I n Russland wird am Sonntag gewählt. Jenseits des Polarkreises haben sie schon einmal damit angefangen – hier kommt die Wahlkommission zu den Wählern, nicht umgekehrt. Was die 110 Millionen Wahlberechtigten in den fast 100 000 Wahlbüros in die Urnen werfen, ist im Ergebnis berechenbar – aber in der Höhe spannend. Jede Stimme zählt.
Svetlana Sorokina, Leiterin einer lokalen Wahlkommission: “Auch wenn es nur zwei Figuren irgendwo da draußen gibt, wir gehen hin, damit sie von ihrem verfassungsmäßigen Recht Gebrauch machen können.”
Die Regierungspartei Geeintes Russland muss nach den jüngsten Umfragen um ihre Zweidrittelmehrheit fürchten. Demnach kommt die von Regierungschef Wladimir Putin geführte Partei nur noch auf etwas über 50 Prozent, berichteten Medien in Moskau.
Die Partei hat nach dem Willen Putins Kremlchef Dmitri Medwedew als Spitzenkandidaten aufgestellt und kämpft seit Wochen mit sinkenden Zustimmungswerten.
Und mit wachsender Nervosität. Erst beschimpfte Putin unabhängige Wahlbeobachter als “Judasse”.
Nun leitete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen die einzige unabhängige russische Wahlbeobachterorganisation Golos ein – sie wird auch von der EU finanziert.
Der Vorwurf: Einmischung in den Wahlkampf. Sie soll in den fünf Tagen vor der Wahl am Sonntag Umfrageergebnisse publiziert haben, was verboten ist.