A usgehend von einer realen Mordserie an Roma in Ungarn, erzählt der Film Just the Wind einen Tag im Leben einer Roma Familie, vierundzwanzig Stunden der Angst vor der Gewalt, die sich das nächste Opfer sucht.
In unvergesslichen Bildern zeichnet der Regisseur den Wendekreis der Angst, in dem die Roma leben, immer auf der Flucht, immer in Erwartung der nächsten Demütigung, immer in der Not, lieber unsichtbar und schutzlos, als sichtbar und ausgeliefert zu sein.
Dabei gelingt es dem Regisseur mit einem beeindruckenden Ensemble aus Laien-Darstellern die von Mythos und Ressentiment besetzten Bilder von Roma zu unterwandern. Aus dem wahren Leben heraus gelingt es ihm seine Figuren in all ihrer Gebrochenheit und Individualität zu zeigen.
Czak a Szel schafft Bilder, die in ihrer ästhetischen Genauigkeit und humanistischen Tiefe nachhaltig beeindrucken: wie der Sohn den Leichnam des toten Schweins beerdigt, das der am Vortrag ermordeten Familie gehörte, weil es das einzige ist, was er tun kann, wie die Tochter die Vergewaltigung einer Mitschülerin beobachtet und nicht einschreitet, sondern sich abwendet mit einem Blick, der sich erinnert, der weiss, dass es sie selbst sein könnte, und wie dieselbe Tochter das Kind einer verwahrlosten Familie von ihrer betrunkenen Mutter und dem dahindösenden Vater mit zum Baden nimmt, ein kurzer Moment des Glücks, der nur wie ein Aufschub des Schrecklichen wirkt, das folgt.
Der Regisseur Bence Fliegauf romantisiert die Roma und ihre Lebenswelt nicht, sondern er zeichnet mit traurigem Ernst die Welt der Schutzlosen, die mit uns leben, und deren Alltag im Europa des 21. Jahrhunderts immer noch von Ressentiment, Tabus und Gewalt bestimmt ist.
Ungarn/Deutschland/Frankreich 2012, 98 Min.
Regie: Bence Fliegauf
Darsteller:
Lajos Sárkány
Katalin Toldi
Gyöngyi Lendvai
György Toldi
Die Preisverleihung des 27. Friedensfilmpreises fand am 19. Februar 2012 statt. Der Friedensfilmpreis wurde 1986 im UNO-„Jahr des Friedens“ von Berliner Friedensgruppen gestiftet; im Laufe der Jahre ist er zu einer der bedeutenden Auszeichnungen der Internationalen Filmfestspiele Berlin geworden.
Er ist weltweit der einzige Friedenspreis auf einem A-Festival.
Der Friedensfilmpreis steht unter der Schirmherrschaft der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V., Friedensnobelpreisträger von 1985. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro stiftet die Heinrich-Böll-Stiftung.
Der Künstler Otmar Alt entwarf und stiftete dem Friedensfilmpreis eine Bronzeskulptur, die den Preisträgerinnen und Preisträgern überreicht wird.