C hinas nachhaltige Entwicklung steht vor grösseren Herausforderungen, die von einem fragilen natürlichen Umwelt bis hin zu knappen Ressourcen reichen, sagten hochrangige chinesische Beamte im Vorfeld der in Rio de Janeiro stattfindenden Konferenz der Vereinten Nationen (UNO) für nachhaltige Entwicklung.
In einem nationalen Bericht, der am Freitag veröffentlicht wurde, um den Standpunkt des Landes hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung darzulegen, hiess es, dass – abgesehen von den östlichen Küstengebieten – die meisten Regionen Chinas noch immer in einer mittleren oder frühen Phase der Industrialisierung und Urbanisierung sind.
Offiziell leben rund 122 Millionen Chinesen in bitterster Armut, nachdem das Land im vergangenen Jahr seine 20 Jahre alte, ländliche Armutsgrenze neu angepasst hatte. China hat die umgfangreichste, alternde Bevölkerung der Welt, mehr als 100 Millionen, deren soziale Sicherheit sich auf einem sehr niedrigen Niveau befindet.
Auf Chinas Frischwasser pro-Kopf entfallen 28 Prozent des weltweiten Durchschnitts, beim Ackerland sind es 40 Prozent und bei den Waldressourcen 25 Prozent.
Chinas förderbare Reserven von Öl pro Kopf liegen bei 7,7 Prozent des weltweiten Durchschnitts, und bei Reserven von Eisenerz und Kupfer sind es jeweils 17 Prozent vom globalen Mittelwert.
„Rio +20 ist eine Ermahnung an chinesische Politiker auf allen Ebenen, dass im Rennen gegen sich schnell verschlechternde Umweltbedingungen die Zeit auf niemanden wartet“, sagte Yong Rong, die bei Greenpeace-Ostasien die Abteilung für politische und öffentliche Angelegenheiten leitet.
Einer von vier Menschen in China müsse heute minderwertiges Leitungswasser trinken, und Umweltkatastrophen kosteten das Land allein im vergangenen Jahr 2600 Milliarden Yuan (328 Milliarden Euro) an Verlusten, sagte sie.
„Was fehlt, ist nicht ein starker politischer Wille aus Peking, sondern konkrete Aktionen auf den unteren Regierungsebenen, die zu tatsächlichen Veränderungen führen werden“, erläuterte Yong.
Der Bericht erfolgte weniger als drei Wochen vor der Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung, die auch als Rio +20 bekannt ist.
Die Veranstaltung wird voraussichtlich etwa 135 Staatschefs und bis zu 50.000 Teilnehmer anziehen, darunter Regierungsvertreter, Teilnehmer aus der Privatwirtschaft und von Nichtregierungsorganisationen, die darüber diskutieren, wie die Armut verringert und soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz besser gefördert werden können.
„Die Konferenz soll ein positives, klares und starkes Signal senden, um die internationale Zusammenarbeit neu zu beleben, die säulenhafte Entwicklungsrolle der Vereinten Nationen stärken und der globalen, nachhaltigen Entwicklung neue Vitalität einhauchen“, so der Bericht.
Nach ein paar Verhandlungsrunden hinter verschlossenen Türen müssen Unterhändler aus über 190 Ländern und Regionen noch einen Konsens über einen Aktionsplanentwurf erreichen, der genehmigungsfertig sein muss, wenn die derzeit führenden Weltpolitiker zu dem am 20. Juni beginnenden, dreitägigen Gipfel in Rio de Janeiro eintreffen.
„Alle Teilnehmer sollten genügend politischen Willen zeigen, gemeinsame Anstrengungen unternehmen und so früh wie möglich einen Konsens erreichen, anstatt ernsthafte Fragen und Probleme auf die letzte Stufe des Treffens zu verschieben“, sagte Du Ying, Vizeminister der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, der auch Leiter des Vorbereitenden Ausschusses der chinesischen Delegation ist.