D ie ärztliche Friedensorganisation IPPNW ist zutiefst besorgt über die immer grössere Zahl von Opfern der Gewalt in Syrien.
“Wir teilen die Forderung der jemenitischen Friedensnobelpreisträgerin Tawakkul Karman nach internationalen Maßnahmen, um die Menschen in Syrien zu schützen”, erklärt der stellvertretende IPPNW-Vorsitzende Christoph Krämer.
Allerdings sieht die IPPNW für das gestrige Scheitern der Resolution im Weltsicherheitsrat keineswegs Russland und China allein verantwortlich, sondern die westliche Staatengemeinschaft, die seit Wochen einen konsequent friedensorientierten Resolutionswortlaut ablehnt.
Die deutsche Sektion der IPPNW fordert die Bundesregierung und die NATO in einem heute veröffentlichten Appell deshalb auf, Plänen für eine westliche Militärintervention in Syrien eine klare Absage zu erteilen.
Der heimliche Transfer westlicher Waffen in das Land müsse umgehend unterbunden werden. Auch Sicht der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Ärzteorganisation sind auch Embargos keine Lösung.
Stattdessen müsse die Verständigung mit allen Beteiligten unter Einbeziehung Russlands gesucht werden.
“Als deutsche Sektion der IPPNW warnen wir aber auch vor einer noch darüber hinaus gehenden Gefahr: Eine westliche Militärintervention kann eine Dynamik in Gang setzen, die weitere Länder wie den Iran erfasst, und schliesslich zu einem Flächenbrand der gesamten Region führen – die mit Europa direkt benachbart ist.
Wenn die NATO darin verwickelt ist, kann dies letztlich sogar in eine offene Konfrontation zwischen den atombewaffneten Grossmächten münden”, heisst es in dem Appell.
Es mehrten sich die Hinweise, dass die inner-syrischen Konflikte wie der Kampf um Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zunehmend von externen Akteuren für eigene Machtinteressen benutzt und geschürt würden.
So werde nicht nur die syrische Regierung offenbar mit Waffen aus Russland unterstützt. Auch die Aufständischen erhielten grosse Geldbeträge aus den mit dem Westen verbündeten Golfstaaten und Waffen über die türkische NATO-Basis Incirlik sowie Unterstützung von Söldnern aus dem Ausland, etwa aus Libyen.
Viele Menschen in Syrien und insbesondere friedliche Teile der Opposition beklagten, dass so die gewaltfreien Perspektiven der seit Jahren fortschreitenden Reformbewegung zerstört würden.
Den Appell an die syrische Regierung und die bewaffnete Opposition sowie an die internationalen Unterstützer beider Seiten “Gewalt in Syrien stoppen – Krieg verhindern!” finden Sie unter (kann online unterzeichnet werden):
→ ippnw.de/aktiv-werden/kampagnen/syrien-aufruf.html
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