Der Militärputsch in Mali beschwört für die Sahelzone einen „grossen Krieg“ herauf

Tuareg deklarieren immer lauter ihre separatistischen Absichten

- von Presseticker  -

N ach den jüngsten Meldungen aus Bamako zu urteilen hat der in der vergangenen Woche von einer Militärjunta verübte Putsch bereits den demokratischen Prozess gestört und die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkrieges in diesem westafrikanischen Land näher gebracht.

Das Machtvakuum in Bamako ausnutzend, haben die aufständischen Tuareg ihren Druck auf das ihnen im Nordosten von Mali in Kidal gegenüberstehende Kontingent der Regierungstruppen verstärkt, was die Gefahr verstärkt, dass sich der Kriegsschauplatz erweitert.

Mali: putschende Soldaten, 22.03.2012

Mali: putschende Soldaten, 22.03.2012

Die Anführer der Tuareg verhehlen nicht ihre Absichten, Mali aufzuspalten und in dem in der Sahara liegenden Landesteil ihren unabhängigen Staat zu gründen. Sie erheben auch Anspruch auf einen Teil des Territoriums von Niger, Algerien und Libyen.

Offensichtlich besitzen die aufständischen Tuareg hierfür die Kräfte und auch Bündnispartner. Zu den letztgenannten, die aktiv in der Sahelzone sind, gehören die “Al-Kaida im islamischen Maghreb”, die vor kurzem gebildete Formation “Ansar Dine” (Verteidiger des Islams), welche erklärte, der künftige Staat Azavad werde nach den Scharia-Gesetzen leben.

Derartige Ambitionen scheinen sehr ernst und untermauert zu sein. Kurz gesagt, der Staatsumsturz in Mali beschwört für die Sahelzone die Gefahr eines „grossen Krieges“ herauf. Diese Meinung vertritt Jean-Pierre Dozon, der führende Afrika-Experte der Pariser Schule für Studien der Gesellschaftswissenschaften (L’Ecole des etudes des sciences sociales).
Im Interview für die „Stimme Russlands“ sagte er am Telefon aus Paris Folgendes:

„Ich stimme voll dem zu, dass eine echte Gefahr besteht. Überhaupt scheint das Tuareg-Problem erneut zurückgekehrt zu sein, obwohl es ein sehr altes Problem ist. Dass eine Gruppe aggressiv gestimmter Tuareg von sich reden macht, ist weder für Mali noch für Niger etwas Neues.

Neu ist aber, dass die Tuareg jetzt sehr gut bewaffnet sind. Viele von ihnen sind unmittelbar mit der Al-Qaida im islamischen Maghreb, aber auch mit dem Drogen- und Waffenhandel verbunden. Überhaupt sind sie eine sehr bedrohliche Kraft geworden, was man zumindest an ihren Erfolgen bei Auseinandersetzungen mit der Armee von Mali sieht, die zudem wegen des Staatsumsturzes geschwächt ist.

Ohnehin war diese Armee nicht die stärkste in dieser Region. Den aufständischen Tuareg spielte der Putsch in die Hand. Nun weicht die Armee unter dem Druck der Aufständischen zurück.
Es gibt viele Tote, aber auch Soldaten, die desertieren. Gerade mit der Schwäche der Regierungstruppen motivierten die Putschisten den von ihnen vollbrachten Umsturz.

Die Tuareg deklarieren immer lauter ihre separatistischen Absichten, im Norden von Mali ihren eigenen Staat zu gründen. Diese Absichten stellen auch für die Nachbarländer eine reale Bedrohung dar, vor allem für Niger und in gewissem Sinne auch für Mauretanien.

Jetzt ist notwendig, dass die Wirtschaftsgemeinschaft der Staaten Westafrikas die Situation in Mali sehr ernst nimmt. Es ist auch notwendig, dass Frankreich etwas für Mali und die anderen Staaten unternimmt, obwohl die Beziehungen zwischen Frankreich und Mali jetzt nicht gerade ihre besten Zeiten erleben.
Schliesslich sollten sich die UNO und ihr Sicherheitsrat sehr viel ernster bezüglich des Umsturzes in Mali verhalten. Auch die USA und Russland sollten etwas unternehmen. Natürlich braucht das eine gewisse Zeit.
Wichtig ist jetzt aber, dass die Putschisten in ihre Kasernen zurückkehren, und dass die verfassungsmäßige Ordnung wiederhergestellt wird“, meint der französische Afrika-Experte Jean-Pierre Dozon.

RF/ruvr.ru

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