge leisten können.
Ein Bus von Shanghai nach Dazhou würde Liu 712 Yuan kosten. Ein Flug mit dem anschließenden Bustransfer ist nicht unter 1200 Yuan zu haben. Im Zug kostet die Reise jedoch nur 438 Yuan.
Die Haushaltshilfe Ning Chunxia sagte, dass sie ihre Fahrkarte nach Zhongxiang in der zentralchinesischen Provinz Hubei mit Hilfe der Tochter ihres Arbeitgebers gebucht habe. “Ich weiß nicht, wie man mit Computern umgeht. Aber mit ihrer Hilfe hatte ich die Fahrkarte innerhalb von drei Minuten.” Nicht wenige ihrer Kolleginnen hatten weniger Glück. “Viele von ihnen müssen in Shanghai bleiben”, sagte Ning.
Die Eisenbahnbehörden von Shanghai antworteten auf die Beschwerden der Passagiere, indem sie darauf hinwiesen, dass das Buchungssystem über das Telefon oder das Internet notwendig und praktisch sei.
Es sei ein wirksames Instrument gegen die Spekulation mit Fahrkarten während der Hauptreisezeit rund um das Frühlingsfest. Sie sagten, dass bereits Maßnahmen ergriffen wurden, um Wanderarbeitern den Kauf zu erleichtern.
Dazu gehört etwa, dass die Mindestzahl für Gruppentickets von 30 auf zehn Personen reduziert wurde. Zudem wurden mehr Fahrkarten für Wanderarbeiter reserviert: 60 Prozent aller Tickets für Züge, die mit einem L beginnen (temporäre Routen) und 40 Prozent aller Tickets auf normalen Routen.
Die Behörden sagten allerdings, dass selbst wenn alle Fahrkarten für Wanderarbeiter zur Seite gelegt würden, es angesichts der riesigen Nachfrage noch immer ein zu geringes Angebot gebe.