D er zyprische Präsident Nikos Anastasiades kündigte am Montagabend Einschränkungen des Kapitalverkehrs an. Damit wolle die Zentralbank das Bankensystem der Inselrepublik schützen. Die Beschränkungen seien zeitlich begrenzt. „Ich versichere Ihnen, dass dies nicht lange dauern wird.“
Die Maßnahmen sollten stufenweise wieder „abgeschwächt“ werden. Einzelheiten nannte er nicht.
Erwartet wird, dass Kunden künftig nur bestimmte Höchstbeträge pro Tag und Monat abheben dürfen. Mit den Einschränkungen soll verhindert werden, dass die Bürger ihr gesamtes Geld abziehen. Das Limit für Geldautomaten war am Sonntag je nach Bank auf 100 bis 120 Euro reduziert worden.
Laut Medienberichten beobachteten Experten in der vergangenen Woche einen stark erhöhten Abfluss von Geldern von Banken in Zypern ins Ausland. Auch zyprische Medien berichteten ohne Quellenangabe, es seien „Unmengen“ von Geld transferiert worden.
Diesen ungewöhnlichen Kontobewegungen will nun der zyprische Parlamentspräsident Ginnakis Omirou nachgehen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa forderte er eine Liste mit Auslandsüberweisungen der vergangenen Wochen an. Omirou wolle prüfen, ob hohe Beamte bei der Zentralbank oder im Präsidialamt, die von der bevorstehenden Entscheidung zur Schliessung am 16. März wussten, ihre Gelder ins Ausland geschafft haben.
Trotz geschlossener Banken und einer Sperre für den Zahlungsverkehr soll auch in der vergangenen Woche deutlich mehr Geld aus Zypern abgeflossen sein als in den Wochen zuvor.
Demnach waren vor der Zuspitzung der Krise die über das Zahlungsverkehrs-System “Target auflaufenden Verbindlichkeiten” der zypriotischen Notenbank gegenüber der EZB (Europäische Zentralbank) täglich um etwa 100 bis 200 Millionen Euro gestiegen.
In den vergangenen Tagen sei, nachdem das Parlament das erste EU-Diktat zunächst hatte scheitern lassen, der tägliche Wert auf mehr als das Doppelte angeschwollen.
Allein in der vergangenen Woche könnten also Geldvermögen in Milliardenhöhe aus Zypern abgeflossen sein, obwohl die zypriotische Notenbank eigentlich eine Sperre ausgesprochen hatte.
Ausländische Kapitalisten, die Zypern zur Geldwäsche und Steuerhinterziehung nutzen, hatten bereits im Januar mit dem Transfer von Geldern begonnen, die Kontoeinlagen auf der Insel waren um 1,7 Milliarden Euro zurückgegangen. In den ersten Februarwochen soll sich diese Entwicklung fortgesetzt haben.
Kommenden Donnerstag zur geplanten Wiedereröffnung der Banken ist damit zu rechnen, dass vor allem die zyprischen Bürger versuchen werden, ihre Sparguthaben abzuheben oder per Überweisung in Sicherheit zu bringen.
Zyperns Polizei hat unterdessen Pläne für den Schutz der Geldinstitute entworfen. Wie aus Kreisen der Sicherheitskräfte in Zypern zu erfahren war, sollen alle Bankfilialen am Tag der Öffnung der Banken Polizeischutz bekommen, um „potenzielle Gewalttäter abzuschrecken“, wie es hiess.
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