S ieben polnische Soldaten müssen sich erneut einem Verfahren wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen stellen. Bei einem Einsatz gegen den Widerstand in Afghanistan hatten sie im August 2007 das afghanische Dorf Nangar Khel beschossen und acht Einwohner ermordet, die gerade eine Hochzeitsfeier vorbereiteten.
Mehrere Frauen und Kinder fielen dem Massaker zum Opfer. Die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza sprach am Mittwoch von einem „beispiellosen“ Prozess, der weltweit für Aufsehen sorge.
Nach einem Freispruch im vergangenen Sommer wird nun vor dem Obersten Gericht des Landes verhandelt. Die Soldaten waren im Juni 2011 vom Warschauer Militärgericht vom Vorwurf des Kriegsverbrechens freigesprochen worden.
Es gebe keine Beweise für die vorsätzliche Tötung der Dorfbewohner, hatte es im Urteil geheissen.
Dies war der erste Prozess wegen Kriegsverbrechen in der Geschichte polnischer Streitkräfte. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein. Ihrer Ansicht nach berücksichtigte das Militärgericht nicht alle Beweismittel.
Die Verteidigung hatte damals von einem „Unfall“ gesprochen und für Freispruch plädiert. Sie verwies auf den angeblich schlechten technischen Zustand der Waffen, der ein präzises Schiessen verhindert habe.
Die Staatsanwaltschaft argumentierte, die Soldaten hätten die Haager und die Genfer Konventionen über den Schutz von Zivilisten im Krieg verletzt. Die Angeklagten sollten an diesem Mittwoch als Zeugen in dem Prozess auftreten.
Polen beteiligt sich seit 2007 an der sog. “internationalen Schutztruppe Isaf” – der Eigenbezeichnung der NATO-Aggressoren gegen Afghanistan.
Nach jüngsten NATO-Angaben sind dort rund 2.600 polnische Soldaten im Einsatz.