N ach der grössten Kundgebung seit dem Sturz Husni Mubaraks am gestrigen Abend geht der Protest am Tahrir-Platz in der ägyptischen Hauptstadt Kairo weiter und Tränengaskanister und Steine fliegen ebenfalls.
In der Nacht starb ein junger Mann nach Angaben des Gesundheitsministeriums, als die Polizei Tränengas auf eine Gruppe Jugendlicher feuerte. Hunderte Gegner von Präsident Mursi harrten bis zum Morgen auf dem Platz aus. Sie fühlen sich ungerecht behandelt.
„Die Arbeitslosigkeit steigt, und die Leute sind es leid. All die Menschen auf dem Platz, die sie als Überreste des alten Regimes bezeichnen, das sind zivilisierte Menschen, Studenten, Ärzte, und es sind aussergewöhnliche Menschen.
Was die Regierung macht, ist inakzeptabel. Die Polizei feuert auf uns, ohne dass wir den kleinsten Stein werfen, ich bin Zeuge, ich schwöre, gerade das ist eben passiert,“ so ein Demonstrant.
Die Massendemonstrationen in Kairo und anderen Städten zeigen, wie tief der Riss zwischen Islamisten und Liberalen in der ägyptischen Gesellschaft geht.
Am Dienstagabend hatten sich allein in Kairo mehr als 200.000 Menschen auf dem Tahrir-Platz und den angrenzenden Strassen versammelt. In zahlreichen Provinzstädten im Nil-Delta kam es in der Nacht zu Strassenkämpfen. In Damanhur wurde der Sitz der Muslimbruderschaft gestürmt.
Präsident Mursi zeigt sich weiter unbeeindruckt von den Protesten und hält an seiner umstrittenen Verfassungserklärung fest, die seine Macht ausweitet.