D ie World Press Photo Foundation, eine gemeinnützige Organisation die 1955 in den Niederlanden gegründet wurde, hat in einer Stellungnahme Kritik am Photo des Jahres 2012 zurückgewiesen. US-Medien hatten die nachträgliche digitale Bearbeitung des Siegerphotos als zu stark kritisiert.
Seit dem Durchbruch der digitalen Photographie und der Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung von Photos am Computer gibt es die Debatte darüber, bis zu welchem Grad eine Nachbearbeitung des Materials noch als zulässige Korrektur gilt, oder aber die Grenze zur Manipulation des Inhalts überschritten wird.
Das World Press Photo of the Year 2012 von Paul Hansen, veröffentlicht in der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter, sieht sich dem Vorwurf des “Compositing” (Zusammensetzung) bzw. der Manipulation des Dargestellten ausgesetzt.
Die Verteidiger der Aufnahme sagen, ebenso wie der Photograph Paul Hansen, dass für das Endergebnis mehrere Layer derselben Raw-Datei verwendet wurden. Das verleiht dem Bild auch den HDR-ähnlichen Look, der bei dieser Technik oft verwendet wird.
Mehrere in Farbe, Helligkeit und Kontrast unterschiedliche Ebenen des Bildes wurden kombiniert. So dürften hier unter anderem die Gesichter der Personen in der dunklen Umgebung aufgehellt worden sein, ohne die Häuser zu hell werden zu lassen.
Ob diese relativ starke Bearbeitung bei Farbe und Licht noch zulässig ist, ist Gegenstand der Auseinandersetzung.
Die Jury des Wettbewerbs sieht darin keine Verletzung der Regeln, denn diese berufen sich auf die Standards der Pressephotographie, wie diese u.a. Agenturen wie Reuters, Getty und Associated Press (AP) in allgemeinen Richtlinien festgelegt haben.
Darin ist zu lesen, dass Photos auch in Helligkeit, Farbe und Kontrast bearbeitet werden dürfen, jedoch nur moderat. Die digitale Retouche von technischen Fehlern wie Staub auf der Linse oder dem Sensor ist immer zulässig.
Beim World Press Photo of the Year 2012 sind die Farben in der gesamten Aufnahme stark entsättigt, Häuser und Himmel wirken fast völlig farblos, was als Color-Keying ein beliebter Effekt ist. Zusätzlich sind vor allem die Gesichter der Personen stark aufgehellt, was auch Paul Hansen zugibt. Die in allen Bereichen kaum vorhandene Schärfe führt in Verbindung mit den sanften Farben zu einem wachsartigen Look.
Insgesamt entsteht damit der Eindruck eines bewusst gestalteten Photos aus dem Studio mit zielgerichtetem Licht, nicht der einer authentischen Reportageaufnahme.
Der Photograph des Dagens Nyheter hatte sich im November 2012 tagelang in Palästina/Gaza aufgehalten, während die Region durch das zionistische Regime bombardiert wurde. Sein prämiertes Photo zeigt die Beerdigung von zwei Kindern, die von Angehörigen durch die Strassen von Gaza-Stadt getragen werden.
Angesichts der bedrückenden Szene, welche die ganze Tragik des zionistischen Krieges spürbar werden lässt, stellt sich die Frage, ob das Photo nicht auch ohne die starke digitale Nachbearbeitung preiswürdig gewesen wäre.