W ladimir Putin hat die Präsidentenwahl am Sonntag in der ersten Runde gewonnen. Laut vorläufigen Angaben der Zentralen Wahlkommission (russ. Abk.: ZIK) nach der Auswertung von 14,5 Prozent der landesweiten Stimmzettel haben 61,7 Prozent der Wähler für Putin gestimmt.
Das Wahlergebnis korrespondiert mit den früheren Prognosen (58 bis 60 Prozent) und liegt um zehn bzw. zwölf Prozent unter den Ergebnissen Putins von 2004 bzw. seines damaligen Nachfolgers Dmitri Medwedew von 2008 (71,3 beziehungsweise 70,3 Prozent).
„Der Sieg in der ersten Wahlrunde war bereits vor zwei bis drei Monaten vorhersagbar“, sagte Putins Wahlstabschef Stanislaw Goworuchin.
Sein Vize Alexej Anissimow verwies seinerseits darauf, dass Putin im Unterschied zu den anderen Kandidaten eine übermäßige Aggressivität im Wahlkampf vermieden habe und sein Gesicht nicht allzu oft auf Werbeplakaten und Flugblättern zu sehen war.
Darüber hinaus warf Anissimow der ausserparlamentarischen Opposition vor, sie habe ihre Argumente gegen Putin nicht klar formulieren können, während Putin selbst seine Bereitschaft demonstriert habe, seinen Opponenten zuzuhören und auf die Forderungen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu reagieren.
Laut WZIOM hat der Vorsitzende und Kandidat der “Kommunistischen Partei der Russischen Föderation” (KPRF) Gennadij Sjuganow genauso wie 2008 mehr als 17 Prozent der Stimmen erhalten und damit bewiesen, dass sie die zweitstärkste politische Kraft in Russland sind und bleiben.
Sjuganow habe jedoch nicht einmal vorgehabt, die Stichwahl zu erreichen, so der Politologe Jewgeni Mintschenko. Sonst hätte er versucht, die Opposition um sich zu vereinigen.
Die grösste Überraschung der Präsidentschaftswahl ist der Erfolg des unabhängigen Kandidaten Michail Prochorow, der mit etwa neun Prozent an dritter Stelle steht. Das sei aber nicht sein Verdienst, sondern eher eine Folge der entstandenen Situation, sagte der Politiker Leonid Gosman.
Viele Menschen wollten zeigen, dass eine sog. “orange Revolution” auf russische Art eine Phantasie sei und haben nur deshalb für Prochorow gestimmt.
Darüber hinaus habe er von der Nichtregistrierung Grigori Jawlinskis als Präsidentschaftskandidat profitiert, ergänzte Gosman.
Prochorow sei ein neues Gesicht gewesen, so Nikolai Petrow (Carnegie Center). Dabei sei er kein wirklicher Kandidat der Protestbewegung. Prochorow sei ein leichtes Opfer für Putin, denn gegen ihn als Grossunternehmer können viele kompromittierende Informationen gefunden werden.
Deshalb werde Prochorow nie ein grosser Politiker werden, selbst wenn seine neue Partei die Gunst von etwa sechs bis acht Prozent der Russen geniessen werde, vermutete der Experte.
Die Macht habe ihre wichtigste Aufgabe im Kontext der Präsidentschaftswahl nicht gelöst, so Petrow weiter. Sie konnte ihre eigene Legitimität nicht fördern.
Dabei gehe es nicht einmal um den Verlauf der Abstimmung, sondern vielmehr um die Zulassung der Kandidaten zum Wahlkampf. Es gebe Putin, der seine Opponenten selbst bestimme, dann die Spielregeln festlege und letztendlich entscheide, mit welchem Ergebnis er die Wahl gewinne, so der Experte.
Wladimir Putin wolle die Zentrale Wahlkommission beauftragen, alle Vorwürfe über Wahlmanipulationen zu prüfen, erklärte er gegenüber Medien.
„Ich habe mit dem Kommissionschef Tschurow noch nicht gesprochen“, sagte Putin am Montag bei einem Treffen mit den Präsidentenkandidaten Michail Prochorow, Wladimir Schirinowski und Sergej Mironow. „Es wird bestimmt zu einem solchen Gespräch kommen und ich werde ihn beauftragen, alle möglichen Verstöße, über die Sie gesprochen haben, zu prüfen“.