W ieder einmal siegen in Norwegen die wirtschaftlichen Interessen der kommerziellen Walfangindustrie vor den Einsichten von Wissenschaft und Nachhaltigkeit.
Am Wochenende hat die norwegische Regierung angekündigt, zwei bisher seperat behandelte kleine Meeresgebiete zum Nutzen der heimischen Walfangflotte zusammenzulegen.
Der Nordostatlantik ist zum Walfang in kleinere Gebiete mit individuellen Quoten aufgeteilt, um die Erschöpfung des Walbestandes zu vermeiden. Trotzdem hat die Regierung Norwegens den Forderungen der Walfangindustrie nachgegeben, die Meeresgebiete zu vereinen.
Denn seit Jahren klagen Norwegens Walfänger darüber, dass die auf sechs Jahre festgelegte Fangquote für Minkewale westlich von Spitzbergen (Svalbart) bereits nach drei Jahren erschöpft sei. Ihre Alternative lautet, in die Barentssee auszuweichen.
Besorgt über den stetigen Rückgang der Zahl von Walfangschiffen, hat die norwegische Regierung auch den einstimmigen Beschluss der Wissenschaftler der Internationalen Walfangkommission ignoriert, die Gebiete separat zu behandeln.
Das Ignorieren von Wissenschaft und gesundem Menschenverstand ist bezeichnend für die Walfangindustrie, sagt Truls Gulowsen, Meeresexperte von Greenpeace Norwegen.
„Der Wirtschaftszweig rund um den Walfang steht vor dem Aus, denn immer weniger Menschen essen Walfleisch und immer weniger Fangschiffe sind im Einsatz. 2011 verliessen 19 Fangschiffe die norwegischen Häfen und die Zahl sinkt kontinuierlich.“
Den Walfängern jetzt den Zugang zu den Fanggebieten zu erleichtern, ändert an dieser Tatsache nichts. Es grenzt an Irrsinn, die unrentable Walfangindustrie indirekt zu subventionieren, während mehr und mehr Menschen ihren Arbeitsplatz in der Fischerei aufgrund der Überfischung verlieren.
Truls fordert: „Die norwegische Regierung muss sich jetzt auf Prioritäten vor ihrer sonst so wunderschönen Küste konzentrieren und den Walfang endgültig verbieten.“
Greenpeace fordert von allen Walfangfangnationen, den kommerziellen Walfang nicht länger – direkt oder indirekt – zu subventionieren und ihn sofort zu verbieten. Ohne diese Subventionen könnte sich die Walfangindustrie nicht mehr auf den Beinen halten.
Dies gilt auch für Japan. Greenpeace deckte im Oktober 2011 im Verbund mit weiteren NGOs auf, dass die Regierung den Walfang im Südpolarmeer für die aktuelle Saison zum Teil mit Geldern aus dem Nachtragshaushalt für die Erdbeben- und Tsunamiopfer vom 11. März finanzierte.