D er imperiale Krieg dient keineswegs nur geostrategischen Zielen, wenngleich auch diese meist im Vordergrund stehen. Was in den Mainstream-Medien kaum thematisiert und somit in der breiten öffentlichen Wahrnehmung wenig reflektiert wird, ist ein weiterer Aspekt; Der Krieg selbst als eines der profitabelsten kapitalistischen Geschäfte.
Das “Big Business” rund um Krieg, Kriegsmaschinerie und Kriegslogistik erstreckt sich auf eine Vielzahl von Geschäftsfeldern. Angefangen bei Waffen- und Technikproduktion und Ausrüstung, über Versorgung und andere logistische Leistungen, bis hin zu Wiederaufbauleistungen nach der heissen Phase eines Kriegszugs und der anschliessenden Verteilung nationaler Ressourcen und Infrastrukturen der Opfer-Staaten.
Das Geschäft mit dem Krieg als solchem generiert mitunter höhere Profite, als die vorgeblichen strategischen, politischen und übergeordneten wirtschaftlichen Ziele. Insbesondere dann, wenn man die Kriegsmaschinerie permanent am Laufen hält, also die Karawane von einem Krieg, von einem “Krisenherd” zum nächsten weiter wandern lässt.
Die kapitalistische Mafia aus Massenmördern und Kriegsprofiteuren bildet hierbei eine regelrechte – international besetzte – Industrie rund um das Kriegsgeschäft, deren Protagonisten in ihren Heimatländern als mehr oder weniger “ganz normale” bürgerliche Unternehmen in Erscheinung treten.
Im Unterschied zur reinen Rüstungsindustrie, ist die erweiterte Kriegsindustrie, von welcher hier die Rede ist, auf das tatsächliche Führen heisser Kriege angewiesen.
Die Rüstungsindustrie hingegen floriert auch in Friedenszeiten. Die Ausplünderung der Volkshaushalte durch Forschung und Produktion zugunsten des militärisch-industriellen Komplexes ist so oder so bereits bis zum Anschlag aufgedreht.
Für diese Kriegsindustrie ist es auch völlig irrelevant, ob ein Krieg nun aus militärischer Sicht gewonnen oder verloren wird, entscheidend ist hierbei allein, dass der Krieg möglichst lange andauert oder sich ein weiterer Kriegsschauplatz möglichst nahtlos anschliesst.
Neuer Blackwater-Auftrag
Auch das US-Regime unter Barack Obama macht in seiner Kooperation mit der internationalen Kriegsindustrie keine Ausnahme.
Wie internationale Medien am Freitag berichteten, hat ein Nachfolger der früheren US-Söldnerfirma Blackwater, die heute unter dem Namen “Xe Services” firmiert, jetzt einen Millionenauftrag des US-Aussenministeriums in Afghanistan erhalten.
Das Unternehmen soll 18 Monate lang für insgesamt 120 Millionen US-Dollar die Konsulate der USA in Herat und Mazar-i-Sharif schützen, erklärte ein Aussenamtssprecher in Washington.
Nachdem Blackwater-Söldner in der irakischen Hauptstadt Baghdad zahlreiche Zivilisten massakriert hatten, entzog die irakische Marionettenregierung der Firma 2007 die Lizenz und wies Anfang Juni dieses Jahres zudem 250 Blackwater-Söldner aus.
Nach Auskunft offizieller US-Stellen war in der Vergangenheit bereits bekannt geworden, dass Blackwater in Irak und Afghanistan auch an Folterungen von Gefangenen beteiligt war. Wie es hiess, soll der US-Geheimdienst CIA entsprechende Verträge nicht mit Blackwater, sondern direkt mit einzelnen Mitarbeitern des Unternehmens abgeschlossen haben, darunter auch mit dem früheren Blackwater-Chef Erik Prince.
Blackwater war darüber hinaus im Auftrag des früher vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Richard Cheney geleiteten Ölkonzerns Halliburton im Irak aktiv und führte im Irak Aufträge des US-Regimes im Wert von mindestens 800 Millionen US-Dollar aus.
Die Firma unterhielt in Baghdad u.a. auch eine eigene Hubschrauberflotte.
Auch deutsche Firmen mit dabei
Wer jetzt glaubt, die Kriegsindustrie würde sich lediglich auf Firmen aus den USA beschränken und Deutschland bzw. deutsche Unternehmen würden keine Profite aus dem imperialen Krieg ziehen, der irrt gewaltig – tatsächlich finden sich deutsche Firmen unter den Hauptakteuren.
Im Bereich der Söldnerrekrutierung sind deutsche Firmen zwar (soweit bekannt) nicht aktiv, stattdessen aber bildet das Geschäftsfeld der Kriegslogistik eine Spezialität deutscher Unternehmungen. Hierbei geht es neben dem Transport von Kriegsgerät auch um das, was die Mörder in Uniform (oder auch ohne) und Folterer zur täglichen Versorgung und Nahrungsaufnahme benötigen.
Im Gegensatz zur landläufigen Annahme nämlich, dass entsprechende logistische Leistungen auch heute noch durch alle Armeen selbst geleistet würden, sind auch diese Sektoren mittlerweile durch die NATO und einige ihrer Armeen weitestgehend an Privatfirmen ausgelagert worden.
Für die Kriege im mittleren und ferneren Osten bildet Deutschland und Europa aufgrund der geographischen Lage und der leistungsfähigen Flughäfen und Infrastrukturen wichtige strategische Stützpunkte und Drehkreuze in Sachen Logistik. Daher ist es nicht verwunderlich, dass deutsche Unternehmen gerade in diesem Sektor Fuss fassen konnten.
DHL bspw., eine Tochter der Deutschen Post, publiziert seit September 2009 Materialien, die mit dem Abbild eines uniformierten Afghanistan-Kämpfers werben. Eine Plakatkampagne soll „den Soldatenberuf in der Gesellschaft präsent machen“, heisst es bei der Deutschen Post, die sogar einen eigenen “Konzernrepräsentanten Military Affairs Bundeswehr/NATO” beschäftigt.
Die Deutsche Post transportierte schon 2002 Rüstungsgüter bis 50 Kilogramm und militärische Dokumente der Bundeswehr. 2003 schliesslich stieg DHL als Logistikpartner des US-Militärs in Irak und Afghanistan ein.
Gleichzeitig wird der militärische Ausbau des Flughafens Leipzig betrieben. Dieser ist eng mit DHL verknüpft, die über die DHL Hub Leipzig GmbH seit Anfang 2008 am Flughafen Leipzig/Halle eines ihrer drei internationalen Luftfahrt-Drehkreuze betreibt.
DHL hatte unmittelbar nach Aufhebung der UN-Wirtschafts-sanktionen gegen Irak im Mai 2003 vor Ort als erstes Unternehmen Logistikdienstleistungen angeboten. Hauptkunde im Irak ist das US-Militär, wodurch DHL vom reinen Profiteur des Irakkrieges zum unmittelbaren Kriegs- und Besatzungshelfer avancierte.
Allerdings ist DHL bislang der ganz grosse Einstieg in die Kriegslogistik versagt geblieben und stellt einen vergleichsweise kleinen Fisch im Kriegslogistikgeschäft dar.
Denn Hauptlieferant der NATO- und US-Truppen in Kriegsgebieten ist die aus Frankfurt/Main stammende Firma “Supreme Group”. Diese Firma, deren Logo jenem der NATO nachempfunden ist, meidet nach Möglichkeit all zu grosse Präsenz in der Öffentlichkeit, zumindest in hiesigen Breiten.
In den vergangenen Jahren wurde der offizielle Steuer-Hauptsitz erst in die Schweiz, 2009 schliesslich in die Niederlande verlegt, Stützpunkte finden sich u.a. in Dubai, gleichwohl der Haupteigentümer weiterhin in Frankfurt/Main wohnt.
Das Nachrichtenmagazin Focus berichtete in einem Artikel „Militärlogistik – Catering in Kabul“ (Nr. 6, 2002) über die Supreme Group und ihren Firmenchef:
„Für den Lieferanten Stephen Orenstein ist die “Mission Afghanistan” ein Routinejob. Das Schwergewicht aus Hessen ist Versorgungsspezialist für Militärs und in den Krisengebieten der Welt zu Hause.
Ruanda, Kosovo, Sierra Leone, Somalia, Bosnien – Orenstein war stets mit dabei. Und doch hat der Einsatz am Hindukusch etwas Besonderes. Der 38-Jährige ist für die britische Truppe in der unwirtlichen Welt Kabuls eine Art gute Fee: Sein Unternehmen liefert das Essen für englische Soldaten – Extrawürste inklusive.Industriepark Mörfelden, nur wenige Kilometer vom Frankfurter Flughafen entfernt. Ein unscheinbarer Bürokomplex mit grosser Lagerhalle ist Deutschlandsitz der Supreme GmbH.
Hier stellt Managing Director Orenstein den Nachschub für 3500 Soldaten zusammen: 100 Tonnen pro Woche – Tiefkühlkost, Konserven, Getränke, Gemüse, Obst, Milch, Butter und Joghurt, insgesamt 340 verschiedene Produkte – schaffen 30 Mitarbeiter in die afghanische Hauptstadt. Günstig, zuverlässig, korrekt – so wünschen es die Briten.
Das Rezept der Hessen: Sie checken ein mögliches Operationsgebiet, bevor der offizielle Auftrag auf dem Tisch liegt. Orenstein: „Ist ein Auslandseinsatz abzusehen, legen wir los. Wir suchen Lagerhallen, wählen Transportrouten, werben vor Ort Mitarbeiter an.“Während die Logistik der Bundeswehr erst nach dem Bundestagsbeschluss langsam anlief und dann in Afghanistan grosse Schwächen offenbarte, hatte sich eine Supreme-Vorhut in Kabul längst ein Faustpfand gesichert: Nach Gesprächen mit der afghanischen Übergangsregierung erhielten die Mörfelder den Zuschlag für das ehemals staatliche Kühlhaus.
„Ein Wunder, dass das Gebäude noch steht“, sagt Supreme-Prokurist Peter Esser, 44. In der 3000 Quadratmeter grossen Halle am Rande der zerbombten Hauptstadt wird das Zentrallager für die sechs britischen Feldküchen errichtet.
Kräfte der internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) sollen es vor Übergriffen schützen.Sonderwünsche der Kundschaft erfüllen die hessischen Langstrecken-Lieferanten gern. Deftige Wurst aus dem schottischen Hochland erhalten die Briten in Kabul ebenso wie englische Apfelpastete. Acht Hauptgerichte werden serviert.
Und für die Ghurkas, nepalesische Elitetrupps im Sold der Engländer, organisiert Supreme geraspelte Kokosnuss und lebende Ziegen.
Orenstein: „Wenn wir mit der Bundeswehr ins Geschäft kommen, besorgen wir auch Sauerkraut und Haxe.“
Nun, das war im Jahr 2002. Seit dem hat die Supreme Group, analog der Ausweitung der Kriege, stark expandiert, auch international. So schreibt die Münsterländische Volkszeitung in einem Artikel „Punktlandung für Distributionszentrum“ (21.06.2007):
„Rheine. Nach einer rekordverdächtigen Bauzeit von nur fünf Monaten hat KLM Logistik für die Supreme Group ein neues Distributionszentrum am Standort Rheine um- und ausgebaut. [...]
„Diese Entwicklung ist nicht minder Verdienst unseres Partners der ersten Stunde, dem Team von KLM Logistik“, betonte Stephen Orenstein, geschäftsführender Gesellschafter der Supreme Group, im Beisein zahlreicher Gäste.
Mit dem Ausbau der Logistikaktivitäten am Standort Rheine unterstreicht der international tätige Catering- und Logistikkonzern zudem die strategische Bedeutung der Region innerhalb eines weltumspannenden Netzwerkes.“
Auch deutsche Firmen sind Teil des imperialen Krieges, gleichwohl diese Geschäftsfelder Wert auf Diskretion legen und die bürgerlichen Medien brav mitspielen. Waffen, Logistik, Wiederaufbau – die Kriegsindustrie ist Teil der kapitalistischen Ausplünderung der Völker.
Dabei geht es um Milliardenprofite. Für skrupellose Geister offenbar Grund genug, das globale Morden permanent am Laufen zu halten.