D ie mehr als sechzig Greenpeace-Aktivisten aus 14 Ländern waren in den Morgenstunden auf das Gelände gekommen. Einige Kletteraktivisten haben anschliessend ein 14 mal 15 Meter grosses Banner an der Fassade von Reaktor 1 angebracht.
Später am Vormittag entrollten mehrere Aktivisten in Schlauchbooten ein 4 mal 8 Meter grosses Schwimmbanner mit der Botschaft: “Future is renewable. Stop nuclear” (Die Zukunft ist erneuerbar. Stoppt Atomkraft).
Nach sechs Stunden wurde der Protest am frühen Nachmittag von der Polizei beendet, 57 Aktivisten wurden in Gewahrsam genommen.
Im Herzen Europas, unmittelbar hinter der deutschen Grenze, liegt das AKW in einer der seismisch aktivsten Regionen Europas. Eine Ausbreitungsrechnung von Greenpeace zeigt, dass nach einem Reaktorunfall an dem Kraftwerk weite Teile Deutschlands radioaktiv verseucht werden könnten.
Mit 37 Jahren Betriebslaufzeit ist das AKW einer der ältesten Meiler Europas.
„Aus Sicherheitsgründen muss Fessenheim sofort abgeschaltet werden“, sagt Susanne Neubronner, Greenpeace-Atomexpertin. „Das kann jedoch nur der Anfang sein. Viele veraltete Reaktoren in Europa müssen folgen, da sie eine täglich wachsende Gefahr für die Bevölkerung sind.“
Die beteiligten Aktivisten sind aus allen Teilen Europas nach Fessenheim gekommen, um gegen das Kraftwerk zu protestieren. Die Überalterung von Atomkraftwerken ist kein singuläres Problem Frankreichs, sondern betrifft ganz Europa: 66 der 151 europäischen AKW sind bereits älter als 30 Jahre, einige sind schon mehr als 40 Jahre am Netz.
Ein von → Greenpeace veröffentlichter Report (PDF) zeigt, dass mit dem Alter die Gefahr eines schweren Unfalls stetig steigt.
Gefahr durch überalterte Meiler
Durch Nachrüstungen und Reparaturen lässt sich das Problem nicht lösen. Langfristig verschlechtert sich der Gesamtzustand von Atommeilern durch Materialermüdung und Verschleiss. Die Bauteile mit der grössten Relevanz für die Sicherheit – etwa der Reaktordruckbehälter – können nicht ausgetauscht werden.
Trotz der Gefahr, die von den überalterten Anlagen ausgeht, plant nicht zuletzt Frankreich, die AKW-Laufzeiten weiter zu verlängern. In Frankreich soll die Erzeugerleistung der AKW sogar noch angehoben werden.
Noch im Wahlkampf 2012 hatte Präsident François Hollande versprochen, das AKW Fessenheim im Jahr 2017 abzuschalten und bis 2025 den Anteil von Atomstrom von 75 auf 50 Prozent zu reduzieren. Die gesetzliche Grundlage dafür hat er jedoch nicht geschaffen.
Am 20. und 21. März wollen sich die EU-Staatschefs treffen und diskutieren, wie der europäische Energiemix im Jahr 2030 aussehen soll. Zwar plädieren viele Staaten, so auch Frankreich, für Klimaschutzziele, doch ehrgeizige und bindende Ziele für den Ausbau Erneuerbarer Energien wollen sie nicht beschliessen. Die geplanten Laufzeitverlängerungen drohen so die Abhängigkeit vom Atomstrom über Jahrzehnte zu zementieren.
Deshalb fordert Greenpeace ein für jedes Mitgliedsland verbindliches Ausbauziel für Erneuerbare Energien von mindestens 45 Prozent bis zum Jahr 2030. „Merkel darf sich nicht mit wachsweichen Kompromissen abspeisen lassen. Sonst wird sie zum Türöffner für ein wachsendes Atomrisiko in Europa“, kommentiert Neubronner.
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