J eder kennt sie und fast überall kann man sie kaufen: Shrimps. Wo die enormen Mengen an Garnelen herkommen und wie sie produziert werden, zeigt eine Reportage des NDR mit der Greenpeace-Meeresexpertin Dr. Iris Menn. Ein Kamerateam hat sie auf ihrer Recherchereise von Hamburg nach Thailand begleitet, wo riesige Aquakulturen die Umwelt gefährden.
Greenpeace: Iris, die Reportage trägt den Titel Schmutzige Shrimps. Warum sind Shrimps schmutzig?
Iris: Mit der Zucht von Shrimps sind zahlreiche Probleme verbunden. Ökologische, das heisst solche, die die Umwelt beeinträchtigen, aber auch soziale, die die Menschen vor Ort beeinflussen. Und das alles ist nicht positiv, sondern leider negativ.
Greenpeace: Die Shrimps-Aquakulturen in Thailand verursachen grosse Umweltschäden. Welche Probleme habt ihr während der Dreharbeiten dokumentiert?
Iris: Wir haben während der Dreharbeiten zum einen die Mangrovenzerstörung dokumentieren können. Eine Zerstörung, die schon länger zurückliegt, aber nach wie vor Auswirkungen auf die Menschen vor Ort hat – denn Mangroven waren ein wichtiger Bestandteil des Lebens der Menschen.
Sie holten Nahrung, Baumaterialien oder auch Medizin aus den Mangroven. Ganz davon abgesehen, dass es aus rein biologischer Sicht einzigartige Lebensräume sind, die wir erhalten müssen.
Wir haben die durch die Shrimpfarmen dominierte und massiv veränderte Landschaft dokumentiert, aber vor allem den aktuellen Betrieb der Farmen und deren Einfluss auf die Natur und die Menschen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die meisten Farmen keinen geschlossenen Wasserkreislauf haben.
So fliesst das Wasser aus den Teichen mit all den Nährstoffen und Chemikalien, die hineingegeben werden, ungefiltert in die Natur. Und damit auch die dort überwiegend gezüchtete Garnele White Tiger – eine Art, die in der Region nicht heimisch ist.
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Greenpeace: Während der Dreharbeiten habt ihr solche Aquakulturen in Thailand besucht. Waren die Menschen dort eher offen oder seid ihr auf Widerstand gestoßen?
Iris: Die kleineren Farmer waren überwiegend offen und haben uns ihre Farmen gezeigt und auch über ihre Probleme berichtet. Diese kleineren Farmen haben meist nur ein oder zwei Teiche und kämpfen hart um einen guten Verdienst.
Geht die Ernte durch den Ausbruch einer Krankheit in einem der Teiche verloren, ist es ein Desaster für sie. Aber wie an vielen Orten der Welt dominieren wenige grosse Firmen – man kann nahezu sagen eine Firma – das Geschäft. Sie haben grossräumige Anlagen mit vielen Teichen und bestimmen das Geschäft. Bei diesen Farmen wurde uns der Zutritt oft verwehrt.
Greenpeace: In Supermärkten gibt es inzwischen eine riesige Auswahl an Garnelen. Kann man als Verbraucher unterscheiden, welche Shrimps schmutzig sind und welche nicht?
Iris: Grundsätzlich sollte bei tropischen Shrimps erst einmal eine Alarmglocke schrillen. Es gibt nur sehr wenige Shrimps auf dem Markt, die aus einer ökologisch nachhaltigen Aquakultur stammen. Mit Hilfe des Greenpeace-Ratgebers Fisch – beliebt, aber bedroht kann man die richtige Wahl treffen.
Greenpeace: Was können Verbraucher gegen die schmutzige Produktion von Shrimps tun?
Iris: Seltener Shrimps essen und wenn: die richtige Wahl treffen. Durch seine Wahl am Tiefkühlregal oder an der Fischtheke kann der Verbraucher ein deutliches und starkes Signal an den Handel geben. So kann jeder einzelne und können wir alle gemeinsam etwas verändern.
Greenpeace: Deine Recherchereise begann auf dem Hamburger Fischgrossmarkt und führte dich schliesslich nach Thailand, wo ein grosser Teil der weltweiten Shrimps-Produktion angesiedelt ist. Was war auf dieser Reise für dich besonders beeindruckend?
Iris: Für mich war die Zerstörung der Mangroven schockierend und das obwohl ich die Ausmaße aus Karten, Reports und Bildern kenne. Die meisten Gebiete sind unwiederbringlich verloren, auch wenn es kleinere Aufforstungsbereiche gibt.
Nicht weniger schockierend fand ich den grosszügigen Umgang mit Desinfektionsmitteln in den Teichen und die Anzahl der Tiere – die sogenannte Besatzdichte – die dort in einem Teich sitzen und schlicht und ergreifend gemästet werden.
Das ist eine Massenproduktion auf Kosten der Natur und der Menschen vor Ort – für unseren Konsum. Wir müssen unsere Verantwortung daran erkennen und eine Veränderung erreichen.
Greenpeace: Vielen Dank für das Gespräch.