D ie Afrikanische Union (AU) hat sich in ein besonders korruptes und brutales Instrument westlicher Herrschaft in Afrika verwandelt. Wenn es um die Interessen der Pax Americana geht, muss man mit den Verbrechen beginnen, die im “Krieg gegen den Terror” in Somalia, d.h. den Krieg gegen das somalische Volk, begangen wurden.
2006 haben die Somalier selbst unter dem Schirm der Union Islamischer Gerichte in den Augen vieler Beobachter ein Wunder vollbracht und eine funktionierende Regierung in der ehemaligen Hauptstadt Mogadischu errichtet, die Frieden und Sicherheit zum ersten Mal nach 15 Jahren herstellte.
Die Diktate des Internationalen Krieges gegen den Terror der Pax Americana verlangen, dass jede wirkliche Regierung des Volkes, besonders wenn sie das Wort islamisch im Namen trägt, verschwinden muss, und die USA entsandten bald darauf ihre äthiopischen Gendarmen, um den Frieden in Somalia mit Feuer und Schwert zu zerstören.
Das geschah mit der offiziellen Billigung und Unterstützung der AU und ihrer grossen Brüder in der UNO. Zu ihrem Unglück führte die brutale Art der äthiopischen Invasion und Besatzung zu einem starken Anwachsen des somalischen Nationalismus und die Gendarmen aus Addis Abeba mussten fluchtartig das Land ihrer historischen Feinde verlassen.
Kein äthiopischer Führer, der bei Trost ist, hat jemals versucht, es mit den Somaliern aufzunehmen.
An deren Stelle trat die AU in Form von heute mehr als 20.000 schwer bewaffneten Soldaten, 15.000 davon aus Uganda. Diese Söldner invadierten Somalia 2008 und verwandelten Mogadischu schnell in ein hochexplosives Inferno und zerstörten den grössten Teil der Stadt, ca. 75 km², und schufen ausserdem eine halbe Million Flüchtlinge, zusätzlich zu der halben Million, die Äthiopien bereits geschaffen hatte.
Die AU-Truppen bevorzugen schwere Artillerie, Panzer, schwer bewaffnete LKWs und Kampfhubschrauber im Kampf gegen den somalischen Widerstand. Die AU hat keine Bedenken, somalische Stadtteile und Märkte zu bombardieren und die monatliche Liste der toten und verwundeten Bewohner schwoll zu Tausenden an, bevor sich der Al Shabab-Widerstand aus der Stadt zurückzog.
Und unterdessen scheint niemand zu fragen warum. Was gibt der ugandischen Armee das Recht, einen Krieg gegen die Somalier zu führen? Wie kann die AU straflos zehntausende somalischer Menschen massakrieren?
Oder Millionen Flüchtlinge schaffen, die in den überfüllten Flüchtlingslagern dem langsamen Hungertod preisgegeben sind?
Um zu verstehen, wie es so weit kommen konnte, wie eine hochtrabend klingende Organisation der Afrikanischen Einheit zur AU wurde und begann, zehntausende Afrikaner zu töten, muss man zu der Missgeburt zurückgehen, die diese Organisation ins Leben rief.
Anfang der 60-er Jahre und der Geburt dessen, was schnell zum Neokolonialismus in Afrika wurde, kam die Organisation für die Afrikanische Einheit (OAU) zustande.
Trotz aller idealistischen Rhetorik, eine wahre Pan-Afrikanische Union aufzubauen, fand schon die Geburt in einem so starken Widerspruch statt, dass alle gute Absicht von vornherein todgeboren wurde.
Statt die afrikanische Befreiung zu unterstützen, schlug die OAU ihr Hauptquartier in Äthiopien auf, das bereits in einer Aufstandsbekämpfung gegen die Eritreische Befreiungsfront verwickelt war, jene Unabhängigkeitsbewegung, die der Vorläufer der heutigen Regierung von Eritrea war.
Nach dem 2. Weltkrieg hat Äthiopien Eritrea kolonisiert mit dem Segen der USA, statt Eritrea wie den Rest Afrikas unabhängig werden zu lassen.
Eine angeblich anti-koloniale Organisation, die OAU, mit Hauptquartier in Äthiopien, ein Land, das ein anderes afrikanisches Land kolonisiert?
Das war eine vollständige Aufgabe aller Prinzipien und verurteilte alle künftigen Absichten der OAU, dem afrikanischen Volk zu helfen, zum Scheitern.
Seither ging es nur weiter bergab. Die OAU verwandelte sich in die AU, als der Neokolonialismus vollständig über alle kürzlich “unabhängig” gewordenen afrikanischen Nationen hinwegfegte.
Ausser einer und das ist Eritrea, das sich erst 1991 befreite.
In den ersten drei Jahrzehnten ihrer Existenz schaute die OAU/AU nur zu, wie Eritrea seinen Kampf austrug, egal ob mit US oder sowjetischer Einmischung. Und sie gab dem äthiopischen Kolonialregime auch seine offene Unterstützung bei der Besetzung Eritreas.
Und dies ist seit 1991 und der eritreischen Unabhängigkeit nur noch schlimmer geworden.
Jetzt darf man nicht vergessen, dass nur ein Land in Afrika von einer Regierung geführt wird, die durch Besiegung und Vertreibung ihrer Kolonisatoren an die Macht kam.
Viele afrikanische Unabhängigkeitsbewegungen griffen zu den Waffen und kämpften gegen die Kolonisatoren bis zu einem gewissen Punkt, oft über viele Jahre.
Aber nur eines besiegte tatsächlich die Kolonisatoren auf dem Schlachtfeld und übernahm die Macht nicht durch Verhandlungen und Wahlen sondern durch Gewehrläufe. Und das Land ist Eritrea, das heute die einzige afrikanische oppositionelle Stimme gegen die Verbrechen der AU in Afrika ist.
Jetzt ist die AU inmitten ihrer neuesten „Ausweitung“ in Somalia und genau wie die USA in Irak und Afghanistan vergrössert sie ihre Besatzungsarmee und behauptet, wie man es in Irak und Afghanistan tut, dass „man den Krieg gegen den Terror gewinnt“ in Somalia.
Und so wie es Pax Americana in Irak und Afghanistan tun musste, wird eines Tages auch die AU und ihre Söldner unausweichlich die Niederlage eingestehen und Somalia verlassen müssen, denn die Geschichte hat gezeigt, dass niemand ein ganzes Volk besiegen kann.
Allerdings nicht bevor das somalische Volk unendliche Leiden durchgemacht haben wird und die AU als das Werkzeug westlicher Herrschaft in Afrika entlarvt wurde.
Thomas C. Mountain ist ein langjähriger revolutionärer politischer Aktivist und anti-rassistischer Erzieher. Sein Hintergrund umfasst die Teilnahme und führende Rollen in Kämpfen für die Umwelt, das Land und Unterbringungskämpfe, sowie Kulturarbeit und Erziehung. Er ist Mitbegründer des Hawai Black History Committee (1985 – Komitee für die schwarze Geschichte Hawais), Gründer der Hawaii Alliance for Peace and Justice in the Middle East (1982 – Allianz für Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten), Mitherausgeber und Verleger von dem Ambedkar Journal on India’s Dalits or Black Untouchables (1996 –Ambedkar Journal über Indiens Dalits oder die schwarzen Unberührbaren) und einer der Gründer der US Eritrean Peoples Friendship Association (US-eritreischen Völker Freundschaftsgesellschaft).
Er ist der einzige selbständige westliche Journalist am Horn von Afrika: er lebt in Eritrea und berichtet daraus seit 2006.