D er britische Maler Lucian Freud ist vielleicht zuerst für seine, mit grobem Pinselstrich gemalten, voluminösen fleischigen Akte bekannt.
Jahrzehntelang galt Lucian Freud als Britanniens grösster zeitgenössischer Maler. Sechs Monate nach seinem Tod zeigt die National Portrait Gallery in London jetzt eine umfassende Schau seiner Werke.
Kuratorin Sarah Howgate: “Sein künstlerischer Blick war ziemlich einzigartig. Die Ausstellung zeigt nun Arbeiten aus sieben Jahrzehnten, in denen er verschiedenste Leute und Künstler kennenlernte, und auch sein Stil sich sehr verändert hat”.
David Dawson sass Freud oft Modell. Er war sein Assistent und arbeitete mit ihm mehr als zwanzig Jahre lang.
David Dawson: “Es ging sehr langsam voran,- grosse Bilder brauchten manchmal ein Jahr oder länger. Er schaute sein Modell intensivst an. Aus dieser Betrachtung bezog er seine Informationen. Und irgendwann transformierte er die Personalität des Gemalten auf die Leinwand. So entdeckte er wirklich Neues.”
Lucian Freud stand im Ruf ein “Womanizer” zu sein,- 14 Kinder soll er haben. Mit den meisten hat er kaum oder keinen Kontakt gehabt,- anders mit seiner Tochter Jane McAdam Freud, selbst Künstlerin.
Als ihre Eltern sich scheiden liessen, verlor sie für viele Jahre den Kontakt zu ihrem Vater. Später kam er wieder zustande und Freud sass seiner Tochter, die als Bildhauerin arbeitet, sogar Modell.
“Triptychon in Space” – so hat sie es genannt. Von vorn wirkt es wach,- dagegen eher schlafend oder träumend das Seitenprofil.
Jane McAdam-Freud: “Ich denke nicht, das er herzlos war, er war eher leicht zu verletzen. Er wird wohl sein bestmögliches gegeben haben,- er war ehrlich zu sich. Es gibt da Aspekte die man animalistisch nennen könnte, aber so sind wir nun einmal. Wir sind menschliche Tiere und können das nur mühsam verdecken.”
Lucian Freuds Ausstellung kann in der National Portrait Gallery besichtigt werden. Jane McAdam Freud’s Skulpturen werden im Museum “Sigmund Freud” gezeigt, dem Begründer der Psychoanalyse. Lucian’s Grossvater.
Im Interesse für die menschliche Psychologie mögen sie sich durchaus ähnlich gewesen sein.