U nter der Überschrift “Kinderarmut geht zurück” berichteten fast alle Medien über die Ergebnisse einer “Analyse der Bundesagentur für Arbeit”. Die in diesen Artikeln genannten Zahlen zur Veränderung der Zahl der Kinder im Alter von unter 15 Jahren, deren Eltern auf Arbeitslosengeld II (Hartz IV) angewiesen sind, bedürfen der Ergänzung: In den Artikeln fehlt jeglicher Hinweis auf die Entwicklung der Zahl der Kinder im Alter von unter 15 Jahren insgesamt.
Bei Berücksichtigung der Zahl der Kinder stellen sich die Veränderungsraten im Ländervergleich deutlich anders dar als bei alleiniger Betrachtung der absoluten Zahl der “nicht erwerbsfähigen Leistungsberechtigten” (bis Ende 2009: nicht erwerbsfähige Hilfebedürftige”) im Alter von unter 15 Jahren.
Im Fünf-Jahreszeitraum von September 2006 bis September 2011 sank die Zahl der Kinder unter 15 in “SGB II-Bedarfsgemeinschaften” um die von der Süddeutschen Zeitung berichteten 13,5 Prozent. Die Zahl der Kinder unter 15 ist in der Bundesrepublik Deutschland im Fünf-Jahreszeitraum von Ende 2005 bis Ende 2010 um 6,1 Prozent auf 10,941 Millionen gesunken.
Dies bleibt in allen (Mainstream-)Zeitungen unerwähnt. Die Hilfequote der Kinder im Alter von unter 15 Jahren sank von 16,3 Prozent auf 15,0 Prozent. Dies entspricht einer Veränderung der Hilfequote um -7,9 Prozent. (1,3 Prozentpunkte)
In der Tabelle ist dargestellt, wie sich die Zahl der Kinder unter 15 insgesamt und die Zahl der Kinder unter 15 in “SGB II-Bedarfsgemeinschaften” im Bund und in den Ländern entwickelt hat.
Anders als vielfach vermutet ist die Zahl der Kinder im Alter von unter 15 Jahren von Ende 2005 bis Ende 2010 in Ostdeutschland um 5,8 Prozent gestiegen. In Westdeutschland sank sie um 8,2 Prozent. In den 16 Ländern reichten die Veränderungsraten von -13,1 Prozent im Saarland bis +9,1 Prozent in Sachsen. (Spalte 7) Die Zahl der Kinder unter 15 in “SGB II-Bedarfgemeinschaften” sank von September 2006 bis September 2011 um 13,7 Prozent in Westdeutschland und 13,1 Prozent in Ostdeutschland.
In den Ländern reichten die entsprechenden Veränderungsraten von -1,2 Prozent (Berlin) bis -22,1 Prozent (Bayern). Der Befund der Zeitungen “Schlusslicht ist Berlin: In der Bundeshauptstadt hat sich die Zahl der hilfebedürftigen Kinder im gleichen Zeitraum nur um 1,2 Prozent verringert.”, ist rechnerisch richtig.
Berücksichtigt man aber die Entwicklung der Zahl der Kinder unter 15, ergibt sich ein anders Ergebnis: Im Fünf-Jahresvergleich ist Nordrhein-Westfalen Schlusslicht. Nordrhein-Westfalen ist das einzige Land, in dem die Hilfequote der Kinder unter 15 im September 2011 höher war als fünf Jahre zuvor.