D ie unbesiegbaren Gallier sind stärker denn je, zumindest, was die Filmindustrie betrifft. 2012 war ein echtes Rekordjahr, auf dem heimischen Markt und international. UniFrance, die mit dem Export französischer Filme beauftragte Organisation, präsentierte die stolze Bilanz auf einer Pressekonferenz in Paris: 120 Millionen verkaufte Eintrittskarten weltweit für französische Filmproduktionen.
Zu verdanken ist der Boom vor allem drei Streifen, die insgesamt gut 65 Prozent der französischen Kinoeinnahmen im Ausland darstellen.
Auf Platz eins steht der von Olivier Megaton inszenierte und von Schwergewicht Luc Besson produzierte Action-Streifen “Taken 2″ mit weltweit 46 Millionen Zuschauern gefolgt von der Komödie “Intouchables” (Ziemlich beste Freunde) und dem Oscar-Gewinner “The Artist”.
Was ist das Geheimnis des französischen Erfolgs? Haben die Gallier tatsächlich einen Zaubertrank? So etwas Ähnliches, erklärt Régine Hatchondo, die Leiterin von UniFrance.
„Die herausragenden Eintrittszahlen 2012 sind zu allererst den Filmen zu verdanken. Die Aufgabe von UniFrance ist, den Vertrieb und die Werbung für französische Filme, wenn sie auf den europäischen und den internationalen Filmmarkt verlassen, so intelligent und vorteilhaft wie möglich zu organisieren.
Wenn es ein Geheimrezept gibt, dann die starke internationale Präsenz. Das französische Kino ist vielseitig, mit Animationsfilmen, Dokumentationen, romantischen Komödien, psychologischen Dramen. Es sind Filme, die die Privatsphäre berühren, die sich mit dem Platz des Einzelnen in der Gesellschaft beschäftigen, es geht nicht nur um Rhythmus und Action.“
Humor lässt sich nur schwer übersetzen. Dennoch schaffte es das Buddy-Movie “Intouchables” von Eric Toledano und Olivier Nakache weltweit an die Spitze der Kinocharts, auch in Deutschland. „Der Film zeigt, dass eine Komödie sehr wohl Grenzen überschreiten und das man die Menschen dazu bringen kann, über ihre Ängste zu lachen“, meint Eric Toledano. „Menschen im Rollstuhl gibt es überall auf der Welt, ebenso Menschen, die am Existenzminimum leben“, fügt Olivier Nakache hinzu. „Es war also ein universelles Thema.“
Die Idee, einen Stummfilm in Schwarz-Weiss zu drehen, klang zunächst nicht gerade nach Blockbuster. Dennoch schaffte es Michel Hazanavicius mit “The Artist” bis ganz nach oben. Wie konnte das gelingen?
„Der wahre Star des Films, mal abgesehen von Uggy, dem Hund, ist Hollywood“, sagt Michel Hazanavicius. „Für alle Menschen, die das Kino lieben, bleibt Hollywood eine Ikone, das Mekka des Films. Einen Streifen über Hollywood zu drehen, verleiht sofort einen gewissen internationalen Touch.“
Nach dem Riesenerfolg liegt die Messlatte unglaublich hoch für den nächsten Film. Wie schützt man sich vor dem Druck?
Olivier Nakache: „Ausruhen und Plätzchen backen.“
Eric Toledano: „Bei war’s Sushi.“
Michel Hazanavicius: „Ich möcht einfach Filme machen, der Druck ist gar nicht mal so gross. Das gibt einem mehr Freiheit. Es ist leichter, an einen Erfolg anzuknüpfen, als an einen Riesenflop.“
Anlässlich der Jahresbilanz von UniFrance wurden auch die Filmpreise “Prix Lumières” vergeben. Die Preisträger wurden von den in Paris ansässigen internationalen Medienvertretern bestimmt. Der “Prix Lumière” für den besten Film ging an “Amour” von Michael Haneke. Preise gab es ausserdem für die beiden französischen Hauptdarsteller Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant.
Die französisch-deutsch-österreichische Koproduktion wurde bereits mit vielen Auszeichnungen geehrt, allen voran mit der goldenen Palme von Cannes und ist bei der diesjährigen Oscar-Verleihung in fünf Kategorien im Rennen.
Emanuelle Riva ist als “Beste Hauptdarstellerin” für einen Oscar nominiert.