M indestens 74 Tote und mehr als 1.000 Verletzte sind das Ergebnis von Stadion-Krawallen in Port-Saïd im Norden Ägyptens. Das Oberliga-Spiel war abgepfiffen, 3:1 hatte die Gastmannschaft Al-Ahli aus Kairo verloren.
Da stürmten hunderte Anhänger des siegreichen Teams Al-Masri aus Port-Saïd das Spielfeld und verfolgten die gegnerischen Spieler bis an den Spielfeldrand. Massenpanik. Viele Menschen wurden totgetrampelt oder erdrückt. Einige starben in der Kabine der Gäste-Mannschaft, wo man sie behandeln wollte.
Mehrere Spieler von Al-Ahli übten anschliessend harsche Kritik an den Sicherheitskräften: Sie seien plötzlich verschwunden oder hätten nichts unternommen, hiess es.
“Selbst als Fans auf sie losgingen, haben sie sich nicht gerührt,” meint auch Mohamed Mellegi, der seinen 21jährigen Bruder Karim verlor.
Mohamed Mellegi: “Da ist grosses Leid über das Land gekommen. Verantwortlich sind von Anfang bis Ende die Sicherheitskräfte. Das ging ja schon nach der ersten Halbzeit los.
Da rannten welche auf das Spielfeld, niemand hinderte sie daran. Die Sicherheitskräfte sahen alles, aber keiner rührte einen Finger.”
Nach seinem Eindruck waren die Angreifer keine Fussballfans, “sondern bezahlte Saboteure.”
Ägypten steht unter Schock. Am Hauptbahnhof von Kairo versammelten sich Tausende Menschen, um heimkehrende Fussballfans aus Port Said zu empfangen. Der Militärrat kündigte an, die schweren Krawalle untersuchen lassen; das Parlament soll am Donnerstag zu einer Krisensitzung zusammenkommen.
Viele Menschen jedoch haben das Vertrauen in die Militärs und die Sicherheitskräfte verloren, und sie machen sich Sorgen. “Wo ist die Polizei? Wo sind die Soldaten?”, fragt ein Al-Ahli-Fan. “Ich kann meine Freunde nicht erreichen, ich weiß nicht, wie es ihnen geht”.