G reenpeace Schweiz hat heute zusammen mit der Erklärung von Bern (BD) die übelsten Unternehmen des Jahres 2011 mit ihrem alljährlichen Schmähpreis ausgezeichnet. Die Jury entschied sich für die britische Bank Barclays.
Der Publikumspreis ging an Vale, eine brasilianische Bergbaufirma.
Mit der Verleihung des Preises setzen NGOs auch in diesem Jahr ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung. Die Verleihung fand in Sichtweite des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos statt und schafft damit eine direkte Verbindung zu denjenigen Unternehmen beim WEF, denen Profit über alles geht.
„Der Public Eye Award ist unsere Chance, Unternehmen zu zeigen, dass die Menschheit und die Umwelt auch eine Stimme haben“, sagte Kumi Naidoo, Geschäftsführer von Greenpeace International. „Wir sind eine Stimme, die nicht zum Schweigen gebracht wird.“
Jury-Preis geht an Barclays
Das Expertengremium einigte sich auf die britische Bank Barclays als Preisträger, weil diese sich durch ihre Lebensmittelspekulationen besonders negativ hervorgetan hat. Das Unternehmen ist der am schnellsten wachsende Spekulant von Lebensmitteln und treibt die Preise für Nahrungsmittel auf Kosten der Ärmsten in die Höhe.
Allein 2010 rutschten in der zweiten Jahreshälfte 44 Millionen Menschen weltweit wegen steigender Preise in extreme Armut.
„Wir hoffen, dieser Preis ermutigt europäische Gesetzgeber zu strengen Regulierungen, um Lebensmittelspekulationen einzudämmen und Banken daran zu hindern, mit Lebensmittelpreisen zu zocken“, so Amy Horton vom World Development Movement.
Rekordbeteiligung beim Publikumspreis
Fast 90.000 Stimmen wurden im Online-Voting für das übelste Unternehmen des Jahres abgegeben – mehr als je zuvor. Die Mehrheit entschied sich für das brasilianische Bergbauunternehmen Vale (25.041 Stimmen). Die Firma hat eine 60-jährige Geschichte, in der wiederholt Menschenrechtsverletzungen, unmenschliche Arbeitsbedingungen und die rücksichtslose Ausbeutung der Natur eine Rolle spielen.
Derzeit arbeitet Vale am Bau des sogenannten Belo Monte Damm im Amazonas. Wegen des Damms müssen wahrscheinlich 40.000 Menschen umgesiedelt werden, die weder ein Mitspracherecht noch Aussicht auf Entschädigung haben. Ein Gebiet in der Grösse des Bodensees soll geflutet werden – mit katastrophalen Folgen für die einheimische Bevölkerung sowie für Flora und Fauna.
Auf dem zweiten und dritten Platz in der Abstimmung zum Publikumspreis landeten Tepco und Samsung mit 24.245 beziehungsweise 19.014 Stimmen.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und unternehmerisches Engagement
„Wir verfolgen mit dem Public Eye Award auch ein langfristiges Ziel“, sagte François Meinberg von BD. „All die jährlichen Nominierungen machen das Fehlen von Rechtsgrundsätzen deutlich.“
Die am Public Eye Award beteiligten Organisationen appellieren schon lange an Regierungen, rechtlich bindende Regeln für mehr unternehmerische Verantwortung einzuführen.
Um das zu erreichen, haben sich Greenpeace und BD in der Schweiz mit fast 50 weiteren Organisationen zusammengeschlossen. Unter dem Namen Justice Without Borders will die Allianz eine rechtliche Verpflichtung zu Menschenrechts- und Umweltstandards für Unternehmen erreichen, die ihren Sitz in der Schweiz haben.
Joseph E. Stiglitz, US-Starökonom und Nobelpreisträger, sagte in seiner Rede bei der Preisverleihung, dass die privilegierten Individuen und Gesellschaften der Welt nicht für immer von Konsequenzen isoliert bleiben. „Für Firmen bedeutet das, über das gesetzliche Minimum hinaus die Umwelt zu schützen und Arbeiter mit Würde und Fairness zu behandeln.“
Gleichzeitig sei es aber ebenso nötig, gesetzliche Rahmenbedingungen für den Schutz von Arbeit und Umwelt für weniger verantwortungsvolle Unternehmen zu schaffen.