R ussland ist nach Worten von Präsident Wladimir Putin unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht in der Lage, das Gasprojekt South Stream zur Versorgung Südeuropas fortzusetzen. „Wegen der ausbleibenden Genehmigung Bulgariens haben weitere Arbeiten an dem Projekt keinen Sinn“, erklärte Putin heute in Ankara nach Verhandlungen mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdoğan.
„Wir können nicht mit der Verlegung der Pipeline auf dem Meeresgrund beginnen, solange uns keine Genehmigung Bulgariens vorliegt. Es wäre absurd, die Leitung bis zur bulgarischen Küste fertig zu bauen und dann halt zu machen“, sagte Putin.
„Wenn Europa dieses Projekt nicht realisieren will, wird es nicht realisiert.“
Wegen der destruktiven Position der EU-Kommission zu South Stream wird Russland seine Energieträger in andere Regionen der Welt transportieren, darunter durch eine beschleunigte Umsetzung von Projekten zur Produktion von verflüssigtem Erdgas (LNG).
„Wir werden andere Märkte erschliessen und Europa wird diese Gasmengen nicht erhalten, in jedem Fall nicht von Russland. Wir gehen davon aus, dass dies den ökonomischen Interessen Europas zuwiderläuft und unserer Kooperation schadet.
Aber das ist die Wahl unserer europäischer Freunde“, so der russische Präsident.
Die Verluste Bulgariens wegen des Stopps von South Stream schätzt Russland auf rund 400 Millionen Euro pro Jahr, die Sofia aus dem Transit von russischem Gas einnehmen könnte.
„Wenn Bulgarien schon um die Möglichkeit gebracht wurde, sich als ein souveräner Staat zu positionieren, könnte Sofia von der EU-Kommission wenigstens eine Entschädigung für den entgangenen Gewinn fordern“, sagte Putin.
Die EU-Kommission zwingt die EU-Länder, die am Projekt teilnehmen, dieses aufzugeben. Ihre Position erklärt die imperiale Institution EU (Europäische Union) damit, dass die Pipeline South Stream gegen das dritte EU-Energiepaket verstoße.
Gazprom: Kein Zurück mehr zu South Stream – Zusatzleitung in die Türkei vereinbart
Das Gasprojekt South Stream zur Versorgung Südeuropas ist nach Worten von Gazprom-Chef Alexej Miller endgültig auf Eis gelegt. „Es gibt kein Zurück mehr“, sagte der Manager von Russlands grösstem Gaskonzern heute in Ankara.
Gazprom werde eine neue Pipeline in die Türkei mit einer Leistung von bis zu 63 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr bauen.
Dafür werde in nächster Zeit ein eigenes Unternehmen ins Leben gerufen. Ein entsprechendes Memorandum wurde heute zwischen Gazprom und dem türkischen Energiekonzern Botas unterschrieben.
„Durch die Leitung werden rund 14 Milliarden Kubikmeter Gas unmittelbar in die Türkei fliessen“, sagte Miller. Die restlichen rund 50 Milliarden Kubikmeter würden in einem Hub an der türkisch-griechischen Grenze gespeichert, dessen Bau erwogen werde.
„Am Bau der neuen Pipeline könnten sich auch Dritte beteiligen. Wir und die Türkei sind bereit, den Einstieg interessierter Unternehmen zu prüfen“, sagte der Konzernchef.
Zudem vereinbarten Gazprom und Botas den Ausbau der vorhandenen Gasleitung Blue Stream um drei Milliarden auf 19 Milliarden Kubikmeter im Jahr. Miller zufolge sollen bis Ende Dezember die Machbarkeitsstudie für eine neue Verdichterstation erstellt sowie die notwendigen Investitionen bestimmt werden.
Wie Putin nach den Gesprächen mit Erdoğan Journalisten sagte, wird somit der wachsende Bedarf der Türkei an Gas gedeckt. „Wir kamen darin überein, nicht nur Blue Stream auszubauen, sondern auch eine zusätzliche Leitung zu verlegen und, falls notwendig, an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland einen Gashub für die Versorgung Südeuropas zu bauen“, erläuterte der russische Präsident.