I m August 2012 haben die Kriegsgefangenen im Gefängnis La Dorada (Caldas) öffentlich im Lande bekannt gemacht, dass drei Häftlinge innerhalb von drei Monaten an jenem Haftort gestorben waren. Durch Unterlassung medizinischer Pflege wurden sie erbarmungslos umgebracht.
Die Betroffenen waren der am 08. Mai dahingeschiedene JAMES ALBERTO GIRALDO CHIQUITO, der am 217. August dahingeschiedene LUIS CARLO FLORES VILLAREAL und WENLLY ALEXANDER ZULETA MURIEL, der am 08. August ermordet wurde.
Wenlly starb, nachdem er von einem anderen Häftling 59 Messerstiche erhalten hatte, wobei er nur 2 Meter vom Wachtposten entfernt stand.
Rund 9.500 politische Gefangene gehen den Leidensweg des Lebens im kolumbianischen Haftsystems, der konkret zu einem Folter-, Demütigungen-, und Todeslabyrinth wurde für die Eingesperrten jeder Art.
90 Prozent der politischen Gefangenen sind zivile Akteure, die verhaftet wurden mit dem uneingestandenen Ziel, die Volksorganisationen zu zerstören und die Unzufriedenheit des Volkes angesichts der in Kolumbien herrschenden sozialen Ungerechtigkeit. Die übrigen 10 Prozent sind Kriegs- und politische Gefangene, gegen die das Haftsystem als Abschreckungs- und bestrafende Anti-Aufstandswaffe benutzt wird.
Das Gesamtbild des Haftsystems besteht aus Eingepferchtsein, Gestank, Selbstmord, Infektionskrankheiten und von den Aufsehern begangenen Ermordungen, wie die Häftlinge des Traktes 7 des Gefängnisses La Dorada es im Oktober 2011 gebrandmarkt haben – da war der Mörder der Soldat erster Klasse GALLO -, es zeigt blinde, verkrüppelte, gelähmte oder auch wegen Unterlassung medizinischer Pflege verstorbene Häftlinge.
Diese Situation wird von den Gerichten nicht aufgehoben, denn die Richter bestrafen die Zuwiderhandelnde nicht.
Die herrschende Unbill tritt in ärztlicher Vernachlässigung, in den kollektiven Einkerkerungen bis zu drei Tagen, im Hunger, in den Schlägen, der übermäßigen Verwendung von Tränengas, den Demütigungen und Schikanen, in der Verletzung des Rechtes auf ein faires Verfahren zum Vorschein – das alles innerhalb einer gefährlichen und verbrecherischen bewaffneten Kollusion zwischen dem INPEC (Nationales Institut für Gefängnisse und Strafvollzug), an dessen Spitze der ruchlose General Ricaurte Tapias steht, der Staatsanwaltschaft und den Richtern.
Dabei ist es unmöglich, das alles anzuprangern, insofern die Klagen der Häftlinge kaltgestellt werden unter dem Vorwand, dass es keine Beweise gibt, die die Fahndung fördern könnten.
Am 08. Januar 2011 starb José Albeiro Manjarrez in seiner Zelle, vom Magenkrebs zerfressen. Nichts, auch nicht der Streik seiner Mitgefangenen, konnte das INPEC dazu bringen, ihm medizinische Pflege erteilen zu lassen.
Nach seinem Tod wurde er im Totenhaus als „nicht identifizierte Person“ eingetragen, wobei seine Angehörigen und Freunde alle nötigen Auskünfte gegeben hatten. Nie erfuhren sie von seinem Abgang.
Menschen wie Arcecio Lemus, Ricardo Contreras, Jhon Jairo García, Jonathan Snith Aria, Yovani Montes, Luis Fernando Pavoni, Oscar de Jesús Pérez, – insgesamt waren es mehr als 10 Fälle – gehören zu denjenigen, die wegen Folter, Misshandlungen und Unterlassung medizinischer Pflege starben; dazu kommt noch die perfide Verfolgung der Familien von verhafteten revolutionären Anführern.
In den kolumbianischen Gefängnissen leben über 400 verkrüppelte Häftlinge, und wieder über 400 befinden sich im Endstadium, ohne dass sie eine Strafminderung erhalten.
In diesen Gefängnissen, die infolge der Tatenlosigkeit und der Tücke des Regimes zu echten Menschendeponien geworden sind, werden die Häftlinge nicht nach Kategorien eingeteilt, was den Raufereien irgendwie Vorschub leistet, und zwar vorsätzlich; so was kann Kriegs- und politische Gefangene das Leben kosten, oder zumindest eine permanente Einschüchterung bedeuten.
Laut Gesetz Nr 65/93 spielen bei der Behandlung der Häftlinge die Beziehungen zur Familie eine entscheidende Rolle für den Resozialisierungsprozess; dabei wurden jene Haftzentren ganz im Gegenteil auf Zerstörung des Familienkerns angelegt, denn je nach den willkürlichen Entscheidungen des INPEC werden sie vorsätzlich 4, 6, 10, ja sogar 24 Stunden Fahrt von ihrem Geburtsort verlegt.
Jede Kontaktmöglichkeit mit ihren Lieben und Angehörigen wird ihnen entzogen.
Hundertprozentiger Bewegungsmangel, betrügerische Verwendung des Telephons, Informationsentzug, Transportbedingungen, die normalerweise nur für Tiere gestattet werden und die unmenschlichste Eingepferchtheit, die man sich vorstellen kann: bis zu 500 Prozent der Kapazitäten in Gefängnissen wie Bellavista.
Rioacha wurde für 100 Insassen vorgesehen, dort leben 512, in La Modelo werden 7.965 zusammengedrängt in einem Raum, der für 2.950 bestimmt war.
Im Gefängnis la Tramacúa in Valledupar erreicht die Temperatur 40 Grad und dort krepieren 1.350 Häftlinge vor Hitze, denn sie können bestenfalls nur 15 Minuten pro Tag Zugang zu Wasser haben.
Solche krasse, unverschämte und perverse Menschenrechtsverletzungen werden von der Regierung begangen, und sie zeigt sich nicht im mindestens gewillt, daran etwas zu ändern.
Wir fordern die Regierung dazu auf, ihre perfide Haltung aufzugeben: nämlich geht bei deren Tatenlosigkeit den Kriegsverletzten die Bewegungsfähigkeit sowie die physische Integrität und Funktionsfähigkeit ihrer Glieder verloren infolge der erlittenen körperlichen Schäden.
Wir fordern die sofortige Freilassung der Krebskranken und der Kranken im Endstadium.
Wir fordern die Regierung auf, den sanitären und humanitären Notstand in den Gefängnissen des Landes auszurufen, eine staatliche Kontrolle ohne Geheimnisse und Verheimlichungen zu gestatten, und Sofortmaßnahmen zu treffen, die zumindest den Tod der absterbenden Häftlinge abwehren fernhalten abweisen wird.
Wir fordern die Regierung auf, wenn sie nur einen Funken Humanität und Besonnenheit besitzt, unsere Anklagen vor der kolumbianischen Öffentlichkeit zu beantworten.
Friedensdelegation der Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens
Volksarmee (FARC-EP)
10. Februar 2013, Havanna, Cuba
(Sitz der Gespräche für Frieden und soziale Gerechtigkeit in Kolumbien)