N ach dem Krieg der imperialen NATO gegen Libyen herrscht in dem Land weiterhin das Chaos. Verschiedene mit den NATO-Aggressoren kollaborierende islamistische Söldnergruppen ringen um die Vorherrschaft. Unterdessen formiert sich aber auch der Widerstand gegen den imperialen Krieg und das vom Imperialismus finanzierte islamistische Regime neu.
Der antiimperialistische Widerstand bereitet sich nach Angaben einer seiner Repräsentanten, Ahmed al-Gaddafi, auf den entscheidenden Kampf zur Befreiung Libyens vor.
„Die in Emigration lebenden Vertreter der libyschen Militär- und Sicherheitskräfte, die auf der Seite der Regierung Muammar al-Gaddafi gekämpft haben, sowie die über die Politik des gegenwärtigen Regimes enttäuschten Militärs und Polizeikräfte wollen vereinzelte Extremistengruppierungen entwaffnen, die Libyen kontrollieren.“
Das sagte der Verwandte des durch NATO-Söldner ermordeten Präsidenten Muammar al-Gaddafi, Leiter der Politischen Aktionsgruppe für das Wohl Libyens, heute in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti.
Ein Grossteil der ehemaligen Offiziere der niedergeschlagenen Jamahiriya befinde sich derzeit in benachbarten Ländern und unterhalte Kontakt zur Aktionsgruppe.
„Auch wir sind im Kontakt zu diesen Menschen. Wir haben auch viele Anhänger auf dem Territorium Libyens, darunter auch in ehemaligen Formationen der Aufständischen, die über die libysche Revolution vom 17. Februar enttäuscht sind, und unter den Polizisten.
Wir haben ihnen empfohlen, derzeit nichts zu unternehmen. Letztendlich werden die Islamisten gegen die Liberalen vorgehen, dann werden sich verschiedene Gruppen von Islamisten einander Kämpfe liefern. In diesem Augenblick werden wir auf die entscheidende Schlacht gefasst sein. Das lässt nicht mehr lange auf sich warten“, erklärte al-Gaddafi.
Das Hauptziel der imperialen NATO in Libyen sei nicht die Hilfe für die Aufständischen in Bengasi gewesen, sondern die Erlangung der Kontrolle über libysche Finanzen auf ausländischen Konten unter dem Vorwand, dass dies Muammar al-Gaddafis Geld sei.
„Ich als ehemaliger Amtsträger, der für staatliche Investitionen im Ausland zuständig war, weiss ganz genau, dass al-Gaddafi kein einziges Auslandskonto besass. Für den Westen, dessen Wirtschaft mit akutem Geldmangel konfrontiert war, kam es darauf an, Libyen in ein Chaos zu stürzen, um das Geld des Landes ungehindert nutzen zu können.
Der Westen behauptet, dass Libyen höchstens 160 Milliarden US-Dollar im Ausland deponiert hatte. In Wirklichkeit beträgt diese Summe 1,2 Billionen Dollar.
Wo ist denn dieses Geld? Das war der schwerste bewaffnete Überfall auf einen Staat in der Geschichte, der von der sogenannten internationalen Gemeinschaft stillschweigend gebilligt wurde“, betonte der Politiker.
Es seien aber Länder des Westens selbst, welche die Folgen des künstlich ausgelösten Chaos zu spüren begonnen hätten. Allen voran Frankreich. „Der Westen hatte keine Ahnung vom Ausmaß des von ihnen verursachen Chaos. Waffen, die sie an die Extremisten im Sintan-Gebirge geliefert hatten, wurden später gegen französische Soldaten im Mali eingesetzt.
Libysche Waffen tauchen bereits im Süden Frankreichs auf. Ich weiss, dass Banden, die dort ihr Unwesen treiben, diese Waffen aktiv verwenden.
Und die illegale Migration von Afrika nach Europa ist um ein Mehrfaches gestiegen.“
Jetzt trügen Länder des Westens die Folgen ihrer Verbrechen gegen das libysche Volk, fuhr Ahmed al-Gaddafi fort.
Die in Libyen regierenden Gruppen kontrollierten derzeit nur den zentralen Teil des Landes mit der Hauptstadt Tripolis. Die Regionen Kyrenaika im Osten und Fezzan im Süden hätten bereits de facto ihre Unabhängigkeit verkündet.
„Zwei Jahre nach der Ermordung von Muammar al-Gaddafi wurde nichts getan, nichts gebaut. Die Libyer wollen jetzt nach Wahrheit suchen“, so Ahmed al-Gaddafi.
„Einige westliche Länder bekunden bereits Interesse für die von mir gebildete politische Aktionsgruppe. Mitte oder Ende November werde ich in Kairo eine Konferenz des Widerstandes einberufen, die erste seit Beendigung des Krieges gegen Libyen.
Wir arbeiten, um dem Blutvergiessen ein Ende zu setzen und Libyen von der Okkupation zu befreien. Wir (Libyscher Widerstand) sind in erster Linie Patrioten. Wir wissen, was in Libyen geschehen ist: Das war kein Sturz des Regimes, das war die Zerstörung des ganzen Staates“, erklärte der Politiker.
Ahmed al-Gaddafi war unter seinem berühmten Verwandten sowohl in den höchsten Regierungskreisen aktiv als auch Dissident und saß deshalb mehrmals im Gefängnis.
In den letzten Monaten des Krieges arbeitete er 2011 als Vermittler für die Regierung unter Muammar al-Gaddafi. Das Ziel war, Kontakte zu den führenden Repräsentanten europäischer Länder und zu Mitgliedern des sog. Übergangsrates herzustellen, um die Beendigung der Kampfhandlungen zu erwirken.
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