Deutsche Banken unterstützen die Herstellung von Atomwaffen

Finanzinstitute investieren durch langfristige Kredite und den Besitz von Aktien und Anleihen in diese Unternehmen

- von Presseticker  -

D eutsche Finanzinstitute unterstützen Unternehmen bei der Herstellung und Modernisierung von nuklearen Waffen. Nach einem neuen Bericht der Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) und ethisches Investment Firma Profundo investieren u.a. Deutsche Bank, Allianz, Commerzbank und BayernLB in die Hersteller von Atomwaffen.

Die 180-seitige Studie “Don´t Bank on the Bomb” (Die Bombe ist eine schlechte Investition) ist die erste globale Umfrage über Investitionen in Herstellerfirmen von Nuklearwaffen. Sie identifiziert mehr als 300 Finanzinstitute in 30 Ländern mit erheblichen Investitionen in Unternehmen, die US-amerikanische, britische, französische und indische Atomsprengköpfe sowie Raketen, Bomber und atomwaffenfähige U-Boote produzieren.
Elf der Finanzinstitute sind in Deutschland ansässig.

„Jeder Einsatz von Atomwaffen ist völkerrechtswidrig und hätte katastrophale humanitäre Folgen. Durch die Investition in Hersteller von Atomwaffen erleichtern deutsche Finanzinstitute den Aufbau der nuklearen Streitkräfte.
Dieses unterminiert alle Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt und erhöht das Risiko, dass diese ultimativen Massenvernichtungswaffen künftig noch einmal verwendet werden“, sagte Tim Wright, ein ICAN-Aktivist aus Australien und Co-Autor des Berichts.

Banken und WaffenhandelLaut Studie geben atomar bewaffnete Nationen mehr als 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für die Instandhaltung und Modernisierung ihrer nuklearen Streitkräfte aus, durch Unternehmen wie BAE Systems in Grossbritannien, Lockheed Martin und Northrop Grumman in den Vereinigten Staaten, Thales in Frankreich und Larsen & Toubro in Indien.
Finanzinstitute investieren durch langfristige Kredite und den Besitz von Aktien und Anleihen in diese Unternehmen.

„Deutsche Banken müssen aufhören, Unternehmen zu unterstützen, die an dieser gefährlichen und illegitimen Industrie beteiligt sind. Wir als Kunden müssen fordern, dass unser Geld nicht für den Erhalt und die Modernisierung von Atomwaffen verwendet werden darf. Wenn die Banken nicht hören wollen, werden sie den Kundenverlust zu spüren bekommen“, sagt Xanthe Hall, Sprecherin der Kampagne atomwaffenfrei.jetzt und Abrüstungsreferentin der IPPNW.

Der prominente südafrikanische Aktivist und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu unterstützt die Kampagne.

„Wir müssen Banken und andere Finanzinstitutionen aufrufen, das Richtige zu tun. Sie sollen die Bemühungen um eine Beseitigung der Gefahr des Atomkrieges fördern statt behindern, indem sie ihre Investitionen von der unmoralischen Atomwaffenindustrie abziehen“, schreibt er im Vorwort des Berichts.

Divestment sei entscheidend gewesen für die Kampagne für die Beendigung von Apartheid in Südafrika. Heutzutage könne und müsse die gleiche Taktik eingesetzt werden, um die schlimmste Erfindung der Menschen herauszufordern: die Atombombe.
Niemand dürfe von dieser schrecklichen Industrie des Todes profitieren, die die Menschheit bedrohe.

Die vollständige Studie finden Sie unter (PDF): → ippnw.de

Zusammenfassung der deutschen Ergebnisse

• Die Allianz verfügt über bedeutende Beteiligungen und/oder Bondholdings von neun US-amerikanischen, britischen und französischen Herstellern von Atomwaffen: Alliant Techsystems, BAE Systems, Boeing, General Dynamics, Honeywell International, Lockheed Martin, Northrop Grumman, Safran und Serco.
Ihre grössten Beteiligungen liegen bei Boeing (353 Millionen US-Dollar) und Northrop Grumman (339 Millionen US-Dollar), die atomar bestückte US-Langstreckenraketen herstellen, und Lockheed Martin (295 Millionen US-Dollar), die an britischen und US-amerikanischen Atomwaffen arbeitet.

• Die BayernLB hat in den letzten Jahren sieben Herstellern von Atomwaffen Kredite in Höhe von schätzungsweise 900 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt: Babcock International, BAE Systems, Boeing, EADS, Finmeccanica, Rolls-Royce, Serco Group.
Diese Unternehmen sind in verschiedene Aktivitäten involviert, einschliesslich der Herstellung von französischen Atomraketen und der Produktion einer neuen Flotte von bewaffneten britischen Atom-U-Booten.

• Die Commerzbank hat in den letzten Jahren sieben Produzenten von Atomwaffen Kredite in Höhe von schätzungsweise 800 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt: BAE Systems, Boeing, EADS, Finmeccanica, Rolls-Royce, Thales und Safran.
Sie hat sich auch bei den jüngsten Anleiheemissionen von drei dieser Unternehmen beteiligt.

• Die DekaBank besitzt Anleihen des Unternehmens EADS im Wert von 12,8 Millionen US-Dollar und Anleihen der französischen Firma Thales im Wert von 10,4 Millionen US-Dollar.
Beide Firmen produzieren französische Atomraketen.

• Die Deutsche Bank investiert stärker in Atomwaffen Unternehmen als jedes andere deutsche Finanzinstitut. Sie besitzt Aktien und Anleihen der folgenden 13 Produzenten von Atomwaffen und stellt ihnen Darlehen zur Verfügung: Alliant Techsystems, BAE Systems, Boeing, EADS, Finmeccanica, GenCorp, General Dynamics, Honeywell International, Lockheed Martin, Northrop Grumman, Rolls-Royce, Safran und Thales.
Ihre grössten Investitionen sind in BAE Systems (715.000.000 US-Dollar), Boeing (561.000.000 US-Dollar), Honeywell International (548.000.000 US-Dollar), Northrop Grumman (468.000.000 US-Dollar) und Thales (449.000.000 US-Dollar). Die Zahlen sind nur Schätzungen.

• Die DZ Bank hat im April 2011 schätzungsweise 111 Millionen US-Dollar an EADS und ca. 92 Millionen US-Dollar im Jahr 2009 an Finmeccanica geliehen. Sie besitzt auch Anleihen von Thales im Wert von 8.000.000 US-Dollar.
Alle diese drei Unternehmen sind an der Herstellung von französischen Atomraketen beteiligt.

• Die Helaba hat schätzungsweise 111 Millionen US-Dollar an die EADS im April 2011 geliehen.

• Die KfW hat EADS im April 2011 schätzungsweise 111 Millionen US-Dollar geliehen.

• Die Landesbank Baden-Württemberg hat Finmeccanica im Juli 2008 geschätzte 92 Millionen US-Dollargeliehen.

• Die Münchner RE besitzt BAE-Systems-Anleihen im Wert von 43 Millionen US-Dollar an.

• Die Universal-Investment-Gesellschaft besitzt Aktien der Redhall Group im Wert von 740.000 US-Dollar, die häufig Aufträge für das britische AWE (Atomic Weapons Establishment) ausführt.

RF/IPPNW

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