E r hat alles, was einen Helden ausmacht: Mut, Bescheidenheit und den unerschütterlichen Glauben, dass eine bessere Welt möglich ist. Paulo Adario leitet seit vielen Jahren das Greenpeace-Büro für den Amazonas.
Für seinen leidenschaftlichen Einsatz für die Urwälder Brasiliens wird er heute mit einem UN-Preis ausgezeichnet.
„Ich muss sagen, ich fühle mich geehrt, diesen Preis der UN zu bekommen, sagte Paulo Adario nach der Preisverleihung. Und ich muss auch sagen, dass es für Greenpeace ein toller Preis ist, der zeigt, wie wichtig unser Kampf für die Wälder dieses Planeten ist.
Die UN erkennt damit auch an, dass Wälder in grosser Gefahr sind und wir weiterkämpfen müssen.“
Schaut man sich Paulo Adarios Lebenslauf an, scheint eine öffentliche Würdigung seiner Arbeit längst überfällig. In den 1990er-Jahren zog er von Rio de Janeiro nach Manaus, der Hauptstadt des Amazonasstaats, und widmete sich von diesem Zeitpunkt an dem Schutz der brasilianischen Urwälder.
Dass ihm dabei stets Felsbrocken in den Weg gelegt werden und er wiederholt Morddrohungen erhielt, schreckt den Umweltschützer nicht ab.
Im Rahmen des Internationalen Waldjahres hat die UN gestern in New York fünf Forest Heroes ausgezeichnet. Von 90 Nominierungen aus 41 Ländern wählte die Jury Paulo Adario als einen der Preisträger aus.
Obwohl die Forest Heroes unterschiedliche Hintergründe haben, eint sie ihr Mut, ihre Leidenschaft und ihre Beharrlichkeit, die als Inspiration für all jene dienen, die zugunsten der Wälder etwas verändern wollen, so das UN-Forum für Wälder, das den Preis initiiert hat.
Umweltschützer müssen in Brasilien um ihr Leben fürchten
In Manaus arbeiten Paulo Adario und seine Kollegen in einem ungewöhnlichen Arbeitsumfeld. Hinter einem hohen Zaun befindet sich ihr Büro, gesichert durch Kameras und Sicherheitsleute.
Die Holzindustrie in Brasilien ist gnadenlos und findet die Arbeit der Umweltschützer gar nicht gut. Aber auch für den Anbau von Sojabohnen und die Fleischproduktion werden riesige Flächen Wald gerodet. In der Vergangenheit haben zahlreiche Aktivisten ihren Einsatz gegen die illegale Abholzung der Urwälder mit ihrem Leben bezahlt.
Trotzdem können Umweltschützer immer wieder Erfolge verbuchen. Einer der ersten des Greenpeace-Büros in Manaus war der Schutz eines Gebietes von Ureinwohnern im Jahr 2001.
Adario und seine Mitarbeiter halfen, deren Land zu markieren und erwirkten den offiziellen Schutz eines Gebietes von 1,6 Millionen Hektar – das entspricht einer Fläche von mehr als drei Fussballfeldern.
Feinde werden zu Verbündeten
Wie gross der Einfluss von Greenpeace im brasilianischen Urwald inzwischen ist, zeigen zahlreiche Verpflichtungen von Unternehmen zu verantwortlicherem Handeln. So zwang beispielsweise eine Greenpeace-Kampagne McDonalds zum Handeln.
Das Unternehmen verpflichtete sich, in Zukunft nur noch sauber angebaute Sojabohnen zu verarbeiten – also solche, für die kein Wald gerodet wurde.
Durch Kampagnen, die sich gezielt gegen namhafte Unternehmen wenden und an deren Image kratzen, erreichen die Umweltschützer indirekt auch die scheinbar übermächtigen Gegner wie Agrokonzerne. Deren Namen kennen ja meist nur wenige.
Immer wieder wurden Paulo Adarios Feinde in der Vergangenheit zu Verbündeten. Wegen des grossen Drucks in der Öffentlichkeit waren sie praktisch gezwungen, sich zu bessern. Zwar sind es oft nur kleine Siege, die Greenpeace vor Ort erlangt, aber es sind trotz allem Erfolge.
Paulo Adario ist jedenfalls alles andere als resigniert. Und wie es sich für einen richtigen Helden gehört, glaubt er fest daran, dass die Urwälder Brasiliens noch eine echte Chance haben.