D ie Geflügelzüchter wollen wieder Gentechnik im Tierfutter einsetzen. Die Branche tut derzeit offenbar alles, um ihr bereits angeschlagenes Image komplett zu ramponieren. Deutsche Hähnchen- und Putenmäster beabsichtigen zukünftig wieder gentechnisch verändertes Futter in ihrer Produktion einzusetzen. Das kündigte der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft an.
Die Entscheidung steht im Widerspruch zu den Bestrebungen grosser Einzelhändler wie REWE und Edeka. Diese haben öffentlich erklärt, bei ihren Eigenmarken auf gentechnisch verändertes Tierfutter verzichten zu wollen.
Auch Aldi und Lidl wollen kein Gen-Futter bei ihrem Geflügelfleisch.
Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt seit Jahren Gentechnik auf dem Acker und im Essen ab, wie auch die aktuelle Debatte um den Gen-Mais 1507 zeigt.
„Die Geflügelfleisch-Industrie ignoriert die Interessen der Verbraucher“, sagt Stephanie Töwe, Gentechnikexpertin von Greenpeace. „Es gibt im Gegensatz zu den Behauptungen der Geflügellobby ausreichend gentechnikfreies Soja auf dem Markt. Wer sich um qualitativ hochwertiges Futter kümmert und wirklich ohne Gentechnik produzieren will, der kann das auch.
Das beweist die steigende Anzahl der Produzenten, die ihre Produkte ohne Gen-Futter herstellen.“
Die Geflügelbranche steckt in einer tiefen Krise: Überproduktion und stagnierender Absatz lassen die Geflügelpreise sinken. Die Öffentlichkeit nimmt die gewaltigen Probleme, wie Antibiotikaeinsatz, überzüchtete Rassen und andere Tierschutzproblemen der Geflügelmast, immer stärker wahr.
„Wenn diese Branche ihr Image nicht noch weiter in den Keller treiben will, muss sie ihre Entscheidung, gentechnisch verändertes Futter einzusetzen, sofort rückgängig machen. Sinkende Standards in der Tierhaltung und bei der Fütterung haben in Deutschland keine Zukunft“, sagt Töwe.
Eier, Fleisch und Milch, die mit Hilfe von Gen-Pflanzen im Tierfutter produziert wurden, müssen bisher nicht für den Verbraucher gekennzeichnet werden. Seit Jahren versprechen die Regierungsparteien dies zu ändern, zuletzt im aktuellen Koalitionsvertrag.
„Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) muss sich sofort um diese grosse Baustelle Gentechnik kümmern und Gen-Mais auf den Äckern verbieten sowie die Kennzeichnungspflicht für Fleisch, Eier und Milch einführen.“
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