R und ein Viertel der Europäer lebt von der Hand in den Mund, berichtet heute die russische Zeitung Rossijskaja Gaseta.
Der Wohlstand der EU-Bürger sinkt kontinuierlich – auch in den früheren Ostblockstaaten, für die sich die herbeigesehnte EU-Mitgliedschaft nicht als Paradies herausgestellt hat.
Selbst in “stabilen Ländern” wie Deutschland gibt es zunehmend mehr Arme. Die Mittelschicht schrumpft mit jedem Jahr, wie Studien zeigen.
120 Millionen Europäer, 24,2 Prozent der Europäischen Union (EU) haben – und dies sind nur die offiziellen Zahlen – im vergangenen Jahr an bzw. unter der Armutsgrenze gelebt, wie das EU-Statistikamt Eurostat ermittelt hat. 2010 lag der Anteil der sozial gefährdeten EU-Bürger bei 23,4 Prozent.
Der höchste Anteil der armutsgefährdeten Bürger wurde in Bulgarien verzeichnet. Vier Jahre nach dem EU-Beitritt gelten 49 Prozent der Bulgaren als sozial gefährdet. Auf Platz zwei folgen Rumänien und Lettland (jeweils 40 Prozent der armutsgefährdeten Einwohner).
Auf Platz drei liegt Litauen (33 Prozent), gefolgt von Griechenland und Ungarn mit jeweils rund 31 Prozent.
Die Regierungen zeigen sich beunruhigt über diese Zahlen, weil der materielle Wohlstand als oberstes Ziel eines einheitlichen Europas ausgerufen wurde. Doch auch die Kluft zwischen den meisten EU-Neulingen und den alten EU-Mitgliedsstaaten geht immer weiter auseinander.
Einer der wenigen ehemaligen Ostblockstaaten mit einer vergleichsweise niedrigen Zahl von armutsbedrohten Bürgern (15 Prozent) ist Tschechien.
In Schweden und den Niederlanden liegt der Anteil bei 16 Prozent, in Österreich und Luxemburg bei 17 Prozent, in Deutschland und Frankreich bei 19,5 Prozent – wohlgemerkt nach offiziellen Zahlen, die reale Zahl der dramatischen Verelendung immer breiterer Bevölkerungsschichten liegt noch darüber.
Eurostat berücksichtigte in der Studie das Realeinkommen der EU-Bürger. Diejenigen, die weniger als 60 Prozent vom Durchschnittslohn im Land verdienen, gelten als von Armut bedroht.
Doch ein armer Rumäne mit einem Lohn von nur 283 Euro im Monat wird mit einem armen Briten mit 1.202 Euro, einem armen Italiener mit 700 Euro oder einem Deutschen mit 940 Euro gleichgestellt.
Deutsche Experten sind vor allem darüber beunruhigt, dass die Mittelschicht sich auflöst, die stets als Stütze des Wohlstands galt.
Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und der Universität Bremen ist der Anteil der Mittelschicht in Deutschland von 1997 bis 2010 um 5,5 Millionen Menschen gesunken.
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