L ecker und bunt sehen die Lebensmittel aus, die das Kaufhaus des Westens (KdW) in Berlin anbietet. Aber Vorsicht: Nach Greenpeace-Recherchen hat das KaDeWe ein grosses Sortiment gentechnisch veränderter Produkte im Regal.
Eine Backmischung enthält nach Laboruntersuchungen von Greenpeace zudem Gen-Mais, der bei den Zutaten nicht genannt wird. Der Verkauf von nicht gekennzeichnetem Gen-Food ist in Europa strafbar.
„Die meisten Verbraucher wollen sich kein Gen-Food unterjubeln lassen“, sagt Christiane Huxdorff, Gentechnikexpertin von Greenpeace. „Mit genmanipulierten Lebensmitteln müssen sie unfreiwillig den Anbau der riskanten Gen-Pflanzen unterstützen.“
Insgesamt 37 gentechnisch veränderte Lebensmittel bietet das KaDeWe an: Süssigkeiten, Barbecue-Sossen und Backmischungen. Die Kennzeichnung findet sich – für den Verbraucher fast unsichtbar – im Kleingedruckten.
So enthalten zum Beispiel die KaDeWe-Produkte Reese´s Peanut Butter Cups und Kellogg’s Pop Tarts Gen-Zucker, Gen-Mais und Gen-Soja.
Die Tipsy BBQ Sauce ist mit Gen-Maisstärke und Gen-Sojabohnen hergestellt.
Auch die Schokosauce der bekannten Marke Hershey’s kommt nicht ohne genmanipulierte Inhaltsstoffe aus. Die nicht gekennzeichnete US-Backmischung stammt von Betty Crocker.
„Im Interesse der Verbraucher sollte das KaDeWe nur noch Importprodukte verkaufen, die garantiert keine Zutaten aus Gen-Pflanzen enthalten“, sagt Huxdorff.
Normalerweise findet man diese aus den USA stammenden Produkte nur an einzelnen Kiosks, Videoläden oder Tankstellen. Supermärkte bieten sie kaum an, sie wissen um die Ablehnung der Verbraucher gegenüber genmanipulierten Lebensmitteln und respektieren diese.
Das bekannte Berliner Kaufhaus des Westens bildet da offenbar eine Ausnahme.
Greenpeace-Aktivisten fordern das KaDeWe heute auf, gentechnisch veränderte Lebensmittel nicht mehr zu verkaufen. Mit einem Banner mit der Aufschrift Achtung: Gen-Food im KaDeWe! und Info-Flyern klären sie Verbraucher vor dem KaDeWe über die in den Lebensmitteln enthaltenen Gen-Produkte auf.
In Bauchläden mit dem Warnhinweis Augen auf – Hände weg kann man einen Blick auf die betroffenen Produkte werfen. Die Verbraucher können ihren Standpunkt direkt vor Ort klarmachen und mit einem Stimmzettel gegen Gen-Food votieren. Die durchsichtige Wahl-Urne mit den roten Stimmzetteln wird am Abend der Geschäftsführung des KaDeWe überreicht.
Bereits 1999 musste die Firma Nestlé auf Druck von Greenpeace und der Verbraucher den Schokoriegel Butterfinger wieder vom Markt nehmen. Dieser sollte als erstes genmanipuliertes Produkt auf den deutschen Markt kommen.
Nachdem Greenpeace darüber informiert hatte, dass der Riegel Gen-Mais enthielt, wurde er jedoch zum Ladenhüter.
Lebensmittel aus den USA enthalten meistens genmanipulierte Zutaten
Das derzeitige KaDeWe-Angebot an genmanipulierten Lebensmitteln ist typisch für Produkte aus den USA. Dort werden generell genmanipulierte Zutaten wie Gen-Zucker, Gen-Soja oder Gen-Mais für die Lebensmittelherstellung verwendet.
Über 90 Prozent der in den USA angebauten Soja und 85 Prozent des Maises sind gentechnisch verändert. Eine Kennzeichnungspflicht für Produkte aus Gen-Pflanzen existiert dort nicht.
Importeure machen sich jedoch strafbar, wenn sie undeklariertes Gen-Food in Europa verkaufen.
Seit der europäischen Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel aus dem Jahr 2004 gibt es auf dem deutschen Markt kaum Gen-Food. Eine Ausnahme bleibt US-Importware.
Doch auch hier regt sich Widerstand: Der Anbau von gentechnisch veränderten Zuckerrüben ist in den USA inzwischen umstritten, da sich die Rüben leicht mit artverwandten Pflanzen wie z.B. Rote Beete aber auch Wildrüben kreuzen können.
Ihre Ausbreitung in Natur und Landwirtschaft ist dann kaum noch kontrollierbar.
→ Gen-Zucker (PDF)
→ Gen-Food in Deutschland (PDF)