V on Freitag bis zum heutigen Ostermontag fanden bundesweit die traditionellen Ostermärsche der Friedensbewegung statt. Die Auswahl der Themen fiel in den einzelnen Städten teils recht unterschiedlich aus. Die Forderungen nach Abrüstung, Abzug der US-Atomwaffen, Verbot von Rüstungsexporten und Frieden mit Russland dominierten die meisten Veranstaltungen.
NATO-Kritik war dieses Jahr in vielen Städten deutlicher zu vernehmen, ging jedoch in manch anderen zugunsten systemnaher Narrative eher unter.
Während u.a. in der Hauptstadt Berlin dieses Jahr erstmals wieder die Forderung nach NATO-Austritt in den offiziellen Aufruf aufgenommen wurde und ganz in der Tradition der klassischen Ostermärsche der Widerstand gegen Aufrüstung, Imperialismus und Krieg das Bild bestimmte, war in manch anderen Städten zu beobachten, wie transatlantische Systemlinke und vom System finanzierte NGO versuchten, den Charakter der Ostermärsche neu zu definieren.
So wurde am Samstag u.a. in München versucht, das Thema “Klimaschutz” (nicht Umweltschutz) und die EU-Kampagne “Fridays for Future” im Ostermarsch zu verankern.
Andererseits kein Wort dazu, dass die NATO – DIE – Fluchtursache ist und der Austritt aus diesem US-Kriegskommando den grössten Beitrag bedeutet, den wir in Deutschland für die internationale Solidarität leisten können.
Ein gemischtes Bild auch in Bonn, wo sich wie in Berlin und zahlreichen anderen Städten auch #aufstehen mit Plakaten „Raus aus der NATO!” am Ostermarsch beteiligte. Allerdings fanden in Bonn ebenfalls “Fridays for Future” und das imperialistische Narrativ zu “Flucht und Seenotrettung” den Weg auf die Bühne.
Ein Teilnehmer berichtet aus Hannover: „Ostermärsche sind aus den gleichen Gründen heute genau so wichtig, wie zu allen Zeiten. Nervtötend ist allerdings, dass bei den Veranstaltungen immer häufiger die “Flüchtlings”-politik oder unverhohlene Wahlempfeh-lungen Thema sind. Das kann ich vom heutigen Ostermarsch in Hannover bestätigen. Der Beifall zu friedensorientierten Beiträgen, z.B. Kritik an der Aufkündigung des INF-Vertrages, war laut wie gewohnt. Besagte systemkonforme Beiträge hingegen kaum.”
Mit über 2.500 Teilnehmern der Kundgebung auf dem Rosa-Luxemburg-Platz konnte Berlin am Samstag im Vergleich zu den Vorjahren und gegen den Bundestrend zulegen. Ausschlaggebend für diesen Erfolg sind zwei Faktoren: So wurde diesmal im Vorfeld auf Anfeindungen und Provokationen anderer Friedensorga-nisationen verzichtet. Die Forderung nach NATO-Austritt beflügelte zudem Aufklärung und konsequente Kritik zur globalen Geostrategie des Imperialismus.
Im Ergebnis erlebte die Hauptstadt einen Ostermarsch, der in seiner breiteren gesellschaftlichen Zusammensetzung wesentlich näher an der Tradition der Ostermärsche und der klassischen Friedensbewegung anknüpfte und wieder konsequente Friedenspolitik in den Vordergrund rückte.
Berlin zeigte, wo die Zukunft der Ostermärsche liegt, nämlich in der Besinnung auf die Traditionen und Grundsätze der klassischen Friedensbewegung als breite Bürgerbewegung für den Frieden.
Symptomatisch für die Berichterstattung der NATO-Medien – wie bereits am Samstag die ARD – auch das Hamburger Abendblatt (online) vom heutigen Sonntag, so titelte das Blatt: “Fridays for Future” beim Ostermarsch in Hamburg
Vermeintlicher “Klimaschutz” und systemnahe Narrative statt Raus aus der NATO! – so offenbarte sich dieses Jahr die Strategie der Mainstreammedien. Ein Bild, das völlig konträr zur realen Entwick-lung auf der Strasse und an der Basis der Friedensbewegung steht.
Ebenfalls am heutigen Sonntag kamen in Frankfurt/Main über 1.000 Ostermarschierer zusammen. Die hessische Bankenme-tropole gehörte zu den Städten, die den Austritt aus der NATO (noch) nicht im offiziellen Aufruf enthielten. Gleichwohl aber wurde Raus aus der NATO! auch auf dem Frankfurter Römer von unterschiedlichen Gruppen gefordert.
Die Sammlungsbewegung #aufstehen war in Frankfurt deutlich vertreten. Mitglieder der regionalen #aufstehen-Gruppen berichteten von Bestrebungen zur intensiveren Vernetzung. Auch wurde betont, dass man sich als #aufstehen-Basis definiere und selbsternannten Führungsstrukturen eine Absage erteilt.
In Dresden fand der erste Ostermarsch seit Jahren statt, so dass hier die Grundlage für eine längerfristige Tradition gelegt werden konnte. Rund 400 Friedensaktivisten beteiligten sich am dem, von der Friedensinitiative Dresden organisierten, Ostermarsch in der Sächsischen Landeshauptstadt. In zwei Gruppen liefen sie vom Hauptbahnhof und vom Neustädter Bahnhof zur Kreuzkirche.
Nach der Demonstration trafen sich die Ostermarschierer im Haus an der Kreuzkirche, um den „Friedensruf aus Dresden“ auszusenden. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) wurde aufgerufen, die militärische Nutzung des Dresdner Flughafens zu unterbinden.
Das bundesweite generelle Problem der mittlerweile absurden Überalterung der Ostermärsche war weiterhin deutlich sichtbar. Völlig unverständlich ist, warum sich die Generation 60+ selbst derart gegen den längst überfälligen Generationswechsel sträubt. Denn dieses Problem ist durchaus hausgemacht, die alten Strukturen ziehen es vor, im eigenen Saft zu schmoren.
Der Altersdurchschnitt konnte u.a. dort gesenkt werden, wo #aufstehen und FbK (Friedensbewegung bundesweite Koor-dination) präsent waren.